Ölpreise halten an Aufwärtstrend fest | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.02.2021

um 11:20 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Rohölpreise im Monat Januar lediglich innerhalb eines äußerst schmalen Preiskanals von weniger als vier Dollar je Barrel auf und ab bewegt hatten und aufgrund von fehlenden marktrelevanten Meldungen auch keinen eindeutigen Richtungs-einschlag zu erkennen war, ist die Richtung seit Anfang Februar mehr als eindeutig. Mit dem heutigen Plus sind die Preise beider Rohölsorten bereits den siebten Werktag in Folge gestiegen. Sowohl der Preis der Nordsee-Sorte Brent, als auch der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sind in diesem vergleichsweise kurzen Zeitraum jeweils um mehr als zehn Prozent gestiegen.

Zum Start in den heutigen Handelstag kletterte der Preise der für Europa relevanten Rohölsorte Brent um rund einen halben Dollar je Barrel auf 61,3 Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate kostet am Dienstagmorgen 58,6 Dollar und stieg somit in einem ähnlichen Ausmaß, wie die Nordsee-Sorte. Die aktuellen Preissteigerungen haben zur Folge, dass die Kurse beider Sorten heute Morgen auf den höchsten Stand seit dem sogenannten Corona-Crash im Frühjahr 2020 gestiegen sind. Für Notierungen auf diesem Niveau mussten wir in unseren Statistiken bis in den Januar des letzten Jahres zurückgehen.

Anders als in den letzten Wochen, als die Preissteigerungen in der Regel auf einen bestimmten Preistreiber zurückzuführen waren, beruht der aktuelle Aufwärtstrend auf gleich mehreren Faktoren. Ausschlaggebend für die jüngste Aufwärtsbewegung ist vor allem die Aussicht auf eine steigende Rohölnachfrage in Kombination mit einem begrenzten Angebot. Die Hoffnung auf eine erhöhte Nachfrage resultiert aus der jüngsten Entwicklung der weltweiten Impf-Aktivitäten im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Auch wenn es in einzelnen Länder zu immer neuen Höchstständen und zu weiteren Verschärfungen der Corona-Maßnahmen kommt, muss mit Blick auf die letzten Wochen von einer positiven Entwicklung gesprochen werden.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Doch die sinkenden Neuinfektionszahlen sind nicht ausschließlich auf die Impf-Aktivitäten zurückzuführen, die in ihrer Anzahl im weltweiten Vergleich weiterhin äußerst unterschiedlich ausfallen. Die rückläufigen Infektionszahlen sind auch das Ergebnis von diversen Lockdowns, die in Ländern wie Deutschland bereits seit Monaten anhalten. Auch wenn die Infektionszahlen in Deutschland täglich sinken, wird es am Mittwoch voraussichtlich zu einer Verlängerung des Lockdowns bis mindestens Ende Februar kommen. Die deutsche Regierung möchte mit der Verlängerung des Lockdowns verhindern, dass die Zahlen erneut unkontrolliert ansteigen.

Die Stabilisierung des Rohölmarktes ist jedoch nicht ausschließlich auf den zuversichtlichen Ausblick auf die Entwicklung der Nachfrageseite zurückzuführen. Mit der einvernehmlichen Verlängerung der aktuellen Förderbeschränkungen möchte der Ölverbund Opec+ ein Überangebot am Ölmarkt verhindern und somit den Markt weiter stabilisieren. Die zuletzt steigenden Rohölpreise könnten jedoch zur Folge haben, dass die im letzten Jahr massiv zurückgefahrene „Fracking“-Aktivitäten in den USA wieder deutlich ansteigen könnten. Die Mehrmengen aus den USA könnten kurzfristig zu einer deutlichen Abwärtskorrektur des aktuellen Preisniveaus führen.

Anhand der zuvor beschriebenen Faktoren wird deutlich, dass die Erholungstour der Rohölpreise nur auf den ersten Blick als sicher und nachhaltig einzustufen ist. Auch wenn die Vorgaben der Finanzmärkte die jüngste Entwicklung der Notierungen durchaus fördert, birgt ein steigender Rohölpreis auch die Gefahr, dass die aktuell bewusst begrenzten Angebotsmengen schnell wieder steigen können. Auslöser könnten neben der beschriebenen Produktionssteigerung durch das Förderverfahren „Fracking“, auch die Aussicht auf „schnell verdientes Geld“ seitens der konventionellen Ölförderer sein. Kurz- bis mittelfristig könnte es dementsprechend zu einem Konflikt auf der Angebotsseite kommen.

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