Ölpreise legten wieder deutlich zu | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.06.2019

um 10:53 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach den letzten Rohölpreise–News von Dienstag kam es am Rohölmarkt zu einer Kehrtwende, die die Notierungen bereits am Mittwoch leicht steigen ließ. Am gestrigen Donnerstag kam es im Laufe des Handelstages bei beiden Rohöl-Leitsorten zu einem deutlichen Anstieg der Preise, der sich heute im frühen Handel auch nur leicht nach unten korrigierte. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT seit Dienstag deutlich um 3,4 $/b zulegte, gab es bei der US-Ölsorte WTI mit knapp 4,7 Dollar/Barrel einen noch kräftigeren Preisanstieg. Somit wurde die für Europa relevantere Ölsorte BRENT am Morgen bei 64,4 Dollar/Barrel gehandelt und das amerikanische Leichtöl WTI notierte bei 56,7 Dollar/Barrel.

Die deutlichen Preisanstiege bei den beiden Ölsorten am gestrigen Handelstag, sind auf die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten zurückzuführen. Der seit Monaten andauernde Konflikt zwischen Washington und Teheran hat eine zuvor noch nicht erreicht Ebene erlangt, als der Iran eine US- Aufklärungsdrohne abschoss. Der Iran hat die militärische Handlung als eine Reaktion auf das Eindringen in den iranischen Luftraum und als Botschaft an diejenigen bezeichnet, die die Grenzen des Landes verletzen wollen.

Die Armee der Vereinigten Staaten hat den Abschuss der eigenen Drohne bestätigt, dementiert jedoch, dass das unbemannte Flugzeug in den iranischen Flugraum eingedrungen sein soll und der Abschluss stattdessen im internationalen Luftraum über der Straße von Hormus stattfand. Also in der Seestraße, in der es in den vergangenen Tagen zu Anschlägen auf Öltanker gekommen war und die für den weltweiten Öltransport, die wichtigste Seeroute darstellt.

Zusätzlich Brisanz bekam die Situation noch durch die Aussage von US-Präsidenten Trump, dass der Iran mit der militärischen Handlung einen "sehr großen Fehler" gemacht habe. Trump hatte wohl kurz nach den Vorkommnissen auch schon die Umsetzung eines Vergeltungsschlages anhand von Luftschlägen gegen den Iran bewilligt, soll den militärischen Vorstoß dann aber in der vergangenen Nacht abrupt gestoppt haben.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Bereits vor dem Abschuss der Drohne haben die Spannungen zwischen dem Iran und den USA dazu geführt, dass das Pentagon am Montag bestätigte, weitere 1.000 Soldaten in den Nahen Osten zu entsenden, um die Interessen der Vereinigten Staaten zu schützen. Zuvor hat die USA ihre Truppen bereits Ende Mai um 1.500 Soldaten verstärkt und unter anderem eine Bomberstaffel, sowie einen Flugzeugträgerverband in die Region verlegt.

Zusätzlich zu den geopolitschen Spannungen, wurden die Ölpreise in dieser Woche auch durch Wirtschaftsnachrichten gestützt. So kündigte die Europäischen Zentralbank (EZB) an, dass man mit weiteren Zinssenkungen und zusätzlichen Anleihekäufen die Wirtschaft im Euroraum anschieben wolle und auch die US-Notenbank FED hatte zuletzt bekannt gegeben, dass man zunächst keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen werde, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Hinzu kamen Spekulationen über eine mögliche Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Alle diese Nachrichten sorgten für eine bessere Stimmung an den Börsen und gaben somit auch den Ölpreisen Auftrieb.

Auch vom US-Ölmarkt kamen in dieser Handelswoche preisstützende Meldungen, denn die dortigen Öllagerbestände waren zuletzt um knapp 5,5 Mio. Barrel gesunken, was als Anzeichen für eine stärkere Nachfrage oder ein zu knappes Angebot in der größten Volkswirtschaft der Welt gewertete werden kann.  Insgesamt haben die Ölpreise daher seit Mittwoch eine Aufwärtsbewegung eingeschlagen, und drohen aktuell, den seit Anfang des Monats vorhandenen Seitwärtstrends zu verlassen. Neben den preisstützenden Meldungen der letzten Tage, haben die Nachrichten aus dem Nahen Osten, die bereits zuvor bedrohlich wirkende, geopolitische Spannung zwischen den USA und dem Iran auf ein neues Niveau gehoben, sodass zu befürchten ist, dass die Ölpreise in einen Aufwärtstrend übergehen können.

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