Ölpreise kurz vor 100 $-Marke – Ukraine-Krise treibt Ölpreise auf Rekordhöhen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.02.2022

um 10:57 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise steigen wieder sehr stark an, nachdem sich die Ukraine-Krise immer mehr in einen militärischen Konflikt verwandelt. Russland scheint gewillt, in die Ukraine einzumarschieren und eine Invasion durchzuführen. Gestern erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, dass die Ukraine kein genuin eigener Staat sei, sondern zur Russland gehöre. Gleichzeitig wurden Luhansk und Donezk im Donbass-Gebiet als unabhängige Staaten anerkannt. Die Eskalation wird durch neue Truppenaufmärsche an der Grenze zur Ukraine befördert. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert bei 95,50 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 99,15 $ je Fass. Damit steht Brent kurz vor dem Überschreiten der 100 $-Marke. Der Ölmarkt bleibt aufgrund der Krise sehr volatil.

Die EU und die USA haben aufgrund der jüngsten Eskalation durch Russland bereits Sanktionen angekündigt. Die Frage ist jedoch, wie diese aussehen sollen. Zu stark ist die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. Erste Berechnungen gingen beispielsweise davon aus, dass Deutschland mit seinen aktuellen Gas-Vorräten über den Winter kommt. Dennoch bleibt gewisse, dass Öl und Gas zunächst deutlich teurer werden, wenn Sanktionen gegen Russland greifen sollten. Sollte Russland in der Ukraine einmarschieren, so sind nicht nur Sanktionen sehr wahrscheinlich, sondern auch ein militärischer Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren möglich. Dies könnte auch zu zusätzlichen Versorgungsengpässen und deutlich teureren Gas- und Ölpreisen führen.

Die jüngsten Eskalationen in der Ukraine-Krise haben auch die Finanzmärkte stark getroffen. Während die Börse in Russland um über 18 % nachgegeben hat, steuerten in Asien und im Euroraum die Finanzbörsen ins Minus. In den USA blieben die Folgen zunächst überschaubar, da gestern ein nationaler Feiertag war und viele US-Amerikaner die Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende genutzt haben. Allerdings wurden für heute der Dow-Jones-Index und Futures deutlich niedriger erwartet. Insgesamt ist das Börsenumfeld gerade sehr negativ aufgestellt, auch mit Blick auf die kommenden Zinserhöhungen in den USA. Hier geht es auch um die Frage, wie hoch die Erhöhung ausfällt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Hier gibt es auch Bewegung bei der EZB. Diese hat zu einer Sondersitzung eingeladen. Es gibt hinter den Kulissen bereits die Meinung, dass sich die sog. „Falken“ im EZB, zu denen auch deutsche und österreichische Notenbanken-Chefs gehören, durchgesetzt haben sollen. Das hieße, dass auch die EZB ihre Zinspolitik bald ändern dürfte. Im Vorfeld wird jedoch damit gerechnet, dass zunächst die Anleiheprogramme gestutzt oder komplett zurückgefahren werden. Die Zinspolitik der EZB ist seit Monaten Thema. Während die US-Notenbank FED längst die Zinswende in Aussicht gestellt hat, blieb die EZB bisher bei ihrem Mantra, dass die Inflation nur eine vorübergehende Belastung darstelle, die bald nicht mehr so hoch ausfallen werde. Dass dies ein Irrtum war, wird immer deutlicher.

In der Debatte um das Atom-Programm des Iran scheint es deutliche Bewegung zu geben. Mittlerweile scheint es nicht mehr eine Frage von Wochen, sondern von Tagen zu sein, wann eine Einigung erzielt wird. Für alle Parteien scheint dabei auch der Blick auf die Energiekrise ein Treiber zu sein. Der Iran könnte eingefrorenes Geld und die Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl gut gebrauchen, die USA und andere Nationen hätten durch den Iran eine Möglichkeit den hohen Ölpreisen und den Engpässen auf dem globalen Ölmarkt zu begegnen.

Insgesamt kommt die Ukraine-Krise zur Unzeit. Bereits jetzt ist das Defizit auf der Angebotsseite bei Rohöl größer, als häufig angenommen. Obwohl Monat für Monat die Fördermengen durch OPEC+ Länder um 400.000 Barrel pro Tag erhöht wurden, hat die Internationale Energieagentur (IEA) herausgefunden, dass die Förderungen 900.000 Barrel pro Tag unter der angestrebten Förderquote liegen. Dabei nimmt die Nachfrage nach Rohöl - auch wegen der mild verlaufenden Infektionen durch Omikron - weiter zu. Entsprechend müssen die OPEC und ihre Verbündeten bald gegensteuern, sonst werden die Ölpreise auch hier weiter steigen. Allerdings würden Sanktionen gegen Russland genau diese möglichen Erhöhungen sowieso zunichtemachen.

Für Verbraucher sind die aktuell höheren Rohölpreise schlechte Nachrichten. Die Preise für Heizöl sind weiterhin auf sehr hohem Niveau. Und auch die Spritpreise notieren stark im Plus. Die Benzinpreise und Dieselpreise bleiben in einer leichten Aufwärtsbewegung. Die Inflation dürfte uns unterdessen eine Weile erhalten bleiben. Die hohen Energiepreise tragen deutlich dazu bei, dass die Inflation stark bleibt. Die Ukraine-Krise könnte hier noch einmal einen Schub leisten.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1328 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere US-Dollar verteuert die Rohöl-Importe, was zu einer weltweit niedrigeren Nachfrage für Rohöl führt. Aufwertung erhält der Dollar aktuell auch als sog. Krisen-Währung.

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