Ölpreise leicht im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.08.2018

um 09:13 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben nach den deutlichen Verlusten vom Vortag gestern wieder leicht zugelegt und sich heute Morgen im frühen Handel weiter stabilisiert. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte um leichte 0,2 $/b und wurde am Freitagmorgen mit 71,3 Dollar/Barrel nur knapp über einem 4-Monats-Tief gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte ebenfalls um leichte 0,3 $/b zu und notierte am Morgen bei 65,4 Dollar/Barrel. Der Rückgang der Ölpreise zeigte sich auch beim OPEC-Rohöl, dessen Mischpreis in dieser Woche zum ersten Mail seit vier Monaten unter die 70 Dollar-Marke gesunken war.

Im Handelskonflikt zwischen den USA und China ist Peking in dieser Woche einen Schritt auf Washington zugegangen und will bis Ende August eine Delegation in die Vereinigten Staaten entsenden um auf Arbeitsebene eine Lösung im eskalierenden Handelsstreit zu finden. Schon alleine die Gesprächsbereitschaft der beiden Länder hat die Stimmung an den Börsen aufgehellt, denn zuvor belegten sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Strafzöllen und Gegenzöllen, ohne offiziell im Dialog zu bleiben.

Die Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China wurden an den Börsen insgesamt und speziell auch am Ölmarkt positiv aufgenommen. Zwar schauen Anleger am Ölmarkt zurzeit stärker auf die Nachfrageseite, doch aktuell rückt auch, die zuletzt weniger thematisierte Angebotsseite wieder stärker in den Fokus. Schwache Wirtschaftszahlen aus China und in größeren Schwellenländern lassen die Sorge vor einem Abflauen der globalen Konjunktur und einem Nachfragerückgang nach Ölprodukten nicht verschwinden, aber die angespannte Angebotssituation, die sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran verschärfen könnte, stellt ein deutliches Gegengewicht dar.

Auch am Devisenmarkt, von dem zuletzt preisdrückenden Impulse für den Ölmarkt gekommen waren, hat sich die Lage nach dem Gesprächsangebot von China an die USA entspannt. Nachdem die globale Ölwährung US-Dollar deutlich zugelegt hatte, konnte der €uro zuletzt wieder etwas an Boden gut machen und kletterte auf 1,139 Dollar/€uro. Dies machte den Einkauf von Rohöl in Europa günstiger, was die Nachfrage nach dem Handelsprodukt Öl anziehen lässt und die Ölpreise somit stützt.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Insgesamt haben am Ölmarkt zuletzt die preisdrückenden Nachrichten dominiert, doch ob dies noch anhalten wird, ist fraglich. Zwar drückt die Sorge, dass sich die vielen Handels- und Zollstreitigkeiten der USA negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken, auf die Stimmung an den Börsen und belastet die Ölpreise somit doppelt, doch sollte nun eine Lösung im Handelskonflikt mit China gefunden werden, so wäre der stärkste preisdrückende Faktor aus der Welt geräumt. Zudem steht einem anhaltenden Rückgang der Ölpreise weiterhin eine knappe Angebotslage am Weltölmarkt entgegen, die sich durch die US-Sanktionen gegen den Iran noch deutlich zuspitzen könnte.

Das zurzeit etwas in den Hintergrund geratene, aber perspektivisch wohl wichtigste Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise bleibt das drohende, globale Ölembargo gegen den Iran. Ab November werden die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran wieder in Kraft treten und zurzeit sieht es weiterhin so aus, als würde US-Präsident Trump an seiner harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten, obwohl viele Länder Kritik daran üben. China hatte zuletzt klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken werde, aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen werde.

Dennoch haben die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential die Ölpreise im Herbst  kräftig steigen zu lassen. Wie stark die iranischen Ölexporte zurückgehen werden ist zurzeit noch nicht absehbar, aber Analysten gehen zumeist von einem Rückgang zwischen einer und zwei Million Barrel pro Tag aus. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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