Ölpreise kräftig gesunken | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.12.2017

um 09:04 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreis haben am gestrigen Handelstag deutliche Verluste hingenommen, so dass die europäische Leitsorte BRENT auf den tiefsten Stand seit über einem Monat gefallen ist. Insgesamt gab die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Donnerstag um 1,5 $/b nach und wurde am Morgen bei 61,2 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI fiel ebenfalls um 1,5 $/b und notierte am Donnerstagmorgen bei 55,8 Dollar/Barrel.

Als Grund für die Preisrückgänge wurden aus dem Handel die neuen US-Öllagerdaten genannt, obwohl diese wenig spektakulär ausgefallen waren. So meldete das US-Energieministerium gestern Nachmittag einen leichten Aufbau der gesamten US-Öllager in Höhe von 2,8 Mio. Barrel. Dabei waren die Rohöllager um 5,6 Mio. Barrel gesunken, die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) kletterten jedoch gleichzeitig um deutliche 8,4 Mio. Barrel.

Zwar hatten Analysten im Vorfeld mit einem Abbau der US-Öllagerbestände gerechnet und der starke Aufbau der Ölproduktelager lässt zudem erwarten, dass die hohe Auslastung der US-Raffinerien von knapp 94 Prozent in den kommenden Wochen zurückgehen und somit auch die Nachfrage nach Rohöl sinken wird. Dennoch zeigen sich die US-Öllagerdaten seit nunmehr sieben Wochen insgesamt recht stabil und liegen mit leichten Schwankungen stets bei rund 800 Mio. Barrel.

Ölpreis an der Börse



Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Öllagerdaten nicht allein für die spürbare Korrektur der Ölpreise herangezogen werden können. Insgesamt hat sich die Lage am Ölmarkt in den letzten Tagen kaum verändert. Die OPEC hat vor einer Woche beschlossen die bestehende Förderkürzung bis Ende 2018 fortzuführen und dadurch das Angebot am Ölmarkt weiterhin künstlich zu verknappen. Und zum Wochenbeginn wurde sogar gemeldet, dass die Ölförderung des Kartells im November auf den tiefsten Stand seit etwa einem halben Jahr gesunken sein soll.

Und obwohl auch vom US-Ölmarkt nun keine deutlich preisdrückenden Impulse kamen, scheinen Händler die Lage am Ölmarkt derzeit neu zu bewerten. Zentral scheint dabei die Frage zu sein, ob die Ölpreise aktuell das Potential haben weiter zuzulegen. Aktuell gibt es zwar keine Meldungen, die aus fundamentaler Sicht einen Rückgang der Ölpreise erwarten lassen müssten, aber auch nach oben scheint wenig Spielraum zu sein. Vielmehr sieht es so aus als könnte ein Ölpreis von 60 bis 65 Dollar/Barrel ein neues Gleichgewicht auf dem Weltölmarkt darstellen.

Zumindest scheint dieses Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure gerecht zu werden. Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt.

Für Börsenhändler verspricht eine Seitwärtsbewegung allerdings keine Gewinne, weshalb es Sinn macht  Kontrakte abzustoßen und die ordentlichen Gewinne der letzten Wochen mitzunehmen. Erst wenn die Ölnotierungen um die Spekulationen bereinigt und auf einen Preis gefallen sind, der unterbewertet erscheint, können Händler wieder einsteigen und auf steigende Ölpreise setzen.

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