Ölpreise geben weiter nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.01.2021

um 11:33 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Aufgrund eines nahezu unterbrochenen Aufwärts-trends in den ersten 14 Tagen des noch so jungen Jahres, kletterten die Rohölpreise zur Mitte der vergangenen Woche bis auf den höchsten Stand seit dem sogenannten „Corona-Crash“ im Frühjahr 2020. Es folgte eine Gegenbewegung am Rohölmarkt, die den Übergang in eine unerwartet deutliche Abwärtsbewegung „einläutete“. Die deutlichen Preisrückgänge hielten bis zu Beginn dieser Woche an, bevor sich ein erneuter Richtungswechsel mit wieder steigenden Rohölpreisen anschloss. Doch die Achterbahnfahrt der jüngsten Preisentwicklung fand mit diesem Ausschlag noch kein Ende, da sich zuletzt ein erneuter Richtungswechsel andeutete.

Zur Mitte der aktuellen Woche kletterten die Rohölpreise infolge einer Aufwärtsbewegung zwischenzeitlich so deutlich, dass die in der Vorwoche erreichten Langzeit-Höchststände im Nachmittags-handel „zum Greifen“ nah waren. Auch wenn das 11-Monats-Hoch nicht erreicht werden konnte, bewegten sich die Notierungen im Tagesverlauf weiterhin unweit des Hochs, bevor die Preise beider Rohölsorten auf den gestrigen Donnerstag wieder nachgaben. Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird jedoch deutlich, dass die gestrigen Preisrückgänge kein „Ausrutscher“ waren, da sie heute Morgen nicht nur fortgeführt wurden, sondern noch deutlicher ausfielen als zuvor.

Während die Preisrückgänge zum Start in den Donnerstagshandel mit 0,2 Prozent bei der amerikanischen Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) und 0,5 Prozent bei der Nordsee-Sorte Brent noch vergleichsweise niedrig ausfielen, sanken die Preise heute Morgen kräftig. Im frühen Handel gab der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI um 0,6 Dollar/Barrel auf 52,5 Dollar nach. Ein Barrel der für Europa relevante Öl-Sorte Brent kostete heute Morgen 55,5 US-Dollar und somit 0,6 Dollar/Barrel weniger als gestern. Beide Rohölsorte gaben somit zum Start in den Handel um mehr als ein Prozent nach und liegen dadurch leicht unter dem Wochendurchschnitt.

Die Entwicklung der Rohölpreise wurde zuletzt von gleich mehreren marktrelevanten Meldungen beeinflusst, die sich jedoch in ihrer Anzahl durch preistreibende und preisdrückende Faktoren zu nahezu gleichen Anteilen verteilten. Zu den preistreibenden Faktoren gehörte unter anderem die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden. Auch wenn die Besetzung des Amtes an sich nur wenig Einfluss auf die Entwicklung der Notierungen hatte, so rückte in dieser Woche das von Biden angekündigte billionenschwere Corona-Hilfspaket in den Fokus. Das Paket soll zur Stabilisierung der nationalen Wirtschaft dienen. Die Hoffnung des Ölmarktes liegt darin, dass eine Erholung der US-Wirtschaft kurz- bis mittelfristig zu einer gesteigerten Rohölnachfrage führen wird.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Die angeschlagene US-Wirtschaft ist im Wesentlichen auf eine Ursache zurückzuführen: die Corona-Krise. Doch nicht nur in den USA sind die Auswirkungen der Pandemie weiterhin zu spüren. Vielmehr muss festgestellt werden, dass die Auswirkungen nur bedingt abzuschätzen sind. Da die Infektionszahlen weltweit weiter steigen, sahen sich zuletzt zahlreiche Industriestaaten dazu gezwungen die ohnehin vorhandenen Maßnahmen anzupassen und stellenweise deutlich zu verschärfen. Zu den Ländern mit verschärften Maßnahmen gehört auch Deutschland. Auch wenn die verschärften Maßnahmen weiterhin auf Länderebene entschieden werden, so zeigt der vorgezogene Termin der Ministerkonferenz die Dringlichkeit der Absprachen.

Grundsätzlich befindet sich Deutschland in Bezug auf die Neuinfektionen auf dem richtigen Weg, da die Zahlen im Wochenvergleich immer weiter sinken. Die Sorge und die damit verbundene Vorsicht vor zu frühen Lockerungen hat jedoch den Hintergrund, dass weltweit immer neue Mutationen auftauchen. Die bisher nachgewiesenen Mutationen aus Großbritannien und Südafrika haben die Besonderheit, dass sie um bis zu 70 Prozent ansteckender sein sollen. Die Sorge vor einer raschen Ausbreitung der Mutationen wird aktuell nur durch die Hoffnung auf eine weltweite Impfbereitschaft gemindert.

Auch wenn sich sowohl der Rohölmarkt, als auch die internationalen Finanzmärkte in den letzten Wochen in einem nahezu ungebremsten Aufwärtstrend befunden haben und somit immer neue Langzeit-Höchststände erreichten, gerät der Trend immer wieder ins Stocken. Sowohl für die weitere Entwicklung des Rohölmarktes, als auch an den Finanzmärkten wird in den kommenden Wochen die globale Impf-Aktivität entscheidend sein. Während die Aktivitäten in vielen Ländern seit mehr als drei Wochen auf Hochtouren laufen und die anvisierten Impfzahlen bereits zeitnah erreicht werden könnten, kommt es in Ländern wie Deutschland weiterhin zu Verzögerungen aufgrund von Schwierigkeiten bei der Termin-Vergabe und dem Mangel von ausreichend Impfstoff.

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