Ölpreise in Nähe eines neuen Langzeithochs | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.08.2020

um 11:49 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Rohölpreise noch im Mai nahezu ungebremst nach oben strebten und Anfang Juni ein Zwischenhoch erreichten, wurde die Erholungstour vorerst unterbrochen und die Notierungen gingen in einen Seitwärtstrend über. Der besagte Trend hält bis heute an, jedoch mmüssen die letzten Monate in Bezug auf die Preisschwankungen differenziert betrachtet werden. Während der Juni noch von kräftigen Preisschwankungen innerhalb eines Preiskorridors von fast sechs Dollar je Barrel geprägt war, haben die Preisbewegungen seit Anfang Juli deutlich nachgelassen. Dennoch konnten die Rohölpreise letzten Woche ein neue Langzeithoch erreichen.

Auch wenn die Preisschwankungen zuletzt deutlich nachgelassen haben und sich die Ölpreise tendenziell weiter seitwärts bewegten, war dennoch eine leichte Aufwärtsbewegung ersichtlich. Speziell Anfang August sorgten Preissteigerungen an vier aufeinander- folgenden Werktagen dafür, dass die Preise beider Ölsorten Mitte letzter Woche jeweils neue Höchst- stände erreichten. Auch wenn die Langzeithochs nicht lange anhielten und bereits am Folgetag wieder nachgaben, ist die allgemeine Entwicklung weiterhin eindeutig. Denn die zwischenzeitliche Abwärts- korrektur war ebenfalls nur von kurzer Dauer und in der neuen Woche zeigt die Richtung wieder nach oben.

Im Laufe des gestrigen Handelstages haben die Notierungen ihre Aufwärtsbewegung wiederaufge- nommen und verließen den Handel mit einem deutlichen Plus. Auch wenn die Preissteigerung in ihrer Höhe heute Morgen zunächst nicht nochmals erreicht wurde, legten die Rohölpreise im frühen Handel erneut zu. Nach der unerwartet deutlichen Preissteigerung zum Wochenstart, stieg der Preis der für Europa relevanten Ölsorte BRENT um 0,2 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 45,2 $/b. Bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel die Preissteigerung mit 0,3 Dollar/Barrel nur unwesentlich höher aus, sodass der Preis im frühen Handel bei 42,3 $/b notierte. Beide Preise „kratzen“ somit unmittelbar an dem Langzeithoch von Mitte letzter Woche.

Anders als in den letzten beiden Wochen, als der Euro im Vergleich zum US-Dollar immer stärker wurde und mit einem Kurs von 1,189 auf ein neuen Langzeithoch anstieg, fiel die Währung zuletzt deutlich zurück. Im frühen Handel wurde sie mit 1,1752 US-Dollar so günstig wie zuletzt Ende Juli am Markt gehandelt. Der vorherige „Höhenflug“ des Euros hat in den vorherigen beiden Wochen dazu beigetragen, dass die Rohölpreise die bereits genannten Langzeithochs erzielen konnten. Dass die Rohölpreise das aktuelle Niveau trotz „rückläufigen Euros“ halten konnten, liegt auch an der wieder deutlich optimistischeren Stimmung an den internationalen Finanzmärkten.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Während die Rohölpreise in den zurückliegenden Wochen wieder vermehrt durch die Entwicklung der Corona-Pandemie beeinflusst wurde, können die Notierungen aktuell von einer rückläufigen Zahl an Corona-Neuinfektionen profitieren. Trotz der leichten Abwärtskorrektur sollte von einer Entwarnung aktuell noch keine Rede sein. Die sogenannten Hotsports bleiben weiterhin in Nord-, Latein- und Südamerika, wobei zuletzt auch die Infektionszahlen außerhalb dieser Ballungsgebiete deutlich zunahmen. Da die Auswirkungen einen „zweiten Corona-Welle“ sowohl für die Weltwirtschaft, als auch für die damit verbundene Rohölnachfrage nur schwer einzuschätzen sind, liegt die Hoffnung in der Erforschung und Zulassung eines geeigneten Impfstoffes.

Einen nicht zu vernachlässigenden Effekt auf die Preisentwicklung ist auch auf der Angebotsseite zu finden. Während die Seitens des Opec+ Verbundes bestätigte Anpassung der Fördermengen zu Beginn des aktuellen Monats zwischenzeitlich eine belastende Wirkung auf die Notierungen hatte, hat die jüngste Zusage des Iraks für Auftrieb am Ölmarkt gesorgt. So bestätigte der Irak, dass die bereits bestehende Produktionskürzung von 850.000 Barrel pro Tag freiwillig um weitere 400.000 Barrel pro Tag ausweiten werden wird. Die zugesagte Anpassung der Produktionsmengen, sollte sie in dieser Form umgesetzt werden, wird von Marktteilnehmern als starkes Signal für den Ölmarkt bezeichnet.

Nachdem in den letzten Wochen eine Vielzahl von preisbelastende Meldungen eine Fortsetzung der vorherigen Erholungstour der Rohölpreise verhinderte, wird aktuell deutlich, dass die Meldungen mit stützenden Effekten zunehmen. Die Chancen auf eine weitere Aufwärtsbewegung sind somit zuletzt deutlich gestiegen. Mit Spannung werden von den Marktteilnehmern die für heute Abend angekündigte Einschätzung des Interessenverbandes American Petroleum Institute (API) erwartet, wie sich die US-Bestände in der letzten Woche entwickelt haben. Sollten die Rohölbestände erneut nachgeben, wäre dies der dritte Rückgang in Folge und die Rohölpreise würden voraussichtlich mit einer weiteren Aufwärtsbewegung reagieren. Trotz der Vielzahl von positiven Meldungen, werden am Ölmarkt auch nicht die Risiken außer Betracht gelassen, die jederzeit zu einer unerwarteten Preiskorrektur führen könnten.

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