Ölpreise klettern im Wochenverlauf kräftig | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.07.2019

um 09:09 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Wie bereits zu Beginn der Woche, marschieren die Ölnotierungen weiterhin im Gleichschritt und kennen dabei nur die Richtung nach oben. So legte die amerikanische Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) zum Start in den Handelstag um 0,4 $/b zu und notierte am Freitagmorgen bei 60,58 Dollar/Barrel. Die Preissteigerung ist auch bei der Nordseesorte Brent ersichtlich, die aktuell 66,98 US-Dollar kostet und der Preisanstieg mit 0,5 $/b im Vergleich zur US-Sorte sogar noch etwas deutlicher ausfällt. Im Verlauf der Woche kam es bei beiden Ölpreisen zu insgesamt kräftigen Steigerungen, sodass der Brent-Preis um mehr als vier Prozent zulegte und die Notierung für die US-Sorte noch deutlicher um etwa fünf Prozent gestiegen ist.

Die deutlich gestiegenen Rohölpreise wurden diese Woche gleich von mehreren preistreibenden Faktoren beeinflusst. Unter anderem hat das US-Energieministerium (EIA) am Mittwoch im wöchentlichen Bericht bekanntgegeben, dass die landesweiten Erdölvorräte kräftig gesunken sind. Zwar wurde von Analysten bereits mit einem Rückgang von ca. 2,9 Millionen Barrel der Rohöllagerbestände gerechnet, jedoch sind die veröffentlichten Zahlen mit einem Rückgang von um 9,5 Millionen Barrel auf 459,0 Millionen Barrel mehr als dreimal so hoch, wie erwartet. Bemerkenswert ist nicht nur die Höhe des Rückganges, sondern auch, dass es den inzwischen vierte Wochenrückgang der US-Rohölvorräte in Folge bedeutet.

Die veröffentlichten Daten des amerikanischen Energieministeriums haben bereits kurz nach der Bekanntgabe zu einer unmittelbaren Reaktion des Marketas geführt. Doch die Reaktion könnte aufgrund eines weiteren Faktors zeitnah erneut beeinflusst werden. Von Marktbeobachtern wird befürchtet, dass die zu dieser Jahreszeit auftretenden tropischen Wirbelstürmen in den Fördergebieten im Golf von Mexiko, zu Ausfällen der Förderanlagen führen könnten. Der mögliche Ausfall der Ölplattformen wird als weiterer, preisstützender Indikator eingeschätzt, der bei Eintreten wohl zu einem weiteren Preisanstieg führt.

Neben den aktuellen und potenziellen Preistreibern aus den USA, sind auch neue Einflüsse aus der ölreichen Region am Persischen Golf vorhanden. Da der Iran am zurückliegenden Wochenende angekündigt hat, die nationale Urananreicherung je nach Bedarf erhöhen zu wollen, drohte die angespannte Lage erneut zu eskalieren. Die Eskalation blieb aus, jedoch ist durch die neuste Entwicklung keine Besserung im militärischem Konflikt zwischen den USA und dem Iran in Sicht. Die Drohungen werden aktuell nur durch die Geschehnisse direkt im Nahen Osten „getoppt“. Nachdem Großbritannien in der Vorwoche einen iranischen Tanker vor der Küste Gibraltar beschlagnahmte, haben fünf iranische Boote diese Woche versucht einen britischen Tanker zu kapern. Der Versuch der bewaffneten Kräfte blieb jedoch erfolglos. Eine Beteiligung am Vorfall wurde seitens der Regierung im Teheran umgehend bestritten.

Trotz der zuletzt starken Entwicklung am amerikanischen Arbeitsmarkt, werden seitens der US-Notenbank Fed auch die Risiken für die amerikanische Wirtschaft erkannt. Die Wahrscheinlichkeit einer anstehenden Leitzinssenkung werden von Marktbeobachtern als realistisch eingeschätzt. Eine Leitzinssenkung könnte sich auch positiv auf die Entwicklung der Ölnotierungen auswirken. Die US-Notenbank Fed verfolgt mithilfe der Zinssenkung das Ziel, der zuletzt hinkenden Wirtschaftslage eine „Konjunkturspritze“ zu verpassen. Sollte die Maßnahme durch die Senkung des Leitzinses die erwartete Wirkung haben, würde dies zu besseren Aussicht sowie zu einer höheren Nachfrage führen.

Die Entwicklung der Ölnotierungen in dieser Woche, kann als ungewöhnlich zusammengefasst werden. Sprunghafte Preisanstiege und kontinuierliche Aufwärtsbewegung sind am Markt nichts Besonderes. Das Ungewöhnliche ist die Kombination. Die Nordseesorte Brent hat die 70-Dollar-Marke fest im Visier und bereits kurzzeitig überschritten. Und auch die US-Sorte WTI hat bereits am Donnerstag die 60-Dollar-Hürde genommen und könnt sich nun darüber etablieren. Die genannten Faktoren sprechen auch für die kommende Woche für weiter steigende Preise, jedoch bleibt es weiter unruhig am Ölmarkt, was eine Voraussage schwieg macht.

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