Ölpreise halten hohes Preisniveau | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.11.2017

um 08:13 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach einem zwischenzeitlichen Preisrücksetzer sind die Ölpreise am Freitag wieder gestiegen und haben ihre Gewinne auch heute Morgen im frühen Handel ausgeweitet. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte um deutliche 1,7 $/b und wurde am Montagmorgen mit 62,4 Dollar/Barrel auf einem neuen 28-Monatshoch gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI legte um 1,1 $/b zu und notierte am Morgen mit 55,9 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit Juli 2015.

Insgesamt fällt die Stimmung am Ölmarkt weiterhin preisstützend aus. Nachdem die Ölpreise in den letzten Wochen auf das höchste Preisniveau seit über zwei Jahren geklettert sind, ist zwar zu erwarten, dass der Aufwärtstrend nun etwas an Schwung verlieren wird, eine Trendwende bzw. ein Rückgang der Ölpreise ist derzeit jedoch nicht in Sicht.

Zwar war die Ölförderung in den USA zuletzt gestiegen und lag somit nur noch knapp unter dem Zwei-Jahreshoch in Höhe von 9,56 Mio. Barrel pro Tag, dennoch stellt der US-Ölmarkt insgesamt nicht mehr ein so starkes Gegengewicht zur Angebotsverknappung der OPEC-Allianz dar wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war. Man kann zwar davon ausgehen, dass die US-Schieferölproduktion bei WTI-Preisen von über 55 $/b im kommenden Jahr zulegen wird, doch wie stark der Anstieg ausfällt muss abgewartet werden.

Aktuell halten sich die Ölförderunternehmen in den USA zumindest eher zurück. Einige Schieferölförderer hatten bereits vor Monaten angekündigt, dass man in diesem Jahr keine weiteren Investitionen mehr vornehmen wird, weil die angestrebten Unternehmensziele erreicht wurden. Anderen Firmen scheint die derzeitige Preiserholung am Ölmarkt ganz gelegen zu kommen, denn die US-Schieferölindustrie arbeitet seit Monaten unter erheblichen Preisdruck. Passend dazu ist die Anzahl der aktiven Ölbohranlagen in den USA zuletzt auf 729 gesunken, was der niedrigste Stand seit Mai dieses Jahres ist.

Ölpreis an der Börse



Zudem sind die US-Öllagerbestände im Verlauf des aktuellen Jahres konstant und rapide gesunken. Mit aktuell rund 797 Mio. Barrel liegen die US-Öllager aktuell zum ersten Mal seit Februar 2015 wieder unter der 800-Barrel-Marke. Im Februar des laufenden Jahres hatten die Öllager in den USA noch bei gut 947 Mio. Barrel gelegen und wurden seitdem um knapp 151 Mio. Barrel abgebaut.

Damit rückt ein wichtiges Ziel der OPEC in greifbare Nähe, denn das Ölkartell wollte mit seiner, seit nunmehr einem Jahr laufenden Förderkürzung auch erreichen, dass die seit 2014 enorm angewachsenen Öllagerbestände in den OECD-Ländern wieder auf einen 5-Jahresdurchschnitt sinken.

Neben dem Rückgang der globalen Öllager werden die Ölpreise zudem durch weitere Faktoren gestützt. So weisen Vertreter der OPEC immer wieder darauf hin, dass man sich an die vereinbarte Förderreduzierung halte und das man nun sehe, dass diese auch wirkt. Zudem gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die nur noch bis März 2018 laufende Förderbegrenzung, auf dem Ende November anstehenden OPEC-Meeting verlängert wird. Auch eine Ausweitung der Förderkürzung, z.B. auf bisher nicht beteiligte OPEC-Mitglieder, wird für das kommende Jahr nicht ausgeschlossen.

Gleichzeitig steigt die Ölnachfrage stärker als zuvor angenommen wurde. Neben der guten Konjunktur in den westlichen Industrienationen sorgt vor allem China für einen Anstieg der globalen Ölnachfrage. So importierte China mit neun Millionen Barrel/Tag zuletzt genauso viel Rohöl wie die USA.

Zusätzlich zu den preisstützenden Fundamentaldaten gehen zurzeit auch von geopolitischen Aspekten weitere Risiken für anziehende Ölpreise aus. Neben dem Konflikt zwischen den USA und Nordkorea stehen mit dem Irak und Iran weiterhin gleich zwei der größten OPEC-Ölförderländer im Fokus des Interesses.

Sollte der Atomdeal mit dem Iran durch die US-Regierung aufgekündigt werden, so könnte dies eine Rückkehr zum vorherigen Ölembargo gegen den Iran bedeuten, was das Angebot auf dem Weltölmarkt stark reduzieren würde. Und durch den Kurdenkonflikt im ölreichen Nordirak könnte es ebenfalls zu Lieferausfällen kommen, die das Ölangebot spürbar verringern könnten.

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