Ölpreise mit Seitwärtstendenz – Ukraine-Krieg und Leitzinserhöhung im Fokus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.03.2022

um 10:42 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche haben die Ölpreise heute früh zunächst zugelegt, dürften aber im Laufe des Tages eher abgeben und ins Minus rutschen. Auf dem Ölmarkt bleibt der Krieg in der Ukraine das beherrschende Thema. Dennoch spielen iranisches Atomprogramm, Venezuela, Ölaufbauten und Leitzinserhöhung eine wichtige Rolle. Dazu kommen weitere Aspekte wie einem möglichen Rückgang der Nachfrage durch China und global. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 103,86 $ und Brent kostet 107,13 $ je Fass.

Der Ukraine-Krieg bleibt das beherrschende Thema für die aktuelle Preisgestaltung der Ölpreise. Zuletzt hat es zage Hoffnungen auf Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gegeben. Diese wurden jedoch wieder durch Aussagen aus russischer Seite wieder eingetrübt. Entsprechend haben die Ölpreise wieder zum Wochenausklang zugelegt. Die Unsicherheiten aufgrund des Krieges bleiben belastend, wenn auch nicht mehr so stark wie in den letzten Wochen.

Für Entlastungen könnte eine Rückkehr des Iran auf den globalen Ölmarkt sorgen. Die Atomgespräche sollen weitergeführt werden. Der Iran hatte zuletzt mit Russland direkte Gespräch wegen des Atomprogramms geführt. Russland wollte vom Iran Handelsgarantien haben. Dabei ging es sowohl um Rohöl und Gas, als auch um den Bau von Atomkraftwerken. Mittlerweile scheint man hier eine Einigung gefunden zu haben. Jetzt liegt es an den endgültigen Verhandlungen, einen zufriedenstellenden Abschluss für alle Seiten zu finden.

Auch eine Rückkehr Venezuelas auf den Ölmarkt bahnt sich an. Die USA wollen anscheinend die Sanktionen gegen Venezuela aufheben. Erste Gespräche laufen und es gibt positive Anzeichen dafür, dass Venezuela bald deutlich mehr Öl auf dem Ölmarkt positionieren könnte. Allerdings gibt es auch skeptische Blicke auf den möglichen Deal zwischen den USA und Venezuela. Neben politischen Gründen spielt auch eine vernachlässigte Infrastruktur in dem Ölland eine Rolle. Es ist unklar, ob Venezuela wirklich so viel Öl fördern und liefern kann, wie bisher angenommen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die US-Rohöllager haben zuletzt deutlich zugelegt. Hintergrund sind deutliche Aufbauten bei Rohöl. Laut der US-Energiebehörde (DOE) legten die Rohölbestände um 4,3 Mio. Barrel zu. Der Anstieg in dieser Höhe kam sehr unerwartet. Die deutlichen Aufbauten sind ein Warnsignal, dass die Nachfrage nach Rohöl aktuell abnimmt. Zugleich hatte es starke Abbauten bei Benzin (- 3,6 Mio.) gegeben. Die Rohölförderung war zuletzt in den USA deutlich gestiegen. Aufgrund der hohen Ölpreise lohnt sich Fracking wieder deutlich. Die Biden-Administration versucht händeringend, die hohen Energiepreise zu drücken.

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt die erwartete Leitzinserhöhung in den USA durch die Notenbank (FED). Die Leitzinsen wurden um 0,25 Punkte erhöht. Es ist die erste Erhöhung seit Beginn der Krise 2018. Auf den Finanzmärkten wurde die Erhöhung bisher positiv aufgenommen, obwohl höhere Zinsen zwar gegen die Inflation wirken, aber häufig auch die Wirtschaft belasten. Der aktuelle Zinssatz wird allerdings als zu niedrig empfunden. Gleichzeitig wird die FED ihre Anleihekäufe stoppen und auslaufen lassen. Insgesamt werden die angekündigten Schritte als ausreichend und sehr marktorientiert wahrgenommen. Die Ölpreise dürften dennoch sehr leicht darunter leiden. Höhere Zinsen lassen Anleger risikoreiche Anlagen meiden. Rohöl gilt als risikoreiche Anlage.

Unterdessen werden die Sorgen vor einem deutlichen Nachfragerückgang immer größer. Zuletzt hatte China aufgrund seiner „No-Covid-Strategie“ erneut einen Lockdown über die wichtige Provinz Shenzen verhängt. Hier sind auch Produktionsstätten für Microchips (unter anderem für Apple) und andere wichtige globale Zulieferer betroffen gewesen. Lockdowns führen automatisch zu einer niedrigeren Energienachfrage, wovon auch Rohöl betroffen ist (insbesondere in China). Außerdem hat die Internationale Energie-Agentur (IEA) ihre Prognose für die globale Rohöl-Nachfrage nach unten korrigiert. Sollte die Nachfrage tatsächlich drastisch sinken, könnte dies die Ölpreise senken.

Für Verbraucher sind die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise bleiben weiterhin auf hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise ziehen sich zwar weiter von ihren Höchstständen zurück, bleiben aber extrem teuer. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl dürften auch in Deutschland dazu beitragen, dass die bisherige Inflationsrate von 5,1 % weiter in die Höhe steigt.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1067 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell deutlich stärker, weil der Dollar als Krisenwährung Zulauf hat und Zinserhöhungen auch den Kurs stärken. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch belastet. Der Euro hält sich aber wacker über der Marke von 1,10. Das könnte Signalwirkung haben, auch weil die Europäische Zentralbank zuletzt dem Euro den Rücken gestärkt hat.

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