Ölpreise klettern im Wochenverlauf kräftig | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.05.2019

um 08:41 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölpreise in der ersten Maihälfte, trotz der zuletzt turbulenten Nachrichtenlage, erstaunlich stabil präsentiert hatten, legten die Ölnotierungen im Verlauf dieser Woche spürbar zu. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT in den vergangenen sieben Tagen um 2,1 $/b und wurde daher am heutigen Freitagmorgen mit 72,6 Dollar/Barrel wieder deutlich über der 70-Dollar-Marke gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI legte in dieser Woche um 1,1 $/b zu und notierte somit am Freitag bei 62,9 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl kostete zum Wochenausklang rund 73 Dollar/Barrel.

In der zweiten Hälfte der aktuellen Handelswoche dominierten am Ölmarkt eindeutig die preisstützenden Faktoren, was auf Wochensicht zum stärksten Ölpreisanstieg seit mehr als einem Monat geführt hat. Dies beruhte einerseits darauf, dass sich die Stimmung an den Aktienmärkten deutlich verbessert hatte, nachdem bekannt wurde, dass die US-Regierung zunächst auf einen weiteren Handelsstreit verzichtet und keine Strafzölle auf Autoimporte aus der EU und Japan erhebt. Die ursprünglich Morgen angekündigte Entscheidung will US-Präsident Donald zumindest um ein halbes Jahr verschieben. Somit ist das Problem zwar nicht gelöst, aber die Börsen reagierten dennoch mit Kursgewinnen, was auch die Ölpreise stützte.

Nachdem die Sorgen vor einer schwächeren Ölnachfrage in den Hintergrund gerückt waren, lag der Fokus am Ölmarkt umgehend auf den zumeist politisch bedingten Angebotsrisiken. Preistreibend wirkt dabei zurzeit besonders die harte Gangart der US-Regierung gegen den Iran und die damit einhergehende Eskalation in der ölreichen Region am Persischen Golf. Insgesamt wird Lage im Nahen Osten zunehmend unübersichtlicher, weil der Konflikt zwischen den beiden Regionalmächten und Erzrivalen Iran und Saudi-Arabien schärfer wird, nachdem die USA eindeutig Position für Saudi-Arabien bezogen haben.

In der Folge war es in dieser Woche zu Sabotageakte gegen Öltanker und einem Angriff auf eine wichtige saudische Ölpipeline gekommen. Der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco hatte daraufhin aus Sicherheitsgründen den Betrieb der Pipeline eingestellt, was den Ölpreisen spürbar Auftrieb verlieh. Saudi-Arabien macht den Iran für die Angriffe verantwortlich und sieht sich darin bestätigt, dass die für den Anschlag verantwortlichen Huthi-Rebellen nur ein Werkzeug des iranischen Regimes sind. Auch wenn alle Seiten betonen, dass man, neben den Stellvertreterkriegen, keine direkten militärischen Auseinandersetzungen wolle, so scheinen sich dennoch alle Beteiligten drauf vorzubereiten.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Für die Ölpreise bürgt eine weitere Eskalation im Nahen Osten ein erhebliches Risiko, denn immerhin stammen rund ein Drittel der weltweiten Ölförderung sowie fast alle Reservekapazitäten aus dieser Region. Gestützt wurden die Ölpreise zudem durch die Monatsberichte der OPEC und der Internationale Energieagentur (IEA), denn beide Institutionen prognostizierten, dass die globale Ölnachfrage im Jahresverlauf erwartungsgemäß ansteigen und schon bald die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag erreichen werde. Auch wenn die IEA darauf verweist, dass Förderausfälle in Venezuela und dem Iran wohl durch die steigenden Ölproduktion in den USA kompensiert werden könne, so bestehen dennoch erhebliche, geopolitisch bedingte Angebotsrisiken.

Für etwas Preisdruck sorgt hingegen die jüngste Zuspitzung im Wirtschaftskonflikt zwischen den USA und China. Nachdem zuvor eine Einigung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt in greifbarer Nähe zu sein schien, wurden zuletzt beidseitig erhöhte Strafzölle für Importe aus dem jeweils anderen Land angekündigt oder sogar bereits in Kraft gesetzt. Als Grund für die plötzliche Eskalation im Handelsstreits gab US-Präsident Trump an, dass sich China nicht an bereits getroffene Vereinbarungen gehalten habe.

Ebenfalls leicht preisdrückend fielen in dieser Woche die neuen Daten vom US-Ölmarkt aus, die sich jedoch, in dem insgesamt bullischen Marktumfeld nur wenig auswirkten. Dennoch meldete das Department of Energy (DOE) zuletzt einen Anstieg der Rohöl-Lagerbestände in den USA in Höhe von 5,4 Mio. Barrel. Gleichzeitig gingen jedoch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 1,1 Mio. Barrel zurück, so dass die gesamten US-Öllager nur auf rund 822,5 Mio. Barrel anstiegen. Außerdem war der Lageraufbau zu weiten Teilen auf einen deutlichen Anstieg der Rohölimporte zurückzuführen und nicht auf die inländische Ölförderung. Diese sank sogar um leichte 0,1 auf aktuell 12,1 Mio. Barrel pro Tag. Auch die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher ist in den USA seit Mitte April um rund vier Prozent auf aktuell rund 800 Anlagen gesunken.

Zurück