Ölpreise halten weiterhin Langzeithoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 13.11.2017

um 10:00 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI haben ihre Gewinne vom Vortag wieder abgegeben und sind zum Start der neuen Handelswoche um gut 0,2 Dollar/Barrel gesunken. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte somit am Montagmorgen bei 63,6 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde bei 56,8 Dollar/Barrel gehandelt. Damit scheint der jüngste Höhenflug der Ölpreise vorerst gestoppt zu sein und die Ölpreise stabilisieren sich nun in der Nähe des höchsten Standes seit knapp zweieinhalb Jahren.

Nachdem die Ölpreise in den vergangenen in den vergangene zwei Monaten um fast 20 Prozent zugelegt haben fehlt es im Ölhandel zurzeit an neuen Impulsen. Eine spürbare Gegenbewegung zu den letzten Preisanstiegen ist zurzeit jedoch nicht in Sicht, denn die Ölpreise werden weiterhin gestützt durch die erwartete Verlängerung der OPEC-Förderkürzung und durch die politischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.

Zusammen stellen die beiden Ölförderländer fast 20 Prozent der weltweiten Ölförderung, was verdeutlicht wie massiv die Auswirkungen auf dem Weltölmarkt wären, wenn es zu einer direkten, militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern kommen sollte. Eine direkte Konfrontation würde zudem auch die Militärmächte USA und Russland auf den Plan rufen und könnte unvorhersehbare Folgen haben. Bisher beschränken sich die beiden Regionalmächte daher auf Stellvertreterkriege in vielen Ländern der Region.

Zuletzt hatte der iranische Außenminister der neuen Führung von Saudi-Arabien Unerfahrenheit vorgeworfen und sie vor neuen politischen Fehltritten gewarnt. Dem Vorweggegangen waren Aktionen des saudischen Kronprinzen gegangen, die seine Machposition im In- und Ausland stärken sollten.

 

Die zurzeit preisstützend wirkenden, politischen Spannungen zwischen den Saudis und dem Iran könnten allerdings auch einen dämpfenden Einfluss auf die Ölpreise haben, denn im Falle einer Eskalation müsste wohl die seit Wochen bereits sicher geglaubte Verlängerung der OPEC-Förderobergrenzen wieder mit einem Fragezeichen versehen werden. Bisher halten Vertreter der OPEC jedoch daran fest, dass die vereinbarte Förderreduzierung, die zunächst nur noch bis März 2018 läuft, auf dem Ende November anstehenden OPEC-Meeting verlängert wird.

Vom US-Ölmarkt kamen zuletzt erste Anzeichen dafür, dass sich dieser wieder zu einem stärkeren Gegenwicht zur Angebotsverknappung durch die OPEC entwickeln könnte. Zuletzt hielten sich US-Ölförderer mit neuen Investitionen zurück und auch die Hurrikansaison tat ihr übriges zur schwächelnden US-Ölförderung dazu. Nun jedoch scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. So ist die Rohölproduktion in den USA mit über 9,6 Mio. Barrel pro Tag auf ein neues Rekordhoch gestiegen und auch die Anzahl der Ölbohrlöcher ist  in der vergangen Woche wieder angestiegen, nachdem in diesem Bereich viele Wochen Stagnation geherrscht hatte.

Analysten erwarten, dass die US-Ölförderung in den kommenden Wochen weiter an Fahrt aufnehmen wird, wenn die Ölpreise auf dem nun höheren Preislevel bleiben. Dies könnte die Ölpreise dann wieder unter Duck setzen. Der US-Ölmarkt würde somit seiner neuen preisregulierenden Rolle gerecht werden und die Preissetzung am Ölmarkt zumindest über einen gewissen Zeitraum nicht mehr allein dem Ölkartell überlassen. Doch auch ein Anstieg der US-Ölförderung ändert vorerst nichts an dem massiven Einbruch der US-Öllagerbestände, was den Einfluss des US-Ölmarktes auf die Weltmarktpreise abschwächt.

Zurück