Ölpreise geben weiter nach – Iran-Verhandlungen im Fokus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.02.2022

um 11:01 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben im Verlauf des gestrigen Handelstages deutlich nachgegeben und notierten heute früh etwas im Plus. Dieses Plus hat sich mittlerweile aufgelöst und die Ölpreise haben eine ordentliche Bewegung nach unten eingenommen. Auslöser dürften die anstehenden Iran-Verhandlungen in Wien sein. Es zeichnet sich ab, dass es zu Erleichterungen bei den Sanktionen kommen soll. Auch eine Aufhebung der Öl-Sanktionen wäre möglich, was zu mehr Öl auf dem globalen Markt führen würde. Dennoch dürfte die Entwicklung zunächst nur temporär sein, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Der Blick auf die Ukraine-Krise, Produktionsausfälle in Texas und das generelle Angebotsdefizit darf daher nicht in Vergessenheit geraten. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert bei 90,96 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 92,21 $ je Fass.

„Arktisches Wetter“ in Texas hat zu Produktionsausfällen und Behinderungen bei der Ölförderung geführt. Jedoch ist weiterhin unklar, wie stark die Behinderungen gewesen sind. So gibt es erste Einschätzungen zur US-Ölbeständen und die zeigen auf, dass es zwar bei Rohöl leichte Aufbauten gegeben haben soll, aber deutliche Abbauten bei Mitteldestillaten und Benzin. Sollten sich die Zahlen durch API und US-Energiebehörde DOE bestätigen, deutet dies eher auf gegenteilige Effekte hin. Die nachhaltige Wirkungen dieser Einschränkungen wird mittlerweile auf dem Ölmarkt stark bezweifelt.

Beim Thema Ukraine-Krise bleiben die Fronten verhärtet. Gestern ist Bundeskanzler Olaf Scholz zu Konsultationen in die USA gereist und hat mit seinem Amtskollegen Biden auch Fragen von Journalisten im Anschluss an Gespräche beantwortet. Dabei wurde deutlich, dass US-Präsident Biden Sanktionen gegen Russland und auch ein Ende des Gas-Projekts Nord Stream 2 befürwortet. Davon scheint die deutsche Regierung jedoch nicht überzeugt. Scholz wich Fragen, ob Nord Stream 2 bei einem Einmarsch von Russland in der Ukraine Geschichte sei, aus. Dies hat auch für weitere Verunsicherung bei Bündnispartnern gesorgt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Unterdessen versucht EZB-Chefin Christine Lagarde die Finanzmärkte etwas weiter zu beruhigen. Lagarde bezeichnete erneut die aktuell sehr hohe Inflation als temporär. Ihrer Ansicht nach werde die Inflation bald wieder auf die Zielmarke von 2,0 % einschwenken. Die aktuelle Einschätzung der EZB-Chefin darf unterdessen höchst bezweifelt werden. Nachdem die USA, Japan und Großbritannien bereits auf die hohen Inflationswerte reagieren und ihre Leitzinsen erhöht haben oder erhöhen wollen, versucht es die Europäische Zentralbank mit einer anderen Lösung. Die EZB muss aber früher oder später auf die hohe Belastung durch die Inflation reagieren. Der aktuelle Kurs kann aus Sicht vieler Experten nicht funktionieren.

Spannungen gibt es unterdessen auch im Nahen Osten. Mittlerweile scheint Frankreich gewillt, in den Konflikt zwischen den VAE und den jemenitischen Huthi-Rebellen eingreifen zu wollen. Frankreich hat den VAE seine militärische Unterstützung zugesagt. Es ist fraglich, ob dies den Konflikt lösen kann. Es würde aber mehr Sicherheit für die Ölförderung bedeuten. Daneben hat Saudi-Arabien angekündigt, seine Ölförderung weiter zu steigern. Sollte es jedoch zu einem Ausfall beim Russland-Öl wegen Sanktionen kommen, will Saudi-Arabien nach eigener Darstellung keine Kompensation leisten und seine Fördermengen beibehalten.

Für Verbraucher sind die aktuell höheren Rohölpreise schlechte Nachrichten. Die Preise für Heizöl sind weiterhin auf sehr hohem Niveau. Und auch die Spritpreise notieren stark im Plus. Die Benzinpreise und Dieselpreise bleiben in einer leichten Aufwärtsbewegung. Hintergrund sind auch Probleme an diversen Verladestellen und Raffinerien - auch verbunden mit dem Ausfall der Oiltanking. Die Inflation dürfte uns eine Weile erhalten bleiben.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1403 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich schwächere US-Dollar verbilligt die Rohöl-Importe, was zu einer weltweit höheren Nachfrage für Rohöl führt.

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