Ölpreise halten am Aufwärtstrend fest | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.04.2019

um 09:08 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Am gestrigen Handelstag hat sich der jüngste Anstieg der Ölpreise weiter fortgesetzt, nachdem es am Vortag zu einer kurzen Gegenbewegung gekommen war. Zwar gaben die Ölpreise am heutigen Donnertagmorgen zunächst wieder etwas nach, dennoch befinden sich die beiden Rohöl-Leitsorten aktuell auf fünfmonatigen Höchstständen. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Donnerstag um 0,8 $/b zu und wurde somit am Morgen bei 71,5 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI kletterte um leichtere 0,2 $/b und notierte am Donnerstagmorgen bei 64,3 Dollar/Barrel.

Das zentrale Thema am Ölmarkt bleibt aktuell die angespanntere Angebotslage bzw. die zahlreichen Risiken, die zu einem geringeren Ölangebot in den kommenden Wochen und Monaten  führen könnten. Diese Angebotsrisiken treffen zurzeit auf einen Weltölmarkt, der aufgrund der bestehenden Förderkürzung des OPEC+ Verbundes, auch jetzt schon relativ knapp versorgt ist.

Zudem will OPEC-Leader Saudi-Arabien, gegen die Kritik von US-Präsident Trump an der OPEC-Förderpolitik, eine Verlängerung der aktuellen Förderkürzung bis in die zweite Jahreshälfte hinein, durchsetzen. Russlands Präsident Putin hatte zuletzt allerdings offen gelassen, ob er sich dem Wunsch Saudi-Arabiens anschließen will, denn Russland sei zufrieden mit den aktuellen Ölpreisen und sieht aktuell Unsicherheiten, die zu einem unkontrollierten Anstieg der Ölpreise führen könnten.

Neben der geplanten der geplanten Angebotsverknappung des neu formierten Ölkartells OPEC+, dass die OPEC-Mitglieder um weitere Förderländern wie Russland ergänzt, kamen zuletzt, politische Risiken in wichtigen Ölförderländern hinzu, die zu einer Verschärfung der Angebotssituation führen könnten. Zu nennen sind hier vor allem die anhaltende, politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela, die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran, nachdem die US-Regierung die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation eingestuft hat und die Eskalation im libyschen Bürgerkrieg.

 

 

Im Mittelpunkt steht am Ölmarkt aktuell jedoch die Zuspitzung im militärischen Konflikt in Libyen. Dort hat der einflussreichen General Haftar eine militärische Offensive auf die international anerkannte Regierung Libyens gestartet. Zwar ist die Ölförderung Libyens bisher nicht beeinträchtigt, doch das afrikanische Land, dass pro Monat etwa eine Millionen Barrel Rohöl auf den Weltmarkt bringt, spielt vor allem für die Ölversorgung in Europa eine entscheidende Rolle. Da die Europäer auf der Seite der anerkannten Regierung stehen, könnten im Falle einer militärischen Machtübernahme, Sanktionen für den libyschen Ölsektor verhängt werden, was am Ölmarkt zu einer Verschlechterung der Versorgungslage führen könnte.

Wie immer zur Wochenmitte, richteten sich auch gestern wieder die Blicke der Händler auf die neuen Daten vom US-Ölmarkt. Allerdings kamen von dort kaum preisbewegende Impulse. Zwar hatte das Department of Energy (DOE) einen spürbaren Anstieg der US-Rohöllager in Höhe von 7,1 Mio. Barrel bekannt gegeben, dafür war bei den Lagerbeständen der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) jedoch ein deutlicher Rückgang von 7,8 Mio. Barrel zu verzeichnen. Insgesamt sanken die US-Öllagerbestände somit leicht auf aktuell knapp 814 Mio. Barrel. Die amerikanische Ölförderung blieb auf ihrem Rekordhoch von 12,2 Mio. Barrel pro Tag, was die USA zurzeit mit Abstand zum größten Ölförderland der Welt macht.

Neben den fundamentalen Marktdaten bleibt aber auch die insgesamt bessere Stimmung an den Börsen ein wichtiger Faktor für den aktuellen Ölpreisanstieg. Einerseits wird das spekulative Handelsprodukt Erdöl für Anleger interessanter, wenn die Börsenstimmung auch riskantere Investitionen möglich macht. Darüber hinaus setzten Händler verstärkt auf ein baldiges Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China, was nicht nur die Börsenkurse sondern auch die Weltwirtschaft beleben wird und somit zu einer steigenden Ölnachfrage führen wird.

Aktuell gehen OPEC und Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass die  Ölnachfrage spätestens in der zweiten Jahreshälfte die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag übersteigen wird. Erst recht wenn der OPEC+ Verbund seine derzeitige Förderkürzung bis in die zweite Jahreshälfte hinein verlängert, wird am Weltölmarkt in der zweiten Jahreshälfte ein spürbares Angebotsdefizit ergeben. Daher haben zuletzt auch viele Banken, Institute und Institutionen ihre Ölpreise-Prognosen für dieses Jahr nach oben korrigiert.

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