Ölpreise halten Nähe zum Langzeithoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.01.2018

um 09:01 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise am Vortag nachgeben hatten, legten sie gestern wieder etwas zu. So kletterte die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI jeweils um rund 0,2 Dollar/Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am heutigen Donnerstagmorgen bei 69,4 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde bei 64 Dollar/Barrel gehandelt. Bei den BRENT-Notierungen hat sich Marke von 70 Dollar/Barrel als schwer zu überwindender Widerstand herausgestellt, denn selbst die spekulationsfreudigsten Anleger scheinen sich bei der Überschreitung dieser Marke auch zurückzuhalten.

Insgesamt halten die beiden Rohöl-Leitsorten allerdings die Nähe zu ihren Drei-Jahres-Höchstständen. Zwar ist der deutliche Aufwärtstrend der letzten Wochen zuletzt ins Stocken geraten, spürbare Preiskorrekturen nach unten blieben bisher jedoch ebenfalls aus. Im Ölhandel ist in dieser Woche mehr Zurückhaltung erkennbar und Anleger scheinen vorerst auf neue, richtungsgebende Impulse zu warten.

Diese könnten vom US-Ölmarkt kommen, denn dort werden mit einem Tag Verspätung heute die neuen Zahlen zu den US-Öllagern und der Ölförderung in den USA veröffentlicht. Zuletzt deuteten die Daten vom US-Ölmarkt auf das erwartete Wachstum hin, welches sich laut Ansicht fast aller Marktbeobachter als Reaktion auf die nun deutlich höheren Ölpreise ergeben solle. So geht die US-Energiebehörde EIA davon aus, dass die US-Ölförderung bereits im kommenden Monat die Schwelle von zehn Mio. Barrel pro Tag überschreiten wird und im Jahr 2018 mit durchschnittlich 10,3 Mio. Barrel/Tag fast eine Millionen Fass über der des zurückliegenden Jahres liegen wird.

Zudem verzeichneten die gesamten US-Öllager in den vergangenen zwei Wochen einen Anstieg um insgesamt 9,7 Mio. Barrel auf aktuell knapp 800 Mio. Barrel. Zwar waren die US-Rohöllager in den vergangenen zwei Monaten um knapp 40 Mio. Barrel gesunken, gleichzeitig sind die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) jedoch um gut 45 Mio. Barrel angewachsen.



Die Preistreiber der letzten zwei Monate haben sich am Ölmarkt eher von kurzfristiger Natur herausgestellt, weshalb die damit einhergegangenen Aufschläge nun wieder zurückgenommen werden könnten. Lediglich die seit November 2016 laufende Förderkürzung der wichtigen 24 Ölförderländer rund um die OPEC und Russland sowie die anziehende globale Ölnachfrage stützen die Ölpreise nachhaltig. Allerdings sind diese beiden Faktoren seit langem bekannt und sollten daher bereits ausreichend eingepreist sein.

Durch den kräftigen Ölpreisanstieg der vergangenen Wochen drängt sich aktuell der Eindruck auf, dass sich die Ölpreise zunehmend von den Fundamentaldaten und dem Marktgeschehen entkoppelt haben. Aus diesem Grund erwarten viele Marktbeobachter eine Korrektur der Ölpreise nach unten, die dann bedingt durch die Mitnahmen von spekulativen Gewinnen, auch recht kräftig ausfallen könnte.

Ein weitere Grund, der für fallende Ölpreise sorgen könnte, sind Gerüchte über ein vorzeitiges Ende der vereinbarten Fördergrenze der OPEC-Allianz. Zwar liegt der OPEC-Ölpreis mit aktuell gut 67 $/b deutlich über dem angestrebten Preislevel von 60 Dollar/Barrel, dennoch sollte man diesen Gerüchten vorerst keine große Bedeutung beimessen.

Nach über einem Jahr ist es der OPEC erst seit einem Monat gelungen die gesetzten Ziele zu erreichen und wie nachhaltig dieser Erfolg sein wird, muss sich auch erst noch zeigen. Schließlich wird allgemein ein kräftiger Anstieg der US-Ölförderung erwartet, der zu einem Rückgang der Ölpreise führen sollte. Ein überstürzter Aktionismus der OPEC ist, im Hinblick auf die erst vor kurzem beschlossene Verlängerung der Förderkürzung bis Ende 2018, daher nicht zu erwarten.

Am Devisenmarkt konnte der zuletzt unter Druck stehende US-Dollar gestern wieder etwas an Boden gut machen. Da Erdöl weltweit in der US-Währung gehandelt wird, verteuert ein steigender Dollarkurs den Kauf von Rohöl außerhalb des Dollarraums. Dies drückt auf die Nachfrage und lässt die Ölpreise in der Regel fallen. Trotz des stärkeren Dollars notierte der €uro mit 1,22 Dollar/€uro am heutigen Donnerstagmorgen dennoch auf einem der höchsten Stände seit Ende 2014.

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