Ölpreise knapp unter Vier-Monats-Hoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.03.2019

um 08:46 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise am vergangenen Freitag noch etwas nachgegeben hatten, war zum Start der neuen Handelswoche ein leichter Preisanstieg zu verzeichnen. Am heutigen Dienstagmorgen bewegten sich die Ölnotierungen zunächst kaum und hielten somit die gestrigen Kursgewinne. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,4 $/b zu und wurde am Dienstagmorgen bei 67,5 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte um 0,6 $/b und notierte am Dienstagmorgen bei 59 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl stand zum Wochenauftakt bei rund 67 Dollar/Barrel. Insgesamt bewegen sich die Rohölpreise damit weiterhin in der Nähe ihrer viermonatigen Höchststände.

Obwohl das neu formierte Ölkartell „OPEC+“, welches aus den Mitgliedern der OPEC und weiteren Ölförderländern wie Russland besteht, am Wochenende bestätigt hatte, dass man an der bestehenden Förderkürzung mindestens noch bis Juni 2019 festhalten werde, legten die Ölpreise am Montag nur leicht zu. Einerseits wurde diese Entscheidung erwartet und zudem zeichneten sich Spannungen zwischen den beiden größten Mitgliedern des Verbundes ab, die dazu führten, dass ein ursprünglich für April geplantes Treffen, zur Entscheidung über eine mögliche Verlängerung der Förderkürzung, abgesagt wurde.

So hatte sich Saudi-Arabien bei dem am Wochenende stattfindenden Treffen in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku sehr deutlich für eine Verlängerung der Förderkürzung über den Juni hinaus ausgesprochen. Trotz der Kritik von US-Präsident Donald Trump an der OPEC-Förderpolitik, forderte der saudische Ölminister, dass der OPEC+ Verbund weiterhin "auf Kurs bleiben" muss. Russlands Energieminister plädierte hingegen dafür das April-Treffen zu verschieben, denn dann sei es noch zu früh für eine Entscheidung.

Insgesamt steht der OPEC+ Verbund jedoch hinter der laufenden Förderkürzung und will bis zum Juni entscheiden, ob die Förderkürzung bis in die zweite Jahreshälfte verlängert werden soll. Laut dem aktuellen OPEC-Bericht haben die OPEC-Staaten ihren Ausstoß sogar stärker gekürzt als dies im Rahmen der Vereinbarung vorgesehen war. Dies liegt vor allem daran, dass Saudi-Arabien seine Ölförderung deutlich zurückgefahren hat und sogar in Aussicht stellt in den kommenden Monaten weitere Kürzungen vorzunehmen. Dadurch könnte die Ölförderung des führenden OPEC-Staates unter 10 Mio. Barrel pro Tag sinken.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Neben den geplanten Förderreduzierungen sorgten aber auch die politischen oder wirtschaftlichen Krisen in Venezuela, Lybien oder dem Iran dafür, dass das OPEC-Angebot gesunken ist und weiter sinken könnte. So erwartet z.B. die Internationalen Energieagentur (IEA), dass die venezolanische Ölproduktion auf nur noch 0,8 Mio. Barrel zurückgehen wird und auch die iranischen Ölexporte könnten sinken.

Zudem wies die IEA darauf hin, dass ein Ende des Anstiegs der globalen Ölnachfrage nicht in Sicht ist. Genau wie die OPEC geht auch die IEA davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage in den kommenden fünf Jahren im Durchschnitt um etwa 1,2 Mio. Barrel pro Tag ansteigen wird. Bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres wird die globale Ölnachfrage wohl die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag übersteigen. Laut IEA könnte sich die im ersten Quartal bestehende Überversorgung des Ölmarktes somit in der zweiten Jahreshälfte in ein spürbares Angebotsdefizit wandeln.

Doch nicht nur die Begrenzung der OPEC-Fördermengen soll das Angebot am Weltölmarkt im Jahresverlauf knapper werden lassen, zudem schwächt sich auch das Wachstum der US-Ölförderung zurzeit etwas ab. Zwar befindet sich die Schieferölförderung, im zurzeit größten Ölförderland der Welt, weiterhin im Ausbau, dennoch senkte z.B. die US-Energiebehörde EIA ihre jüngste Prognose und erwartet im Jahr 2019 nur noch einen Anstieg der US-Ölförderung auf 12,3 Mio. Barrel pro Tag. Darüber hinaus gingen in den vergangenen vier Wochen auch die Ölbohraktivitäten in den USA zurück. Laut Daten der Ausrüsterfirma Baker Huhges vom Freitagabend sank die Anzahl der aktiven Ölbohrungen mit 833 Anlagen auf den niedrigsten Stand seit April 2018.

Obwohl die Ölpreise zurzeit zwar noch durch schwache Aussichten für die Weltwirtschaft, Handelskonflikte und politische Unsicherheiten, wie den Brexit belastet werden, so sprechen insgesamt doch einige Faktoren dafür, dass die Ölpreise im weiteren Jahresverlauf steigen werden. Daher haben auch bereits viele Banken, Institute und Institutionen ihre Prognosen für die Ölpreise in diesem Jahr nach oben korrigiert.

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