Ölpreise mit leichter Korrektur nach kräftigem Anstieg | Aktuelle Ölmarkt-News vom 13.09.2018

um 08:50 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auf den heutigen Donnerstag sind die Ölpreise leicht zurückgegangen, nachdem sie zuvor kräftig zugelegt hatten. So waren die beiden Rohöl-Leitsorten am Dienstag noch um zwei bis zweieinhalb Dollar je Barrel gestiegen, bevor dann gestern eine Gegenbewegung einsetzte und die Leitsorten um rund 0,2 $/b nachgaben. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Donnerstagmorgen bei 79,3 $/b und die US-Ölsorte WTI wurde bei 69,9 Dollar/Barrel gehandelt.

Abgesehen von einer kurzen Phase im Juni dieses Jahres ist der Preisunterschied zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten mit fast zehn Dollar so hoch wie seit Anfang 2015 nicht mehr. Vor einem Monat war die Differenz mit fünf Dollar nur halb so hoch, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich das US-Öl kaum verteuert hat während BRENT spürbar gestiegen ist. Damit scheint der Plan von US-Präsident Trump, die Rohöl- und Benzinpreise vor den US-Kongresswahlen stabil zu halten, bisher aufzugehen. Um dies zu erreichen hatte die US-Regierung angekündigt im Oktober und November auf die strategische Ölreserve der USA zurückgreifen zu wollen.

Hilfreich ist für die US-Regierung jedoch auch, dass die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt eher preisbelastend ausgefallen sind. Denn wie bereits in der Vorwoche gab das US-Energieministerium gestern bekannt, dass die gesamten US-Öllagerbestände weiter angestiegen sind. Aktuell deuten die Zahlen auf eine schwächere Nachfrage nach Ölprodukten hin, was die Ölpreise leicht belastet. Laut DOE sind die Rohöllager in den USA zwar um 5,3 Mio. Barrel und somit zum ersten Mal seit Januar 2015 wieder unter 400 Mio. Barrel gesunken, dafür verzeichneten jedoch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) einen deutlichen Anstieg in Höhe von 7,5 Mio. Barrel. Unterm Strich verzeichneten die gesamten US-Öllager somit einen Anstieg auf aktuell 771,4 Mio. Barrel.

Die US-Ölförderung stagniert unterdessen weiter auf ihrem Rekordhoch und die Anzahl der aktiven Ölfelder ist zuletzt zurückgegangen. Auch wegen Pipeline-Engpässen scheint das Wachstum des US-Ölmarktes vorerst ein Ende gefunden zu haben. Von stark preisdrückenden Impulsen kann daher auch keine Rede sein. Immerhin verläuft die Hurrikan-Saison bisher ruhig für die US-Ölindustrie. Hurrikan Florence wird die Ölanlagen an der Südküste der USA nicht treffen und auch die hinter Florence aufkommenden Tropenstürme Isaac und Helene werden wohl ebenfalls nicht in den ölreichen Golf von Mexiko ziehen. Ganz auszuschließen ist eine preistreibende Wirkung von Hurrikan Florence jedoch nicht, denn in den Vorjahren haben große Tropenstürme teilweise auch zu steigenden Ölpreisen geführt, selbst wenn sie an anderer Stelle als der wichtigen US-Ölregion auf Land getroffen sind.

 

 

Am Weltölmarkt beherrschen weiterhin zwei Themen das Geschehen, die für die Preisentwicklung gegenläufige Impulse bringen. Auf der einen Seite könnte es zum Jahresende zu Angebotsengpässen am Ölmarkt kommen, wenn im Zuge der US-Sanktionen gegen den Iran, die Ölexporte des OPEC-Mitgliedes sinken werden. Auf der anderen Seite bleiben auch gewisse Risiken für die Ölnachfrage vorhanden, die vor allem mit Handelsstreit zwischen den USA und China bzw. dem damit einhergehenden Risiko eines Abschwungs der Weltwirtschaft begründet werden.

Neben der Sorge vor einem eskalierenden Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, birgt auch der Liquiditätsrückzug aus Schwellenländern ein Risiko für die globale Konjunktur und konnte sich dämpfend auf die Ölnachfrage und die Ölpreise auswirken. Aktuell zeigt sich die Ölnachfrage allerdings noch sehr robust. In den großen Wirtschaftsräumen ist zurzeit kein Rückgang erkennbar und China hat im August sogar knapp 13 Prozent mehr Rohöl importiert als im Vormonat.

Das wohl wichtigste Thema für die Entwicklung der Ölpreise zum Jahresende bleibt die Frage wie stark der Rückgang der iranischen Ölexporte ausfallen wird, wenn die US-Sanktionen gegen den Iran ab November in Kraft treten. Die meisten Analysten rechnen zurzeit mit einem Rückgang von ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag aus. Südkorea, einer der wichtigsten Abnehmer von iranischem Rohöl, soll im August schon kein Öl mehr aus Iran importiert haben und damit den US-Forderungen frühzeitig nachgekommen sein.

Als Folge der Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor könnte der Weltölmarkt auf eine Unterversorgung zusteuern, die das Potential hat die Ölpreise zum Jahresende deutlich steigen zu lassen. Zwar hatten wichtige OPEC-Staaten, allen voran Saudi-Arabien, bereits angekündigt im Falle eines globalen Ölembargos gegen den Iran, die Angebotsausfälle kompensieren zu wollen, doch bisher bleiben Börsenhändler skeptisch ob dies gelingen wird. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass es dem Ölkartell aktuell schon nicht gelingt die zuletzt beschlossene Fördererhöhung umzusetzen.

Mit Schützenhilfe aus Russland kann auch nicht unbedingt gerechnet werden, denn Russland fördert zurzeit bereits in der Nähe des post-sowjetischen Rekordhochs und hat wenig Spielraum für Fördererhöhungen. Zudem spielen für Moskau hierbei auch politische Interessen eine Rolle, denn wenn das Land seine Ölexporte erhöht, fällt es dem politischen Verbündeten Iran in den Rücken und unterstützt darüber hinaus die Interessen der USA.

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