Ölpreise geben leicht nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.07.2020

um 13:08 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Im Vergleich zum Mai dieses Jahres, in dem sich die Rohölpreise nur innerhalb eines äußerst schmalen Preiskorridors bewegten, haben die Preisausschläge der Notierungen seit Anfang Juni wieder deutlich zugenommen. Mit Blick auf unseren Preischart wird deutlich, dass sich die Rohölpreise trotz zwischen- zeitlicher Abwärtskorrekturen weiterhin am Aufwärts- trend befinden. Speziell an der Entwicklung der Preise in den zurückliegenden fünf Wochen fällt außerdem auf, dass die Intensität der Auf- und Abbewegungen zuletzt wieder zugenommen hat und somit vereinzelt sogar von Preissprüngen gesprochen werden konnte.

Während sich die Preise der beiden Rohölsorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) in den letzten Wochen und Monaten nahezu parallel zueinander entwickelten, war Ende letzter Woche eine konträre Entwicklung zueinander ablesbar. Auch wenn diese „Spaltung“ eher unüblich ist und als Ausnahme bezeichnet werden kann, so ist auch zum Start in die neue Woche auffällig, dass die Preisanpassungen der beider Rohölsorten unterschiedlich stark auffallen. Dennoch kann weiterhin von einem vergleichsweise ruhigen Handel gesprochen werden, da sich positive und negative Marktimpulse in der Waage halten.

Aufgrund der gegenseitigen Neutralisierung der aktuellen Meldungen ist weiterhin kein eindeutiger Trend am Ölmarkt erkennbar. Dennoch konnte zum gestrigen Start in die neue Woche die Aufwärtsbewegung der Vorwoche weiter fortgesetzt werden und diese fand erst durch die Preisrückgänge von heute Morgen zumindest ein temporäres Ende. Zum Start in den Handel notierte die für Europa relevante Sorte BRENT bei 42,8 $/b und die amerikanische Sorte West Texas Intermediate lag bei 40,3 $/b. Beide Rohölpreise gaben somit am Dienstag um übersichtliche 0,3 Dollar/Barrel nach.

Auch wenn die Lage am Rohölmarkt im Vergleich zu der ersten Jahreshälfte als ruhig bezeichnet werden kann, fehlt es aktuell nicht an marktrelevanten Meldungen. Der wesentliche Unterschied ist jedoch darin zu sehen, dass die von den Meldungen ausgehenden Impulse, nur kurzfristig anhand von übersichtlichen Preisausschlägen nachvollzogen werden können. Die Entwicklung der Notierungen wird zurzeit vor allem durch gegensätzlich wirkende Kräfte beeinflusst, sodass die Seitwärtstendenz beibehalten wird und diese den Übergang in einen eindeutigen Trend verhindern.




Nachdem die Corona-Pandemie bis Ende Mai zu einem regelrechten Verfall der Rohölpreise führte, sind die aus der Krise resultierenden wirtschaftlichen Folgen bis heute noch nicht in vollem Maße absehbar. In den letzten Wochen war jedoch bei den Marktteilnehmern immer häufiger der Übergang in eine optimistische Haltung zu erkennen, die aktuell durch die Hoffnung auf eine unerwartet schnelle Erholung der Konjunktur gestützt wird. Auch wenn die Konjunktur- und Index- daten aus immer mehr Länder für eine anhaltende Aufwärtsbewegung sprechen, bleiben die Erwartungen in Bezug auf ihre Beständigkeit zurückhaltend.

Der Fokus der Marktteilnehmer wandert aktuell auf den für heute Nachmittag erwarteten Bericht des American Petroleum Institute (API), dessen Inhalte eine erste Einschätzung über die aktuelle Entwicklung der US-Lagerbestände wiedergeben werden. Auch wenn die Einschätzung in der letzten Woche um rund 1,3 Mio. Barrel von der tatsächlichen Mengenreduzierung abwich, wurde die Einschätzung der Analysten bestätigt. Der marktrelevante preisstützende Impuls wurde zwar erst durch die offiziellen Daten der US-Energiebehörde am Mittwoch freigegeben, jedoch sind die Angaben des API am Markt richtungsweisend.

Neben den zuvor genannten preistreibenden bzw. –stützenden Indikatoren, wird von den Marktteilnehmern auch die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen in den USA und die Geschwindigkeit der weiteren Ausbreitung genau im Auge behalten. Auch wenn aufgrund der neusten Zahlen berechtigterweise von einer zugespitzten Lage gesprochen werden kann und die erwartete „zweite Welle“ in den USA bereits Realität ist, sollte die weitere Entwicklung und deren Einflussnahme auf die Rohölnachfrage zunächst abgewartet werden.

Wie bereits beschrieben ist die momentane Lage und die damit verbundene Ruhe am internationalen Markt trügerisch, da nach den kräftigen Preissteigerungen der letzten Wochen eine deutliche Preiskorrektur nicht ausgeschlossen werden sollte. Eine deutliche Preisreduzierung könnte bereits kurzfristig eintreten, da mit dem Blick auf die Gesamtsituation sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite eine Vielzahl von Gefahren bestehen, die den Ölmarkt innerhalb kürzester Zeit vom aktuellen Optimismus in das Gegenteil umschwenken lassen könnte.

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