Ölpreise fallen auf Jahres-Tiefstand | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.11.2018

um 09:25 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Der Sinkflug der Ölpreise hat sich in dieser Woche fortgesetzt. Nach der kurzen Erholungsphase zum Ende der vergangenen Woche sind die Rohölleitsorten in dieser Woche um weitere 6 bis 8 Prozent gesunken. Auch auf den heutigen Freitag ging die Nordsee-Ölsorte BRENT um einen weiteren Dollar je Barrel zurück und stand am Morgen mit 62,2 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand des aktuellen Jahres. Die US-Ölsorte WTI fiel ebenfalls um knapp 1,0 $/b und wurde am Freitagmorgen mit 53,5 Dollar/Barrel ebenfalls auf einem Jahrestief gehandelt.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise nun bereits um massive 28 Prozent eingebrochen. Grundsätzlich aber vor allem auch in dieser Höhe kam dieser Rückgang der Ölpreise für alle Marktbeobachter vollkommen überraschend. Die Gründe für den Ölpreisverfall sind vielfältig. So sorgen z.B. die wenig erfreulichen Konjunkturaussichten in wichtigen Industrieländern dafür, dass eine schwächere Nachfrage nach Ölprodukten erwartet wird. Darüber hinaus sich haben die Wachstumssorgen für die Weltwirtschaft auch negativ auf die Aktienmärkte ausgewirkt. Zahlreiche politische Unsicherheiten, Brexit, Italiens Schuldenstand sowie der US-Handelskonflikt mit China trüben die Stimmung an den Börsen deutlich ein, was sich auch auf die Ölpreise auswirkt.

Zudem werden die Ölpreise durch ein zu hohes Angebot am Weltölmarkt belastet. Unter anderem haben die weitreichenden Ausnahmegenehmigungen für wichtige Importeure von iranischem Rohöl, die US-Sanktionspolitik gegenüber dem Iran deutlich abgeschwächten, was zu einem Überangebot an Rohöl geführt hat. Zwar sollen China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, der Türkei, Italien und Griechenland nur temporär die Möglichkeit haben Öl aus dem Iran zu importieren, ohne US-Sanktionen befürchten zu müssen, doch noch ist ein Ende der Ausnahmeregelungen nicht in Sicht.

Dem Ölpreisverfall aktiv entgegen wirken könnten aktuell das Ölkartell OPEC. Allen voran will Saudi-Arabien, dessen Ölförderung nach eigenen Angaben im Oktober und November auf einem Rekordhoch gelegen haben soll, seine Ölproduktion ab Dezember um 0,5 Mio. Barrel pro Tag drosseln. Der OPEC-Leader sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, dass auch andere OPEC-Mitglieder ihre Förderung zurückfahren. Dieser Forderung schlossen sich auch einige Förderländer an, dennoch ist zurzeit fraglich, ob es auf dem Anfang Dezember anstehenden OPEC-Meeting zu einem Kürzungsbeschluss kommen wird.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Es ist sogar vorstellbar, dass Saudi-Arabien eine Meinung ändert, denn der saudische Kronprinz steht im Zusammenhang mit der Ermordung des Journalisten Khashoggi unter starkem, politischen Druck. US-Präsident Trump hat dem verbündeten Kronprinzen zuletzt jedoch den Rücken gestärkt und könnte dafür von Saudi-Arabien unterstützt werden, wenn es darum geht die Ölpreise niedrig zu halten. Zuletzt lobte Trump die OPEC und somit hauptsächlich deren größtes Mitglied Saudi-Arabien, via Twitter sogar für die niedrigen Ölpreise.

Von russischer Seite muss ebenfalls nicht mit einer Förderkürzung gerechnet werden, denn Russland braucht die Öleinnahmen für zuletzt getätigte Investitionen in neue Ölfelder und den Staatshaushalt. In den USA sind die Rohöllager unterdessen erneut gestiegen während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) zurückgingen. Mit gut 791 Mio. Barrel sind die gesamten US-Öllagerbestände jedoch auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen, was auf einen aktuell überversorgten Ölmarkt hindeutet.

Und da die USA grundsätzlich niedrige Ölpreise für ihr Wirtschaftswachstum haben wollen und die US-Fracking Industrie ihre Ölförderung stetig ausweitet, könnten sich die drei größtes Ölproduzenten der Welt, die insgesamt rund 40% des globalen Ölbedarfs stellen, einig darüber sein, dass man zurzeit nicht durch übermäßige Förderkürzungen in den Markt eingreifen muss.

Alle diese Aussichten haben den Ölmarkt in den vergangenen Woche n in einen Bärenmarkt gewandelt, aus dem sich auch spekulative im großen Umfang zurückgezogen haben und somit den Preisrückgang noch deutlich verstärkt haben. Doch der aktuelle Rückgang am Ölmarkt weist Anzeichen einer Übertreibung auf, weshalb die die Ölpreise schnell und deutlich zulegen könnten, sobald die Stimmung dreht.

Zurück