Ölpreise geben deutlich nach – USA zapfen Reserven an | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.04.2022

um 10:16 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche haben die Ölpreise deutlich nachgegeben. Über die Woche betrachtet verloren die Ölpreise um über 10 $ je Fass. Im Laufe des Tages könnten die Ölpreise noch einmal weiter nachgeben. Auf dem Ölmarkt hat die Ankündigung der USA, ihre Rohölreserven freizugeben, für Entspannung gesorgt. Der Ukraine-Krieg bleibt weiterhin wichtiges Thema. Daneben sind das iranische Atomprogramm, deutliche Ölabbauten in den USA und eine niedrigere Nachfrage aus China Themen. Ein Fass der leichten US-Sorte WTI notiert aktuell bei 98,88 $ und Brent kostet 103,71 $ je Fass. Die Ölpreise bleiben extrem volatil und reagieren sensibel auf Meldungen.

Die USA haben angekündigt, ihre Ölreserven freizugeben. Für einen befristeten Zeitraum von sechs Monaten sollen täglich 1 Million Barrel freigegeben werden. Insgesamt wollen die USA 180 Mio. Barrel an strategischen Reserven freigeben. Hinzu kommt, dass die Internationale Energie-Agentur (IEA) heute weitere Freigaben aus den Reserven ihrer Mitglieder beschließen könnte. Die Ölpreise reagierten bereits gestern mit deutlichen Abschlägen. WTI ist unterdessen erstmals seit Wochen wieder unter 100 $ gefallen. Brent notiert nur noch knapp an der Marke und erhält aktuell etwas Unterstützung.

Im Ukraine-Krieg gibt es zaghafte Annäherungen der Kriegsparteien. Die Gespräche in Istanbul verliefen allerdings ohne Ergebnis. Dennoch kündigte Russland an, sich im Angriffskrieg gegen die Ukraine nur noch auf bestimmte Bereiche wie den Donbass zu konzentrieren. Die Ukraine vermeldete hingegen Erfolge beim Widerstand und auch Rückeroberungen. Die Gesamtlage bleibt zugespitzt, es gibt aber Hinweise darauf, dass die Gespräche zwischen den Kriegsparteien weitergehen werden. Ein möglicher Waffenstillstand könnte kommen. Im Anschluss wären auch Friedensverhandlungen möglich. Die Entwicklung wird auf dem Ölmarkt genau beobachtet.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Russland hatte zuletzt angekündigt, seine Gaslieferungen nur noch gegen Rubel durchführen zu wollen. Westliche Länder lehnen dies ab. Die Frage bleibt, ob Russland einen Lieferstopp einseitig beschließen könnte. Bisher gehen viele Experten nicht davon aus, allerdings nehmen die Zeichen etwas zu, dass Russland den strategischen Konflikt sucht und zugleich andere Abnehmer im asiatischen Raum russisches Gas und Öl anbietet. Zuletzt gab es positive Signale aus Indien. Deutschland hat eine enorme Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Die Bundesregierung lehnt eine Bezahlung in Rubel ab und drängt Russland dazu, die vereinbarten Verträge zu erfüllen.

Der Ölverbund OPEC+ wird an den bestehenden Fördererhöhungen festhalten. Am Donnerstag gab die OPEC+ an, dass die Förderkürzungen um weitere 400.000 Barrel abgebaut werden sollen. Damit rückt das Ölkartell langsam in die Nähe der Förderquoten von vor Beginn der Corona-Pandemie. Die Allianz lehnt weiterhin höhere Fördererhöhungen und Fördermengen ab, obwohl sie dazu in der Lage wäre. Die hohen Ölpreise kommen vor allem größeren Fördernationen wie Saudi-Arabien gelegen. Höhere Fördermengen würden die Ölpreise weiter nach unten drücken.

Die Gespräche um ein Ende des iranischen Atomprogramms sind aktuell festgefahren. Der neue Vertrag steht nach Angaben von Experten bereits fest, allerdings wollen die Parteien weitere Zugeständnisse erzwingen, was befürchten lässt, dass die Sanktionen gegen den Iran weiter bestehen bleiben könnten. Mit ihrer Ankündigung, ihre Ölreserven anzuzapfen, haben die USA den Iran in Zugzwang gesetzt. Eine Entscheidung könnte aber weiterhin noch auf sich warten lassen.

Die No-Covid-Strategie Chinas führt zu deutlichem Nachfragerückgang auf dem globalen Ölmarkt. Mittlerweile sind mehr als 30 Metropolen in Lockdowns. Auf der anderen Seite deuten die neusten Daten der US-Energiebehörde (DOE) darauf hin, dass die Rohölbestände weiter abgebaut haben. Die Nachfrage in den USA scheint ungebrochen, obwohl es leichte Aufbauten bei Benzin und Mitteldestillaten gegeben hat.

Für Verbraucher bleiben die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise bleiben auf hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise bleiben extrem teuer. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben dazu beitragen, dass die Inflationsrate auf 7,3 Prozent gestiegen ist.  

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1055 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell deutlich stärker, weil der Dollar als Krisenwährung Zulauf hat und Zinserhöhungen auch den Kurs stärken. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch belastet. Der Euro hält sich aber nur noch knapp über der Marke von 1,10.

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