Ölpreise halten an Abwärtsbewegung fest | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.09.2018

um 08:41 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach dem Anstieg zum Wochenbeginn haben die Ölpreise im Verlauf dieser Handelswoche spürbar nachgegeben. Auch gestern standen die Ölpreise wieder unter Druck, so dass die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Freitag um weitere 0,5 $/b zurückfiel und am Morgen bei 76,7 Dollar/Barrel gehandelt wurde. Auch die US-Ölsorte WTI gab um weitere 0,7 $/b nach und notierte am Freitagmorgen bei 67,8 Dollar/Barrel.

Der Ölmarkt schwankt zurzeit zwischen der Sorge vor Angebotsengpässen zum Jahresende und der Befürchtung eines Nachfragerückgangs nach Ölprodukten, aufgrund eines Abschwungs der Weltwirtschaft. Zwar haben Händler und Spekulanten die 80-Dollar-Marke für ein Barrel Rohöl noch nicht komplett aus den Augen verloren, doch zurzeit macht sich die eingetrübte Stimmung an den Aktienmärkten auch deutlich am Ölmarkt bemerkbar.

Die jüngsten Aussagen von US-Präsident Trump, die einem Ende des Handelsstreits zwischen den USA und der EU einen Dämpfer versetzten und eine mögliche, weitere Eskalation im US-Handelskonflikt mit China, belasten die Ölpreise. Und nicht nur die Sorge vor einem eskalierenden Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, sondern auch der Liquiditätsrückzug aus Schwellenländern, schürt Sorgen vor einem globalen, konjunkturellen Abschwung. Nachdem sich die Krise wichtiger Schwellenländer zunächst am Devisenmarkt zeigte und dann auf den Aktienmarkt übergriff, kommt sie  nun auch auf dem Ölmarkt an.

Die neuen Daten vom US-Ölmarkt brachten leicht preisbelastende Impulse. Zum einen setzte die Nachricht, dass die US-Ölindustrie wohl vom ersten Hurrikan der Saison verschont bleiben wird, weil Hurrikan Florence doch nicht durch den Golf von Mexiko ziehen wird sondern vorher östlich abdreht, die Ölpreise unter Druck. Zudem halten die Pläne der US-Regierung, im Oktober und November auf die strategische Ölreserve der USA zurückzugreifen, um die Ölpreise vor den US-Kongresswahlen zu stabilisieren, die Ölpreise in Schach und darüber hinaus wurde am Donnerstag ein leichter Aufbau der US-Öllagerbestände gemeldet.

 

 

Laut dem US-Energieministerium wurden zwar die Rohöllager um 4,3 Mio. Barrel abgebaut, dafür war bei den Lagern der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) ein Aufbau von insgesamt 4,9 Mio. Fass feststellar. In Summe kletterten die US-Öllager somit  um 0,6 auf aktuell rund 769 Mio. Barrel, obwohl Analysten zuvor mit einem Rückgang der Öllager gerechnet hatten. Die US-Ölförderung stagnierte weiterhin auf einem Rekordhoch. Die Anzahl der aktiven Ölfelder wird heute vom Ölausrüster Baker Hughes veröffentlicht, zuletzt war die Zahl gesunken.

Neben den preisbelastenden Faktoren bleibt am Ölmarkt jedoch auch die Sorge vor einem sinkenden Ölangebot ein zentrales Thema. Dabei wird vor allem auf die US-Sanktionen gegen den Iran geguckt. Obwohl wichtige OPEC-Staaten, allen voran Saudi-Arabien, der politische Erzrivale des Iran, angekündigt haben im Falle eines globalen Ölembargos, den Angebotsausfall des Irans durch eine steigende Ölförderung auszugleichen, überwiegt an den Börsen zurzeit die Sorge vor Angebotsengpässen.

Händler sind skeptisch ob es der OPEC gelingen kann die Ölförderung so weit anzuheben, dass der erwartete Ausfall in Höhe von ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag vollständig kompensiert werden kann. Denn auch jetzt schon schafft es das Ölkartell kaum die zuletzt beschlossene Fördererhöhung umsetzen. Auch deshalb will sich die OPEC wohl erst im Dezember zum Thema Iran äußern.

Mit Schützenhilfe aus Russland kann zudem nicht gerechnet werden, denn Russland fördert zurzeit bereits in der Nähe des post-sowjetischen Rekordhochs und hat wenig Spielraum für Fördererhöhungen. Zudem spielen für Moskau auch politische Interessen eine Rolle, denn wenn das Land seine Ölexporte erhöht, fällt es dem politischen Verbündeten Iran in den Rücken und unterstützt darüber hinaus die Interessen der USA.

Insgesamt könnte der Weltölmarkt sehenden Auges auf eine Unterversorgung zusteuern, die das Potential hat die Ölpreise zum Jahresende deutlich über die 80-Dollar-Marke zu heben. Auf ein solches Szenario setzen aktuell bereits viele Spekulanten, weshalb die 80-Dollar-Marke auch kurzfristig in Reichweite bleibt.

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