Ölpreise nehmen Kurs in Richtung Jahrestief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 04.10.2019

um 09:45 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Im Verlauf dieser Handelswoche haben die Ölpreise an den Rückgang der Vorwoche angeknüpft und sind erneut kräftig gefallen. Insgesamt ist die Nordsee-Ölsorte BRENT in den vergangenen sieben Tagen um rund 4,2 $/b gesunken und stand mit 57,9 Dollar/ Barrel am Freitagmorgen in der Nähe ihrer Jahrestiefststände. Auch die US-Ölsorte WTI gab im Wochenverlauf um 3,5 $/b nach und wurde am Freitagmorgen bei 52,6 Dollar/Barrel gehandelt. Die Preise für OPEC-Rohöl fiel mit rund 58 $/b ebenfalls deutlich unter den, vom Ölkartell angestrebten Mindestwert von 60 Dollar/Barrel. Die Gasölnotierungen sind zuletzt jedoch nicht so stark gesunken wie die Ölpreise, weshalb Heizöl hierzulande noch deutlich vom seinem Jahrestiefststand entfernt sind.

Die rasanten Preiserhöhungen, die sich vor zwei Wochen nach den Anschlägen auf Ölproduktionsanlagen in Saudi-Arabien ergeben hatten, sind mittlerweile wieder vollständig zurückgenommen. Die Sorgen, dass sich längeren Engpässen bei der Ölversorgung ergeben könnten, haben sich als unbegründet herausgestellt, denn die Reparaturarbeiten an den saudischen Ölanlagen sind deutlich schneller vorankommen als gedacht. So gab ein leitender Angestellter des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco zuletzt bekannt, dass die Ölproduktion Saudi-Arabiens auf rund 9,9 Millionen Barrel je Tag gestiegen sei, was in etwa der Menge, die vor dem Angriff produziert wurde entspricht.

In der zweiten Hälfte der Handelswoche wurden die Ölpreise zudem durch schwache Konjunkturdaten unter Druck gesetzt. Sowohl in Europa als auch in den USA greift die Industrieschwäche nun offenbar auch auf den bisher stabilisierenden Dienstleistungssektor über. Die Daten schürten umgehend neue Konjunktursorgen, was die Aktienmärkte allgemein deutlich unter Druck setzte und riskantere Anlagen wie Erdöl uninteressant machte. Zudem wird eine schwächere Nachfrage Ölprodukten erwartet, wenn die Weltwirtschaft weniger wächst, was sich ebenfalls preisdrückend auswirkte.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Neben den Konjunkturdaten führen auch die zahlreiche politische Konflikte, die sich nicht zuletzt um den bilateralen Handel drehen, dazu, dass die Stimmung an den Börsen eingetrübt ist und die Ölpreise die Abwärtsrichtung einschlagen. Neben dem Dauerkonflikt zwischen den USA und China, haben die USA nun auch Strafzölle auf europäische Waren angekündigt. Im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt kommt es am 10. Oktober wieder zu Gesprächen, von denen sich Beobachter jedoch nicht viel erwarten.

Auch vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche leicht preisdrückende Meldungen. Im Gegensetz zu den vorläufigen Zahlen des Interessenverband American Petroleum Institute (API), der für die vergangene Woche einen Rückgang der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl bekannt gegeben hatte, gab das US-Energieministeriums mit den offiziellen Angaben bekannt, dass die amerikanischen Öllagerbestände leicht gestiegen sind. Dabei waren vor allem die Rohöllager um 3,1 Mio. Barrel gestiegen, während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um rund 2,6 Mio. Barrel gesunken waren. Die gesamten US-Öllagerbestände haben sich somit kaum bewegt und stehen mit rund 784 Mio. Barrel weiterhin in der Nähe eines 12-Monats.Tiefs.

Am Devisenmarkt kommt der €uro gegen den Dollar auch in dieser Woche nicht aus seinem Tief heraus. Mit 1,097 Euro/Dollar stand die Gemeinschaftswährung zwar etwas besser da als zu Wochenstart, befindet sich jedoch weiterhin in der Nähe eines zweieinhalb Jahrestiefs. Der schwächere €uro verteuert das weltweit in Dollar gehandelte Erdöl im Euroraum, was sich hierzulande auch in den Heizölpreisen niederschlägt.

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