Ölpreise gaben wieder nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 13.12.2017

um 08:26 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise setzen ihre zurzeit sehr volatile Seitwärtsbewegung weiter fort. So gaben die beiden Rohöl-Leitsorten nach den kräftigen Anstiegen zum Wochenstart heute wieder spürbar nach. Die Nordsee-Ölsorte BRENT sank auf Mittwoch um 1,4 $/b und notierte am Morgen bei 63,9 Dollar/Barrel. Auch die US-Ölsorte WTI gab um 0,9 $/b nach und wurde am Mittwochmorgen bei 57,5 Dollar/Barrel gehandelt.

Die vorübergehende Schließung des wichtigen Ölpipeline-Systems vor der Küste Schottlands sorgte nur kurzfristig für deutlich steigende Ölpreise. Wohl auch weil der Betreiber der Pipeline eine zügige Reparatur zusichern konnte und es sich bei dem Leck nur um sehr kleine Risse handelt. Zwar muss besonders der europäischen Ölmarkt nun für einen Zeitraum von etwa zwei Wochen auf das Öl der Pipeline verzichten, über die im Normalbetrieb rund 0,45 Mio. Barrel Rohöl von der Nordsee zur Verarbeitung an das schottische Festland fließen, aber die Öllager sind gut gefüllt, so dass der kurzfristige Ausfall wohl doch besser zu verkraften ist als zunächst angenommen wurde.

Von größerem Interesse ist für Händler zurzeit der US-Ölmarkt, denn dieser nimmt für die weitere Entwicklung der Ölpreise eine zentrale Rolle ein, nachdem sich die OPEC auf eine Verlängerung der Förderkürzung festgelegt hat. Gestern meldete die US-Statistikbehörde (EIA), dass man die eigene Prognose zur amerikanischen Ölfördermenge für das Jahr 2018 angehoben hat. So geht die EIA davon aus, dass die US-Ölförderung im kommenden Jahr auf über 10 Mio. Barrel pro Tag steigen wird und sich die USA somit wieder zum größten Ölproduzenten der Welt aufschwingen werden. Diese Meldung setzte die Ölpreise unter Druck.

Ölpreis an der Börse



Wie immer zur Wochenmitte richten sich die Blicke auch wieder auf die neuen Zahlen zu den US-Öllagerbeständen, die heute Nachmittag veröffentlicht werden. Im Vorfeld hatte das American Petroleum Institute (API) gestern Abend bereits seine Zahlen vorgelegt und diese lassen einen deutlichen Rückgang der Rohölbestände erwarten. Auch dies sorgte gestern für Preisdruck, jedoch warten Händler zumeist auf die offiziellen DOE-Lagerdaten, die dann nochmal Impulse bringen.

Insgesamt scheinen die Ölpreise bei 60 bis 65 Dollar/Barrel jedoch ein neues Gleichgewicht gefunden zu haben, auf dessen Basis die Nachrichtenlage oder auch die Stimmung an den Börsen für Preisbewegungen nach oben oder unten sorgt. Zumindest könnte das aktuelle Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure gerecht werden.

Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt. Zudem könnte die allgemein erwartete, steigende Ölförderung außerhalb der OPEC, und hier im Besonderen in den USA, durch die ebenfalls erwartete, anziehende globale Ölnachfrage ausgeglichen werden. Aus fundamentaler Sicht könnten die Ölpreise daher eine Seitwärtsbewegung einschlagen, die je nach Nachrichtenlage mal stärker oder schwächer nach oben oder unten pendelt.

Von der aktuell vorherrschenden, allgemeinen Zurückhaltung an den Aktienmärkten ist am Ölmarkt zurzeit zwar weniger zu sehen, dennoch warten Händler auch hier gespannt auf die heutige Pressekonferenz der US-Notenbank FED. Als nahezu sicher gilt, dass die scheidende Notenbankchefin Janet Yellen am Abend eine Erhöhung des US-Leitzinses auf 1,25 bis 1,5 Prozent bekannt geben wird. Mit Spannung erwartet werden jedoch Aussagen wie es im Jahr 2018 weiter gehen wird. Einige Analysten erwarten, dass die Notenbank schnell weitere Zinsanhebungen durchführen wird, weil die Inflationsrate im kommenden Jahr, auch wegen der höheren Ölpreise, wohl wieder über 2,5 Prozent steigen wird.

Zurück