Ölpreise geben spürbar nach – Ukraine-Krise und iranisches Atomprogramm sorgen für Impulse | Aktuelle Ölmarkt-News vom 04.03.2022

um 12:03 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche haben die Ölpreise nach den höchsten Ständen seit 2012 wieder deutlich nachgegeben. Auf dem Ölmarkt sind die beherrschenden Themen weiterhin der Krieg in der Ukraine und die mögliche Rückkehr des Iran auf den globalen Ölmarkt. Dazu kommen weitere Aspekte wie Entscheidungen der OPEC+ ihre Fördermengen beizubehalten oder unerwartet hohe Bestandsabbauten in den US-Öllagern. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 110 $ und Brent kostet 112,35 $ je Fass.

Beim Ukraine-Krieg bleibt die Lage sehr angespannt. Zwar haben sich Russland und die Ukraine gestern bei Gesprächen darauf geeinigt, dass es zivile Fluchtkorridore geben soll, allerdings hat es keinerlei Lösungen oder Vorschläge zur Beilegung des Konfliktes gegeben. Unterdessen sind fast alle Truppen, die Russland an die Grenzregion herangezogen hat, mittlerweile auf ukrainischem Gebiet. Russland drängt militärisch weiter in die Städte und greift auch die Hauptstadt an. Die Ukraine hat unterdessen neue Waffenzusagen durch westliche Alliierte erhalten.

Die USA verschärfen unterdessen ihre Sanktionen gegen Russland und nehmen auch die Öllieferungen durch Russland ins Visier. Aktuell sind die Sanktionen gegen Russland ein Grund dafür, warum viele Lieferungen abgelehnt werden. Immer mehr Reedereien lehnen Transporte ab. Lieferungen für Rohöl aus Russland werden oft liegen gelassen, obwohl russische Unternehmen sogar starke Rabatte anbieten. Hintergrund ist, dass die rechtliche Situation zu unsicher ist.

Die US-Ölbestände sind überraschend in dieser Woche gefallen. So meldete die API bereits vorab leichte Abbauten. Diese Daten wurden von der US-Energiebehörde DOE übertroffen. Die DOE gibt den Bestandsabbau bei Rohöl (- 2,6 Mio.), Mitteldestillaten (- 0,5 Mio.) und Benzin (- 0,47 Mio.) deutlich optimistischer an. Die Bestandsabbauten kamen überraschend, da eigentlich auf dem Markt mit Aufbauten gerechnet wurde. Die bisherige Situation stimmt optimistisch für die Zukunft, da die Bestände damit auf neue Tiefststände seit Jahren hinsteuern.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die Ankündigung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) strategische Reserven in den Ländern freizugeben, hat sich in dieser Woche auf dem Markt kaum bemerkbar gemacht. Die Mengen werden von Experten als zu wenig für bleibende und starke Effekte auf dem Ölmarkt erachtet. Tatsächlich hat sich nach der Ankündigung der Ölpreis jeweils eher nach oben entwickelt. Die IEA fürchtet ein großes Risiko für die Energiesicherheit, da weltweit russisches Öl und Gas gebraucht werden. Zwar hat Russland keine Gegenmaßnahmen in diesem Bereich bisher getroffen, aber die Versorgungslage ist bereits jetzt angespannt.

Für deutliche Bewegung nach unten sorgen die weiterhin laufenden Gespräche zum iranischen Atomprogramm. Der Iran könnte in Kürze ein neues Abkommen mit den USA und weitere westlichen Staaten abschließen, das eine Aufhebung der Sanktionen zur Folge haben könnte. In diesem Fall würde deutlich mehr Rohöl auf dem globalen Markt zur Verfügung stehen. Bereits die Aussicht auf eine mögliche Einigung in den nächsten Tagen und Wochen hat die Ölpreise unter Druck gesetzt.

Ein Problem für viele Länder bleibt die hohe Inflationsrate. In den USA wächst der Druck auf die Notenbank, ihre Zinserhöhungen deutlich stärker vorzunehmen. Im Euroraum wird immer klarer, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ebenfalls reagieren muss. Für viele Analysten und Experten wird der März ein entscheidender Monat. Hier könnte es sein, je nachdem wie die Zinsentscheidungen ausfallen, dass die Ölpreise stark drunter leiden. Öl gilt als risikoreiche Anlage. Bei höheren Leitzinsen und einem Runterfahren der Anleihekäufe flüchten Anleger häufig in vermeintlich sicherere Anlagen. Zuletzt hatte EZB-Chefin Christine Lagarde immer wieder betont, die EZB werde nicht überstürzt handeln. Im Euroraum wurde die Inflationsrate für den Februar vorläufig auf über 5,8 % errechnet. Das ist die höchste Inflationsrate seit Einführung des Euro im Jahr 1999.

Während die Nachfrage steigt, scheitert das Bündnis OPEC+ weiterhin daran, die selbst gesetzten Förderquoten einzuhalten. Diese sollen auch im April um die bekannten 400.000 Barrel pro Tag angehoben werden. Das Angebotsdefizit ist mit ursächlich für das hohe Ölpreisniveau. In den vergangenen Wochen wurde durch mehrere OPEC-Länder angekündigt, dass man die nicht erfüllten Quoten auffangen wolle und selbst mehr Öl fördern wolle. Diese Idee könnte jedoch hinfällig werden, wenn der Iran wieder auf den Markt zurückkehrt.

Für Verbraucher sind die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise haben neue Rekordwerte erreicht, die allein auf Risikoaufschläge zurückzuführen sind. Die Spritpreise und Benzinpreise haben erneut neue Allzeithochs eingenommen. Ein Ende der Preisspirale nach oben scheint nicht in Sicht. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben auch die Inflationsrate in Deutschland weiter steigen lassen. Die Inflation für den Februar in Deutschland wird auf 5,1 % vorläufig geschätzt.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1002 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell deutlich stärker, weil der Dollar als Krisenwährung Zulauf hat und Zinserhöhungen immer näher rücken sowie vermutlich stärker ausfallen werden. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch belastet.

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