Ölpreise gaben leicht nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.07.2018

um 09:37 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am Freitag erneut zugelegt, gaben dann am Montag im frühen Handel allerdings nach. Dennoch blieb im Vergleich zwischen Freitag- und Montagmorgen ein leichtes Plus bei den Ölnotierungen stehen. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT um weitere 0,5 $/b zu und wurde am Morgen bei 78,3 Dollar/ Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI kletterte um weitere 0,2 $/b und notierte am Montagmorgen bei 73,4 Dollar/Barrel. WTI hat sich damit wieder etwas von dem jüngst bereits erreichten Dreieinhalb-Jahreshoch entfernt und BRENT bewegt sich weiter auf die 80-Dollar-Marke zu.

Die europäische Leitsorte BRENT wird zurzeit durch die Lage in Libyen, dem ölreichsten afrikanischen Land, welches sein Öl vor allem nach Europa exportiert, gestützt. In dem seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg des Landes kommt es wieder zu Problemen mit der den Ölexporten, weil regionale Rebellengruppen Anlagen zur Ölförderung, -Transport oder Export einnehmen.

Häufig kann die libysche „Zentralregierung“ diese Anlagen wieder freikaufen, doch im aktuellen Fall scheinen die Rebellen nicht von den eroberten Ölexporthäfen abziehen zu wollen. Im Gegenteil wollen die Rebellen das Öl nun selber auf dem Weltmarkt verkaufen, doch die bisherigen Ölabnehmer in Europa lehnen Geschäfte mit den Rebellen ab. In Folge des Konfliktes könnte das weltweiten Ölangebots um mehr als 0,5 Mio. Barrel zurückgehen und besonders für Europa drohen beträchtliche Lieferausfälle.

Die amerikanische Rohöl-Leitsorte WTI wird zurzeit durch Lieferausfälle auf dem großen kanadischen Ölfeld bei Fort McMurray gestützt, denn dort wird es bis Ende Juli zu einem Angebotsausfall von gut 0,3 Mio. Barrel pro Tag kommen, was den US-Ölmarkt zur Hauptreisezeit hart trifft. Zudem schwächelte zuletzt auch der US-Ölmarkt. So stagnierten die Ölförderung genauso wie die Ölbohraktivitäten und die US-Öllagerbestände fielen mit gut 775 Mio. Barrel auf tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren.

Für den gesamten Weltölmarkt ist das Thema Iran wieder stark in den Fokus gerückt, nachdem US-Präsident Trump gefordert hatte, dass alle Länder den US-Sanktionen folgen und ihre Erdöleinfuhren aus dem Iran bis November dieses Jahres vollständigen einstellen, um so die wichtigste Einnahmequelle des Iran zum Erliegen zu bringen. Im Mai hatte die US-Regierung beschlossen aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen, was damals schon zu einem spürbaren Anstieg der Ölpreise geführt hatte. Ein noch stärkerer Ausbruch nach oben wurde jedoch zunächst verhindert, weil die EU und Russland eine Lösung finden wollten, dass iranische Atomabkommen am Leben zu halten. Durch den jüngsten Vorstoß von US-Präsident Trump dürfte dies nun deutlich schwerer werden.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Für den Ölmarkt ergeben sich daraus direkt mehrere Risiken, die zu einem Anstieg der Ölpreise führen können. Einerseits würden der Regionalmacht Iran die Haupteinnahmequelle genommen, was das Land mit dem Rücken zur Wand stellt und eine Eskalation der zahlreichen Konflikte im Nahen Osten zur Folge haben könnte. Grundsätzlich führen militärische Auseinandersetzungen im ölreichen Nahen Osten zu Risikoaufschlägen bei den Ölpreisen. Darüber hinaus würde der vollständige Stopp der iranischen Ölexporte auch ganz faktisch zu einem massiven Angebotsdefizit auf dem Weltölmarkt führen.

Gestern sorgten neue Nachrichten zum Thema Iran jedoch erstmal für eine wenig Entspannung, denn der saudische König Salman hat US-Präsident Trump zugesichert, dass Saudi-Arabien wenn nötig auf seine ständig vorhandene Reservekapazität von etwa zwei Millionen Barrel zurückgreifen wolle, um die Stabilität auf den Ölmärkten zu gewährleisten. Damit könnte weitere Förderausfälle kompensiert werden, doch wie schnell und wie lange Saudi-Arabien seine Ölförderung so deutlich ausweiten kann bleibt fraglich. Auch bei der Forderung zum Ende der iranischen Ölimporte gab es Entspannungssignale als ein Vertreter des US-Energieministeriums den betroffenen Ländern auch einen langsameren und schrittweisen Ausstieg in Aussicht stellte.

Insgesamt ist die angekündigte Fördererhöhung der OPEC und Russlands, angesichts der zurzeit zu befürchtenden Förderrückgänge, schnell verpufft und die ohnehin schon angespannte Angebotslage auf dem Ölmarkt könnte zum Jahresende in eine deutliche Unterversorgung übergehen.  Zwar hängt der Handelskonflikt zwischen den USA und China, sowie der EU und Kanada weiterhin wie ein Damokles-Schwert über der Weltwirtschaft und somit auch den Ölpreisen, doch wenn der Iran als Öllieferant vollständig ausfallen sollte, werden die preistreibenden Impulse den Ölmarkt bald eindeutig dominieren. Spätestens im Herbst könnten sich die Ölpreise dann auf neue Langzeithöchststände empor schwingen, doch vermutlich wird dies sogar noch deutlich schneller passieren.

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