Ölpreise mit deutlicher Gegenbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.12.2019

um 11:08 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Der Kurseinbruch von vor genau einer Woche war an den internationalen Finanzmärkten auch noch bis zum Dienstag spürbar, sodass die Notierungen jeweils um mehr als drei Prozent nachgaben. Die Abwärtsbewegung hat innerhalb von nur zwei Werktagen dazu geführt, dass beide Rohölsorten ein Vier-Wochen-Tief erreichten. Doch wie so häufig folgt auf eine merkliche Preisbewegung in der Regel zeitnah eine Gegenbewegung. Das Tief wurde durch drei aufeinanderfolgende Tage mit steigenden Notierungen verlassen und die Rohölpreise erreichten heute im frühen Handel die höchsten Stände seit drei Wochen.

Während gestern noch Kurssteigerungen von 1,5 Dollar/Barrel bei der Nordölsorte Brent und noch deutlichere 1,6 Dollar/Barrel bei der amerikanischen Sorte WTI zu verzeichnen waren, sind die heutigen Preisbewegungen mit Steigerungen von 0,3 bzw. 0,1 Dollar/Barrel deutlich geringer. Die amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte am Freitagmorgen bei 58,2 $/b und die für Europa relevanten Sorte Brent stieg auf 63,2 $/b.

Mit Spannung haben die Marktteilnehmer die Ergebnisse des ersten Verhandlungstages des OPEC-Kartells gemeinsam mit den in der OPEC+ zusammengefassten verbündeten Förderstaaten erwartet. Doch die Hoffnung auf ein richtungsweisendes Ergebnis hat schnell wieder nachgelassen, nachdem das zuständige Gremium eine erneute Kürzung der Produktion um 0,5 Millionen Barrel im ersten Quartal 2020 empfohlen hat. Die Notierungen an den Finanzmärkten lies die Empfehlung des Gremiums nahezu unbeeindruckt.

Im Vorfeld des Treffens in Wien gab es unterschiedlichste Spekulationen über einen möglichen Ausgang der Verhandlungen. Diese haben von dem unmittelbaren Stopp der aktuellen Fördermengenkürzung, über die Beibehaltung bis hin zur Ausweitung der Kürzung geführt. Auch wenn die vom OPEC – Gremium empfohlene Ausweitung der Fördermengenkürzung tatsächlich umgesetzt werden sollte, gibt es bereits jetzt erste kritische Stimmen. So würde die geplante Ausweitung nur für einen kurzen Zeitraum umgesetzt werden.




Darüber hinaus bezweifeln erste Marktteilnehmer, dass die durch die Ausweitung der Förder- mengenkürzung beabsichtigte Preisstabilisierung, in Zeiten einer schwachen Nachfrage, zum gewünschten Erfolg führt. Hintergrund der Skepsis ist, dass bereits vor dem aktuellen Treffen einzelne Mitgliedstaaten die zuvor vertraglich vereinbarten Produktionsgrenzen nahezu regelmäßig überschritten habe.

Am heutigen zweiten Verhandlungstag wird gemeinsam mit den kooperierenden Staaten der OPEC weiterverhandelt. Bei zwei der insgesamt zehn kooperierenden Staaten sind bereits im Vorfeld des Treffens unterschiedliche Interessen bekannt geworden. Während der Iran sich für eine Beibehaltung oder ggf. sogar Ausweitung der aktuellen Kürzung ausgesprochen hat, äußerten sich Vertreter Russlands zuletzt zurückhaltend. Bei vergangenen OPEC+ - Meetings waren Russlands Interessenvertreter häufig gegen Förderbeschränkungen und ließen sich nur ungerne auf Kompromisse ein.

Ganz außer Betracht möchten wir in den aktuellen Rohstoff-News auch den seit nunmehr fast eineinhalb Jahren anhaltenden Handelsstreit zwischen den USA und China nicht lassen. Nachdem China bereits vor mehreren Wochen mitteilte, ein mögliches Teil- abkommen bis nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr abwarten zu wollen, hat US-Präsident Trump Anfang der Woche mitgeteilt, dass es auch für ihn keine Deadline gibt. Während die Aussage Trumps kurzfristig eine belastende Wirkung am Ölmarkt hatte, lies dieser Effekt schnell wieder nach.

Auch wenn die Notierungen mit dem Erreichen eines Vier-Wochen-Tiefs am Dienstag, bis hin zum heutigen Drei-Wochen-Hoch, gleich zwei Extrema innerhalb von nur wenigen Tagen erreicht haben, kann weiterhin von einem Seitwärtstrend gesprochen werden. Die vermeintlich richtungsweisenden Impulse sind bisher nur temporärer Natur, sodass sich die Notierungen weiterhin in einem schmalen Preiskanal bewegen. Es darf bezweifelt werden, dass die Marktteilnehmer bei der Suche nach einem nachhaltigen, richtungs- weisenden Impuls kurzfristig fündig werden.

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