Ölpreise erreichen 3-Monatstief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 31.01.2020

um 11:59 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Ende des ersten Monats im neuen Jahrzehnt, blicken wir auf einen ereignisreichen Januar zurück. So kam es am Monatsanfang zu einem neuen Kräftemessen im Nahen Osten, bei dem der Iran-USA-Konflikt zu eskalieren drohte. Der Ölmarkt reagierte prompt mit massiven Risikoaufschlägen, die die Rohölpreise innerhalb kürzester Zeit auf den höchsten Stand seit Oktober 2019 steigen ließen. Die befürchtete Eskalation anhand eines Kriegsausbruches blieb glücklicherweise aus, sodass die Aufschläge der Notierungen infolgedessen wieder abgegeben wurden.

Doch die Rohölpreise sind nicht nur um die vorherigen Risikoaufschläge zurückgegangen, sondern vielmehr wurde seitdem ein Abwärtstrend eingeleitet, der bis zum Anfang der aktuellen Wochen anhielt. Ein weiterer Grund für die Abwärtsbewegung war  auch die belastende Wirkung des jüngsten Aufbaus der US-Reserven. Da die amerikanische Ölwirtschaft schon fast kontinuierlich neue Produktionsrekorde vermelden kann, kommt es zu immer neue Höchstwerten bei den US-Lagerbeständen. So stehen die Lagerbestands- mengen aktuell vor einem neuen 8-Monatshoch.

Umgangssprachlich sind „alles guten Dinge drei“, sodass auch das aktuellste Thema am Ölmarkt zu kräftigen Kursbewegungen führte. Das Thema „Coronavirus“ und die damit verbundene Sorge vor den Folgen für die chinesische Wirtschaft, führte innerhalb einer Woche zu massiven Preisrückgängen bei den Rohölpreisen. Während es bei der für Europa relevanten Nordsee-Ölsorte BRENT zwischenzeitlich zu Kursverlusten von knapp 9,6 Prozent kam, waren die Preisreduzierung bei der US-Sorte WTI mit über 10,6 Prozent sogar noch deutlicher.

Nach den teils massiven Preisbewegungen der letzten Wochen, sind die Schwankungen der Rohölpreise in den letzten Tagen wesentlich übersichtlicher. So schwankten die Kurse beider Rohölsorten in dieser Woche nur noch in einem schmalen Preiskanal von maximal 1,3 Dollar/Barrel. Am Ölmarkt wird somit von einer vorübergehenden Stabilisierung gesprochen, jedoch bleiben die Marktteilnehmer anhaltend vorsichtig. So notierte die Nordsee-Sorte BRENT am Morgen bei 59,1 $/b und die US-Sorte WTI bei rund 53,- $/b, sodass beide Kurse um 0,8 Dollar/Barrel stiegen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen



Trotz nur noch übersichtlicher Preisschwankungen, haben die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Thema „Coronavirus“ am gestrigen Donnerstag zu den niedrigsten Rohölpreisen seit Anfang Oktober des vergangenen Jahres geführt. Aufgrund der rasanten Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit beschränkt sich die Sorge vor den noch nicht abzuschätzenden wirtschaftlichen Konsequenzen nicht mehr nur auf das „Ursprungsland“ China, sondern greift nun auch auf die Nachbarländer der Wirtschaftsmacht über.

Auch wenn die Anzahl der Ansteckungen jeden Tag massiv wächst und neben China aktuell auch immer mehr Länder außerhalb Asiens erste Infektionen bestätigen, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO aktuell für etwas Beruhigung gesorgt. Trotz weltweit knapp 10.000 bestätigten Infektionen und den daraus resultierenden mehr als 210 Todesfällen, sieht die Weltgesundheitsorganisation momentan noch keine Notwendigkeit für Reise- und Handelsbeschränkungen. Ungeachtet dessen wurde seitens der WHO gestern vorsorglich ein Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Auch wenn erste Marktteilnehmer bereits davon ausgehen, dass die Rohölpreise gestern einen Tiefpunkt erreicht haben und zeitnah eine Stabilisierung mit steigenden Notierungen folgen sollte, bleibt eine vorsichtige Zurückhaltung am Ölmarkt vorhanden. Auch wir sind mit einer kurz- bis mittelfristigen Prognose über die weitere Entwicklung der Ölpreise vorsichtig, da die wirtschaftlichen Folgen der Virusverbreitung aus unserer Sicht nach wie vor kaum abzuschätzen sind. Dementsprechend sollte aus unserer Sicht noch lange nicht von einer Entwarnung gesprochen werden.

Zurück