Ölpreise nehmen Kurs auf 3-Monatshoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 13.12.2019

um 09:30 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Wochenende hin, hat die aktuelle Handelswoche am Ölmarkt einen Richtungswechsel vollzogen. Während sich die Ölpreise zur Wochenmitte noch mit Verlusten auf die steigenden US-Öllager reagierten, legten sie zum Wochenausklang, aufgrund des schwächeren Dollars und der möglichen Einigung im US-Handelsstreit mit China, wieder deutlich zu. So kletterten die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI auf den heutigen Freitag um jeweils 0,6 Dollar je Barrel und befinden sich somit in der Nähe ihrer jeweiligen dreimonatigen Höchststände. Die Nordsee-Ölsorte BRENT stand am Freitagmorgen bei 64,6 $/b und die US-Ölsorte WTI wurde bei 59,5 Dollar/Barrel gehandelt. OPEC-Rohöl notierte zum Wochenausklang bei rund 66 Dollar/Barrel.

Zum Ende der Handelswoche profitierten die Ölpreise von Medienberichten, nach denen sich die USA und China auf ein vorläufiges Handelsabkommen geeinigt haben sollen. So äußerte sich US-Präsident Trump über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass man „einem großen Deal mit China sehr nahe“ komme, was mal wieder die Hoffnung aufkeimen ließ, dass die Weltwirtschaft Fahrt aufnehmen könnte. Ein solcher Ausblick sorgte umgehend für eine allgemein freundlichere Stimmung an den Finanzmärkten und am Ölmarkt stellt man sich auf eine anziehende Nachfrage ein. Beide Faktoren stützten die Ölpreise und auch der schwächere Dollar sowie die jüngst beschlossene Förderkürzung des OPEC+ Verbundes ließen die Ölnotierungen steigen.

Bei dieser preisstützenden Nachrichtenlage ging die Meldung der Internationalen Energieagentur (IEA) etwas unter, die aktuell davon ausgeht, dass die kürzlich beschlossene Förderkürzung des Ölkartells OPEC+ wohl nicht ausreichen werde um den Weltölmarkt ins Gleichgewicht zu bringen. Weiterhin schätzt die IEA die Lage so ein, dass es ein Angebotsüberschuss geben wird, der vor allem auf das schneller steigende Ölangebot von Nicht-OPEC-Staaten, wie den USA, zurückzuführen sei.

Aus den USA waren zuvor ebenfalls preisdrückende Impulse gekommen, als das amerikanische Energieministerium einen deutlichen Anstieg der US-Öllagerbestände bekannt gab. Insgesamt war in der vergangenen Woche ein Aufbau der Öllager in Höhe von 10,3 auf aktuell gut 806 Mio. Barrel zu verzeichnen. Damit kletterten die US-Öllager zum ersten Mal seit vier Monaten wieder über 800 Mio. Barrel-Marke. Mit 9,5 Mio. Barrel fiel vor allem der Anstieg der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) deutlich aus, während die Rohöllager lediglich um 0,8 Mio. Barrel ansteigen. Allgemein sind steigende Öllager in der größten Volkswirtschaft der Welt ein Hinweis auf ein zu hohes Angebot oder eine geringere Nachfrage und belasten somit die Ölpreise.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Abgesehen von den fundamentalen Daten wurde am Ölmarkt in dieser Woche auch ein Auge auf den größte Börsengang aller Zeiten gerichtet. Dabei hat der saudische Ölkonzern Aramco, wie erwartet die bisherigen Platzhirsche Apple und Microsoft überholt und sich zum wertvollste Unternehmen der Welt aufgeschwungen. Ganz so rund wie gewünscht ist der Börsengang jedoch nicht verlaufen, denn im Vorfeld hatte man eine Bewertung von über zwei Billionen Dollar angestrebt anstatt der dann realisierten rund 1,8 Billionen Dollar.

Neben Unstimmigkeiten mit einigen Investment-Banken kam der Börsengang auch zu einem Zeitpunkt, zu dem der Klimawandel weltweit stark diskutiert wird und in Europa ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis 2050 angestrebt wird. Diese politische und gesellschaftliche Stimmungslage ist auch auf den Finanzmärkten angekommen, was bei Investoren wohl auch zur Zurückhaltung geführt hat. Das Aramco dennoch das wertvollste Unternehmen der Welt ist zeigt allerdings auch, dass trotz der heftigen Klima-Debatten und der neuen, ehrgeizigen Ziele der EU-Kommission, Erdöl global betrachtet weiterhin der wichtigste Schmierstoff der Wirtschaft ist.

Allerdings rechnen Analysten zurzeit nicht damit, dass die Gewinne von Aramco in Zukunft deutlich steigen werden, in einer Weltwirtschaft die sich perspektivisch, weitestgehend vom Erdöl als Energieträger verabschieden will. Dies wäre somit genau die Zeitspanne, die den Ölförderländern noch bleiben würde, um aus ihren Bodenschätzen noch Geld machen zu können. Damit wäre PeakOil Geschichte und das Gebot der Stunde würde für die ölexportierenden Länder heißen so schnell wie möglich und so viel wie möglich Erdöl zu fördern bevor die Nachfrage wegbricht. Dies lässt in den kommenden Jahrzehnten tendenziell ein hohes Ölangebot und niedrige Ölpreise erwarten.

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