Ölpreise legen zu – Ölmarkt blickt auf Kasachstan und Konjunkturdaten | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.01.2022

um 09:42 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche sind die Ölpreise gestiegen. Ein Grund dafür ist der Konflikt in Kasachstan. Das autoritär regierte Land erlebt aktuell deutliche Unruhen. Kasachstan gehört zu den ölexportierenden Ländern und hat reiche Uran-Vorkommen. Die Intervention Russlands in dem Land hat die Sorgen vor einem Ausfall der Öllieferungen verstärkt. Aktuell gibt es bereits Probleme bei der Förderung. Außerdem blickt der Ölmarkt gespannt auf die Inflationsdaten aus Europa und die Arbeitsmarktdaten in den USA. Im Voraus zeichnen sich positive Daten ab, die heute Nachmittag unterfüttert werden dürften. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 79,71 $. Brent kostet 82,22 $ je Fass. Damit geht die Erholung der Ölpreise weiter.

Für Aufruhr sorgte Mitte der Woche das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (FED). Einige der wichtigen Experten hatten laut Protokoll angeregt, die Anleihekäufe schneller zu beenden und die Leitzinsen früher als geplant zu erhöhen (Tapering). Eine möglicherweise schnellere Abkehr als bisher geplant sorgte auf den Finanzmärkten für Unruhe und zog die Ölpreise in Mitleidenschaft. Die Futures gaben deutlich nach und erholten sich erst im späteren Verlauf. Öl gilt als risikoreiche Anlage und eine Erhöhung der Zinsen belastet die Nachfrage.

Ebenfalls für schlechte Stimmung sorgten die Daten der US-Energiebehörde (DOE). Diese legte am Mittwoch die aktuellen Bestandsdaten für die US-Lager vor. Die Rohölbestände sind die sechste Woche in Folge gesunken (-2,4 Mio. Barrel). Die Mitteldestillate (+ 4,4 Mio. Barrel) und Benzinvorräte (+10,1 Mio. Barrel) legten hingegen deutlich zu. Gerade der Aufbau bei Benzin beunruhigte stark. Erste Daten zeigen, dass die Nachfrage für Benzin um rund 16 % im Dezember nachgegeben hat. Hintergrund ist laut Analysten die starke Entwicklung bei der Ausbreitung der Corona-Variante Omikron. Auf größere Reisen und Fahrten mit dem Auto wurde trotz der Feiertage verzichtet.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unterdessen vor einer Einstufung von Omikron als „mild“ gewarnt. Laut WHO sei die Corona-Variante mittlerweile sehr stark ausgebreitet und nicht weniger gefährlich als andere Corona-Varianten. Die Infektionszahlen weltweit hätten massiv zugenommen. In der vergangenen Woche wurden weltweit 9,5 Millionen Neuinfektionen gemeldet, ein Plus von 71 Prozent gegenüber der Vorwoche. Aufgrund der Feiertage seien dabei noch längst nicht alle Infektionen erfasst worden. Die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. Zuletzt hatten Sorgen zugenommen, dass die Gesundheitsversorgung weltweit durch Omikron gefährdet sei. Einschränkungen in der Mobilität sind immer wahrscheinlicher geworden und könnten die Ölpreise zusätzlich belasten.

Heute Nachmittag werden die Inflationsdaten aus dem Euro-Raum erwartet. Diese könnten erneut hoch ausfallen und die Europäische Zentralbank (EZB) weiter unter Druck setzen. Die EZB weigert sich weiterhin, die Leitzinsen zu erhöhen und gegenzusteuern. Die EZB hatte zunächst den Standpunkt vertreten, dass die höhere Inflation nur flüchtiger Natur sei, ist mittlerweile allerdings auch dazu übergegangen zuzugeben, dass die höhere Inflation uns eine Weile erhalten bleiben dürfte. Trotzdem will die EZB noch nicht gegensteuern, um die konjunkturelle Erholung nicht abzuwürgen. Ob die Strategie wirklich aufgehen wird, wird von Experten und Analysten bezweifelt, weil weltweit immer mehr Länder dazu übergehen, die Leitzinsen zu erhöhen. Das sorgt für zusätzlichen Druck.

Etwas aus dem Blick sind die Gespräche mit dem Iran gerückt. Dabei scheint es weitere Fortschritte zu geben. Es könnte dazu führen, dass der Iran wieder auf den globalen Ölmarkt zurückkehrt und damit die Versorgungslage verbessert. Dies könnte zu günstigeren Ölpreisen führen. Die beschlossenen Fördererhöhungen der OPEC+ werden von Analysten mittlerweile kritisch gesehen. Einige Analysten weisen darauf hin, dass bereits jetzt die angestrebten Fördermengen nicht erreicht werden. Unter anderem hatte Libyen zuletzt seine Ziele nicht erreicht. Unter den gegebenen Voraussetzungen könnte der Markt weiterhin von einem Defizit beim Ölangebot leiden.

Für Verbraucher sind die aktuellen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau, haben sogar wieder deutlich zugelegt. Die Spritpreise und Benzinpreise haben hingegen nur wenig von ihren Höchstwerten abgegeben. Auf lange Sicht betrachtet, sind die Preise jedoch weiterhin sehr hoch. Dies steigert auch die Inflation in Deutschland, die zuletzt mit über 5,3 % im Dezember ein neues Rekordhoch erreicht hat. Über das Jahr betrachtet war die Inflation in Deutschland mit 3,1 % auf dem höchsten Stand seit 1993.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1306 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere und aufgewertete US-Dollar belastet die globale Rohöl-Nachfrage. Importe sind teurer geworden.

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