Ölpreise kurz vor Jahreshoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.10.2017

um 09:11 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am Mittwoch leicht zugelegt und am Donnerstagmorgen wieder nachgegeben. Insgesamt haben sich die beiden Rohöl-Leitsorten auf Donnerstag somit kaum verändert. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte am Morgen weiterhin bei 58,2 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde erneut bei 52 Dollar/Barrel gehandelt. Insgesamt zeigen sich die Ölpreise in dieser Woche recht stabil, befinden sich dabei aber auf einem vergleichsweise hohen Preislevel. So steht zumindest die europäische Leitsorte BRENT zurzeit auf einem der höchsten Stände seit Juli 2015.

Immer wenn das amerikanische Energieministerium zur Wochenmitte die neuen Daten vom US-Ölmarkt bekannt gibt, rückt dieser stets in den Fokus der Rohstoffbörsen. Auch gestern blickten Händler gespannt auf die neuen Daten und bekamen überraschend deutlich preisstützende Nachrichten präsentiert. So war die US-Ölproduktion in der vergangenen Woche um massive 11,3 Prozent auf 8,4 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Da diese Zahlen jedoch durch Sondereffekte und Anpassungen in der Berechnung beeinflusst waren, blieb eine entsprechende Reaktion an den Börsen bisher aus.

Neben der gesunkenen US-Ölförderung gab das Department of Energy (DOE) gestern zudem einen abermaligen Rückgang der US-Öllagerbestände bekannt, welcher sogar deutlicher ausgefallen war als Analysten zuvor erwartet hatten. So waren zwar die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) in Summe um 1,4 Mio. Barrel gestiegen, da die Rohöllager jedoch gleichzeitig um 5,7 Mio. Barrel abgebaut wurden, verzeichneten die gesamten US-Öllager ein Minus von 4,3 Mio. Barrel. Mit derzeit gut 813 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager somit auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2015.

Ölpreis an der Börse



Generell stellt der US-Ölmarkt zurzeit nicht mehr ein ganz so starkes Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz dar, wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war. Die OPEC und Russland wollen ihre Förderkürzung hingegen verlängern oder sogar ausweiten. Gleichzeitig zieht die globale Ölnachfrage stärker an als zunächst angenommen wurde, so dass sich zunehmend ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt einstellt. Untermauert wurde die Erwartung einer anziehenden Ölnachfrage gestern durch neue Konjunkturdaten aus China, denn in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal mit 6,8 Prozent deutlich stärker gestiegen als dies von Peking in diesem Jahr angestrebt wurde.

Neben den preisstützenden Fundamentaldaten geht für die Ölpreise zurzeit auch ein nicht unerhebliches Risiko von geopolitischen Aspekten aus. Mit Konflikten im Irak und Iran stehen gleich zwei der größten OPEC-Ölförderländer im Fokus des Interesses. Im Iran könnte die Haltung der US-Regierung zum ausgehandelten Atom-Abkommen zu einer Destabilisierung der Region führen und sich somit auf die Ölpreise auswirken. Im Mittelpunkt stehen aktuell jedoch die Entwicklungen im Irak, denn die in einem Autonomiegebiet im Nordirak lebenden Kurden hatten Ende September per Referendum ihre Abspaltung vom Irak erklärt um einen eigenen Kurdenstaat zu gründen.

Da der Nordirak eine sehr ölreiche Region ist reagierte die irakische Zentralregierung sofort mit erhöhter Militärpräsenz und besetzte wichtige Gebiete der irakischen Ölindustrie. Auch über die Grenzen des Iraks hinaus sorgt der seit langem schwelende Kurden-Konflikt für Unruhe, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen. Der ölreichen Region droht somit ein Bürgerkrieg, der auch am Ölmarkt eine Rolle spielen wird.

Laut jüngsten Berichten der Medienagentur Reuters sollen die Ölexporte aus der betroffenen Region bereist spürbar gesunken sein. So soll am türkischen Ölexporthafen Ceyhan, an dem auch die Öllieferungen der nordirakischen Kurden per Pipeline ankommen, von zuvor 0,6 Mio. Barrel/Tag auf derzeit rund 0,25 Mio. Barrel pro Tag zurückgegangen sein.

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