Ölpreise geben nach – Ukraine-Krise im Fokus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.02.2022

um 10:43 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben nach dem gestrigen Höchststand seit 2014 heute im Handel wieder deutlich nachgegeben. Die Ukraine-Krise gilt als Preistreiber auf dem Ölmarkt. Dabei zeichnet sich leicht eine Entspannung in der zuletzt deutlich verschärften Krise. Heute ist Bundeskanzler Olaf Scholz in Russland, um mit Präsident Wladimir Putin zu sprechen. Unterdessen nehmen Berichte zu, wonach Russland versucht sich mit den USA zu einigen, um die Krise zu beenden. Sollte Russland in der Ukraine einmarschieren, so sind Sanktionen sehr wahrscheinlich. Dies könnte auch zu Versorgungsengpässen und deutlich teureren Gas- und Ölpreisen führen. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert bei 93,50 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 94,69 $ je Fass. Der Ölmarkt bleibt aufgrund der Krise sehr volatil.

Die aktuelle Ukraine-Krise hat auch an den Finanzmärkten für erheblich getrübte Stimmung gesorgt. Wichtige Indizes und Börsen weltweit haben aufgrund der aktuellen Entwicklungen deutlich verloren. Hinzu kommen Spekulationen über eine deutlich höhere Anhebung der Leitzinsen in den USA. Diese werten den US-Dollar auf und erschweren insgesamt die Investition in risikoreichere Güter. Zu diesen zählt auch Rohöl. Die Finanzmärkte tragen dazu bei, dass die Ölpreise in Bedrängnis geraten. Gleichzeitig wird wegen der Ukraine-Krise auf den Handel mit Rohöl ein deutlicher Risikoaufschlag draufgelegt.

Auf der anderen Seite scheint es weiterhin positive Entwicklungen im Atom-Streit mit dem Iran zu geben. So deuteten erneut ranghohe Vertreter an, dass es demnächst zu einer Kompromiss-Lösung in den Verhandlungen kommen könnte. Damit wäre der Weg frei, um Sanktionen gegen den Iran zu lockern und die Rohöl-Exporte wieder gänzlich zu ermöglichen. Beobachter gehen davon aus, dass der Iran zu einer Entspannung der Versorgungslage beitragen könnte. Den USA könnte unter den gegebenen Umständen daran gelegen sein. Die hohen Ölpreise treffen die USA sehr stark.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Beim Thema Leitzinsen zeichnet sich auch im Euroraum immer mehr Bewegung an. EZB-Chefin Christine Lagarde hat diesmal vor dem EU-Parlament bestätigt, dass man darüber nachdenke, die Leitzinsen zu erhöhen. Dies solle jedoch mit Augenmaß und der gebotenen Sorgfältigkeit geschehen. Ein Zeichen dafür, dass die Zinswende bald bevorstehen könnte. Analysten und Experten sind davon überzeugt, dass die EZB gegenüber der hohen Inflation etwas entgegenhalten muss. Die EZB will hingegen verhindern, dass der wirtschaftliche Aufschwung durch Zinserhöhungen gefährdet wird.

Das Defizit auf der Angebotsseite scheint größer zu sein, als bisher angenommen. Obwohl Monat für Monat die Fördermengen durch OPEC+ Länder um 400.000 Barrel pro Tag erhöht wurden, hat die Internationale Energieagentur (IEA) herausgefunden, dass die Förderungen 900.000 Barrel pro Tag unter der angestrebten Förderquote liegen. Dabei nimmt die Nachfrage nach Rohöl - auch wegen der mild verlaufenden Infektionen durch Omikron - weiter zu. Entsprechend müssen die OPEC und ihre Verbündeten bald gegensteuern, sonst werden die Ölpreise auch hier weiter steigen.

Für Verbraucher sind die aktuell höheren Rohölpreise schlechte Nachrichten. Die Preise für Heizöl sind weiterhin auf sehr hohem Niveau. Und auch die Spritpreise notieren stark im Plus. Die Benzinpreise und Dieselpreise bleiben in einer leichten Aufwärtsbewegung. Hintergrund sind auch Probleme an diversen Verladestellen und Raffinerien - auch verbunden mit dem Ausfall der Oiltanking. Die Inflation dürfte uns unterdessen eine Weile erhalten bleiben. Die hohen Energiepreise tragen deutlich dazu bei, dass die Inflation stark bleibt.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1341 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere US-Dollar verteuert die Rohöl-Importe, was zu einer weltweit niedrigeren Nachfrage für Rohöl führt.

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