Ölpreise legen zum Wochenende deutlich zu | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.09.2020

um 09:45 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

So einfach kann der Ölpreis steigen, wenn die Marktbedingungen stimmen. Eine bessere Stimmung an den Finanzmärkten, Berichte über Finanzhilfen bei der Corona-Krise und schon geht es bergauf. Das auf und ab, welches in dieser Woche den Ölpreis dominierte, scheint aktuell abgewendet. Doch wie immer gilt: so einfach ist es dann doch nicht.

 

Die Ölpreise haben am Freitag deutlich zugelegt. So notierten am frühen Morgen die wichtigen Sorten Brent bei 42,09 $ je Barrel und WTI bei 40,45 $. Die deutliche Zunahme war, nach dem Hin und Her in dieser Woche, nicht erwartet worden. Gerade die 40 $ Marke bei WTI gilt als psychologisch wichtige Grenze für einen Ausbruch nach oben. Für den Anstieg der Ölpreise gibt es mehrere Gründe.

 

Der wohl wichtigste Grund dürften die jüngsten Meldungen aus den USA sein. Im Hickhack um ein milliardenschweres Konjunkturpaket, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft in den USA abzudämpfen, ist Bewegung hereingekommen. Die in der Sache bisher mauernden Demokraten im US-Repräsentantenhaus haben angekündigt, einen eigenen Vorschlag für ein Konjunkturpaket vorzulegen. Die Ankündigung der Demokraten wurde von der Finanzwelt als entgegenkommen gewertet.

 

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump muss in der Sache liefern, hat aber Probleme, weil im November Wahlen anstehen. Die Demokraten möchten den Eindruck vermeiden, die Trump-Administration sei fähig die Corona-Herausforderungen selbst zu lösen. Gerade deshalb waren die Gespräche auch ins Stocken geraten. Nach der jüngsten Ankündigung wird erwartet, dass die Verhandlungen zwischen Demokraten und der Trump-Administration neu starten. Die Demokraten können dabei die Rahmenbedingungen selbst vorgeben und mit ihrem Vorschlag Handlungsstärke zeigen.

 

Allein die Hoffnung auf ein Ende dieser zähen Verhandlungen und einem Neustart haben die Finanzmärkte in Euphorie versetzt. So wurden Hoffnungen wieder belebt, die Finanzhilfen in einem Konjunkturpaket und auch die Anschlussfinanzierung des Arbeitslosengeldes in den USA könnten schneller kommen, als bisher erwartet. Insgesamt stärkte die jüngste Entwicklung in den USA Börsen in allen Teilen der Welt. Die bessere Stimmung an den Finanzmärkten zeigte sich entsprechend auch bei der Preisgestaltung für die Ölpreise.

 

 

Die Befürchtungen der letzten Tage, wonach die Corona-Pandemie für weitere Einschränkungen im öffentlichen Leben, insbesondere in Europa sorgen könnte, wurden zunächst beiseitegeschoben. Tatsächlich gab es diese Woche schon vermehrt Impulse, die auf einen höheren Ölpreis wirkten, allerdings mit überschaubarem Erfolg. So haben die durchaus sehr positiven Zahlen der US-Energiebehörde, wonach die Öllager weiter ihre Bestände etwas abbauen konnten und die anziehende Nachfrage nach Benzin und Diesel so gut wie keinen Einfluss auf die Ölpreise gehabt.

 

Bestimmend bleibt aber weiterhin, wie man auch an den USA sehen kann, wie sich die Corona-Pandemie und der Umgang damit verhält. Sollte es, wie bereits zu Anfang dieser Woche stark befürchtet, zu stärkeren Einschränkungen in führenden Industrienationen kommen, droht erneut ein Nachfragekollaps. Gerade der Ölverbund OPEC+ versucht mit seinen Einschränkungen bei der Ölförderung gegenzusteuern. Bisher mit überschaubarem Erfolg. Wenn sich in dieser Hinsicht jedoch, wie von Libyen beispielsweise angekündigt, etwas ändert und die Ölförderungen zunehmen könnte der Ölpreis erneut absacken.

 

Das weiß man auch an den Finanzmärkten. Deshalb wird aktuell deutlich genauer hingeschaut, wie sich insgesamt alles entwickelt. Eine frohe Botschaft kann dann zu einem kurzfristigen Anstieg beim Ölpreis führen, dieser kann aber bei negativen Meldungen und Eintrübungen in den Stimmungen auch sofort wieder fallen. Entsprechend ist der Ölpreis aktuell sehr stark von der Corona-Pandemie abhängig. Der in dieser Woche wieder etwas stärkere US-Dollar macht dabei den Import von Öl auch teurer. Entsprechend muss man schauen, wohin sich die Nachfragesituation entwickelt.

 

Für Verbraucher sind günstige Ölpreise hingegen ein Segen. Wer Auto fährt oder mit Heizöl heizt, kann von den günstigen Preisen auf den Rohölmärkten profitieren. Insgesamt haben die günstigen Preise aber auch Auswirkungen auf die Inflation oder Preisteuerungsraten in den Ländern. Durch günstige Ölprodukte werden gerade Transporte – egal ob in Kurz- oder Langstrecken - auch günstiger. Das wirkt sich auch auf die Endverbraucherpreise bei anderen Produkten aus. Die Frage ist aber, ob das so bleibt, oder sich doch ein Umschwung beim Ölpreis andeutet. Die nächsten Wochen dürften darüber mehr Aufschluss geben. In einem sehr ungewohnten Jahr stehen entscheidende Wochen an.

 

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