Ölpreise nach Abwärtstrend erstmals fester | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.01.2021

um 10:36 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Rohölpreise haben sich in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres in einem nahezu ununterbrochenen Aufwärtstrend befunden und konnten zur Mitte der letzten Woche bis auf den höchsten Stand seit dem Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 klettern. Der Höchststand konnte jedoch nicht lange gehalten werden, da bereits am Donnerstag eine Gegenbewegung und der Übergang in eine Abwärtsbewegung folgte, die die Notierungen bis gestern konstant haben sinken lassen. Mit dem Blick auf die Preisentwicklung der letzten 10 Tage fällt jedoch auf, dass die Intensität der Preisschwankungen zuletzt deutlich nachgelassen haben.

Im Vergleich zu den letzten Wochen und Monaten bewegten sich die Notierungen in den letzten zehn Tagen lediglich innerhalb eines äußert schmalen Preiskanals von weniger als drei Dollar je Barrel. Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird jedoch deutlich, dass die jüngste Preisentwicklung heute Morgen vorerst ein Ende findet. Nach den Verlusten der letzten Tage sorgt eine Gegenbewegung am Ölmarkt für übersichtlich steigende Notierungen. Während der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 0,2 Dollar/Barrel auf 53,2 Dollar anstieg, kostet ein Barrel der für Europa relevante Öl-Sorte Brent am Morgen 55,- US-Dollar und damit 0,3 Dollar/Barrel mehr als gestern.

Auch wenn zuletzt die Aktivitäten am Rohölmarkt im Vergleich zu den ersten beiden Wochen des Jahres vergleichsweise deutlich zugenommen haben, muss weiterhin von einem anhaltend ruhigen Handel gesprochen werden, dem es zuletzt an richtungsweisenden Meldungen mangelte. Die Preisrückgänge der letzten Tage waren jedoch auf gleich mehrere preisdrückende Meldungen zurückzuführen. Einer der Faktoren ist in der jüngsten Erholungstour des Dollar-Kurses zu sehen. Da Rohöl am Weltmarkt in der US-Währung gehandelt wird, hat ein steigender Dollar-Kurs zur Folge, dass Rohöl für Investoren außerhalb des Dollarraumes teurer wird und somit in der Regel die Nachfrage sinkt.

In den letzten Tagen hat auch ein Thema zu Preisrückgängen geführt, dass am Ölmarkt berechtigterweise als Dauerthema bezeichnet wird: die Corona-Pandemie. Während es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig um das Virus und dessen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft geworden ist, hat sich die Aufmerksamkeit am Markt in den letzten Tagen wieder deutlich erhöht. Neben dem Fortschritt in Bezug auf die weltweiten Impf-Aktivitäten, die in Ländern wie Deutschland jedoch bereits jetzt nicht die Erwartungen in Sachen Schnelligkeit und Anzahl der Impfungen vollumfänglich erreicht, rücken in erster Linie verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in den Fokus es Marktes.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Auch wenn die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus der einzelnen Länder nicht direkt zu Auswirkungen am internationalen Rohölmarkt führen, so tun sie dies über Umwege und stellenweise zeitversetzt. Es ist daher auch davon auszugehen, dass die für heute Nachmittag erwartete „Neuregelung“ der Corona-Maßnahmen in Deutschland als Vorbild für weitere Staaten dienen werden. Die mit den Restriktionen verbundenen Einschränkungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Aktivitäten werden zu einer Art Bremse für die jüngste Erholung der Weltwirtschaft. Durch die verschärften Maßnahmen ist darüber hinaus damit zu rechnen, dass die für das erste Quartal 2021 erwartete Rohöl-Nachfrage voraussichtlich deutlich nach unten korrigiert werden muss.

Angesichts der bevorstehenden Verschärfung der Restriktionen schlug zuletzt die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten von Optimismus in eine gesunde Art von Skepsis um, die die bekanntesten Aktienmärkte in den letzten Tagen merklich belastete. Nachdem es bis Mitte letzter Woche immer wieder zu regelrechten Kursfeuerwerken an den Aktienmärkten gekommen war und die Kurse häufig auf neue Langzeithöchststände klettern konnten, folgte zuletzt deutliche Abwärtskorrekturen. Da die Entwicklung an den Finanzmärkten als wichtiger Taktgeber des Rohölmarktes fungiert, ist davon auszugehen, dass ein wichtigstes Element der vorherigen Erholungstour vorerst ausbleibt.

Sowohl für die weitere Entwicklung des Rohölmarktes, als auch an den Finanzmärkten wird die weitere weltweite Impf-Aktivität entscheidend sein. Während die Aktivität in vielen Ländern bereits seit Jahresbeginn auf Hochtouren laufen und die anvisierten Impfzahlen bereits zeitnah erreicht werden könnten, kommt es in Ländern wie Deutschland weiterhin zu Verzögerungen aufgrund von Schwierigkeiten bei der Termin-Vergabe und dem Mangel von ausreichend Impfstoff. Sollte die Impf-Kampagne erst mit Verzögerung den erhofften Erfolg zeigen, könnte der jüngste Abwärtstrend erneut zurückkehren und es besteht die Gefahr, dass die über mehrere Monate aufgebaute Erholung des Marktes innerhalb kürzester Zeit „zerstört" werden.

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