Ölpreise korrigieren leicht nach unten | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.09.2017

um 08:44 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach anfänglichen Gewinnen haben die Ölpreise im gestrigen Handelsverlauf ins Minus gedreht, heute Morgen aber bereits wieder leicht zugelegt. Besonders der Anstieg der europäischen Rohöl-Leitsorte BRENT war am Vortag mit rund vier Prozent übertrieben ausgefallen, was am Dienstag zu einer Korrektur nach unten führte.

Dementsprechend wurde die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,5 $/b nach unten gehandelt und stand am Mittwochmorgen bei 58,7 Dollar/Barrel. Da die US-Ölsorte WTI am Vortag nicht so stark zugelegt hatte, korrigierte diese auch nur minimale 0,1 $/b nach unten und wurde am Morgen bei 52,2 Dollar/Barrel gehandelt.

Neben der zuvor schon bullischen Stimmung am Ölmarkt, die auf einer anziehenden globalen Ölnachfrage bei gleichzeitig anhaltender Angebotsverknappung durch die OPEC beruht, sorgte in der ersten Wochenhälfte die Nachricht, dass die Türkei Öllieferungen aus dem Nordirak blockieren könnte dafür, dass die Ölpreise weiter zulegten. Auslöser für die Drohung der Türkei war ein Referendum der Kurden, die im Nordirak in einem Autonomiegebiet leben und einen eigenen Kurdenstaat anstreben.

Trotz scharfer internationaler Kritik hatten die irakischen Kurden über ihre Unabhängigkeit abgestimmt und somit für viel Aufregung in der Region gesorgt, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen.

Dies will besonders die Türkei verhindern, in deren Hoheitsgebiet viele Kurden leben. Daher sind die Drohungen zur Blockierung der Öllieferungen mehr als ein Säbelrasseln und auch leicht umsetzbar, denn die Pipelines aus dem Nordirak nach Europa führen durch die Türkei.

 

In Bezug auf den Ölmarkt muss man wissen, dass das kurdische Gebiet im Nordirak sehr ölreich ist. Zudem hat auch die irakische Region Kirkuk, die nicht zum kurdischen Autonomiegebiet zählt, an dem Referendum teilgenommen. Diese Region ist ebenfalls reich an Ölvorkommen und daher auch für die irakische Regierung von besonderer Bedeutung. Der seit langem schwelende Konflikt in der Region, der auch ein Grund für das türkische Engreifen im syrischen Bürgerkrieg war, hat sich nun wieder verstärkt und wird auch für den Ölmarkt eine Rolle spielen.

Trotz der gestrigen Abwärtskorrektur befinden sich die Ölpreise aktuell in der Nähe ihres Zwei-Jahres-Hochs. Die Rohölsorte BENT, die vor drei Monaten noch auf ihrem Jahrestief gestanden hatte, ist seitdem um rund 30 Prozent gestiegen. Unabhängig vom kommenden europäischen Winter, der für sich genommen nur wenig Einfluss auf die Ölpreise hat, hat sich die Stimmung am Ölmarkt verändert. So scheint aktuell zum ersten Mal seit Beginn der Förderreduzierung der OPEC ein Ende der Überversorgung des Weltölmarktes möglich zu sein.

Gründe hierfür sind, neben der Einhaltung der beschlossenen Förderobergrenze durch die OPEC-Allianz, die wirtschaftliche Entwicklung in den westlichen Industrienationen und in China, die zu einem Anstieg der globalen Ölnachfrage führt. Auch Hurrikan Harvey hat seinen Anteil am jüngsten Ölpreisanstieg und der US-Ölmarkt stellt insgesamt zurzeit nicht mehr ein ganz so starkes Gegengewicht zur OPEC-Förderkürzung dar.

So sind die US-Öllager seit dem Rekordhoch von Februar dieses Jahres um knapp 120 Mio. Barrel gesunken und stehen mit aktuell 828 Mio. Barrel auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren. Darüber hinaus scheint der stets unter erheblichen Preisdruck arbeitenden US-Schieferölindustrie eine leichte Erholung der Ölpreise auch nicht ungelegen zukommen.

Zurück