Ölpreise erreichen 10-Monats-Höchststand | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.01.2021

um 10:51 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Mit dem Blick auf unseren Preis—Chart ist gut zu erkennen, dass die Notierungen am internationalen Rohölmarkt bereits in der ersten Woche des neuen Jahres erneut deutlichen Preisschwankungen unterlagen. Statistisch betrachtet entwickeln sich die Notierungen aktuell konträr zu den Entwicklungen der letzte Jahre. Ähnlich wie am heimischen Heizölmarkt kommt es in den ersten Tagen eines neuen Handelsjahres häufig zu vergleichsweise wenigen Preisschwankungen. Doch das wohl am häufigsten genannte Thema des letzten Jahres wirft auch zum Start in das Jahr 2021 seine Schatten voraus: die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen.

In den letzten Tagen wurde die Entwicklung der Rohölpreise jedoch zunächst nur indirekt von der Corona-Pandemie beeinflusst. Vielmehr konnten die Notierungen in dieser Woche von gleich mehreren preistreibenden Faktoren profitieren. Nachdem die Rohölpreise bereits zu Wochenbeginn mit deutlichen Preissteigerungen in den ersten Handelstag des neuen Jahres gestartet waren, folgte am Dienstag zunächst eine kräftige Gegenbewegung mit deutlichen Verlusten. Zurückzuführen waren die Verluste auf eine unerwartete Verlängerung des Treffens des Ölkartells Opec und seiner zehn Kooperationspartner (Opec+), zu denen unter anderem auch Russland gehört.

Auf dem ursprünglich nur für einen Tag angesetzten Meeting sollte am Montag über die weitere Förderpolitik des Ölverbundes abgestimmt werden. Auch wenn bereits im Vorfeld bekannt war, dass die Verhandlungspositionen der einzelnen Staaten teilweise deutlich unterschiedlich ausfallen, wurde unter Marktteilnehmern fest damit gerechnet, dass sich die Mitglieder auf eine einheitliche Fördermengenpolitik für die kommenden Monate einigen würden. Umso überraschender war dann die unvorhergesehene Vertagung der Entscheidung auf den Folgetag. In Bezug auf die zukünftigen Fördermengen waren die Differenzen speziell bei den beiden führenden Ölförderländern Russland und Saudi-Arabien zunächst noch zu groß.

Während der weltweit größte Ölproduzent Saudi-Arabien mit der Absicht einer gemeinschaftlichen Verlängerung der aktuellen Produktionseinschrän-kungen in die Verhandlungen ging, haben die Vertreter Russlands darauf bestanden die eigenen Produktions-mengen in den Folgemonaten steigern zu dürfen. Wie so häufig in der Vergangenheit haben sich die Mitgliedsstaaten am Dienstag auf einen Kompromiss verständigen können, der für die einzelnen Staaten jedoch unterschiedlich ausfällt. Während Russland und Kasachstan im Februar und März mehr Öl fördern dürfen als zuvor, trägt Saudi-Arabien die Kosten für die weitere Stabilisierung des Ölmarktes, in dem sie in diesem Zeitraum weniger Öl fördert und vertreibt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Am Ölmarkt führte die Entscheidung des Verbundes zu einem deutlichen Preissprung, der die Verluste des Vortages nicht nur vollumfänglich ausglich, sondern die Notierung am Mittwochmorgen auf den höchsten Stand der letzten 10 Monate „katapultierte“. Doch die kräftige Aufwärtsbewegung am frühen Morgen sollte nicht die einzige positive Nachricht des Tages bleiben. Denn am Nachmittag wurden die offiziellen Zahlen der US-Energiebehörde erwartet, die den Notierungen einen weiteren „Schub“ verleihen sollten. Bereits am Dienstag wurde seitens des US-Interessenverbandes der Öl- und Gasindustrie API (American Petroleum Institute) ein Rückgang der Rohöl-Lagerbestände von rund drei Mio. Barrel prognostiziert.

Während eine Bestätigung des prognostizierten Mengenrückgangs von drei Mio. voraussichtlich bereits eine preisstabilisierende Wirkung am Ölmarkt gehabt hätte, haben die offiziellen Daten seitens der US-Energiebehörde alle Erwartungen und Prognosen übertroffen. Die Rohöl-Lagerbestände sind in der letzten Handelswoche des alten Jahres um mehr als acht Mio. Barrel gesunken und verliehen den Rohölpreisen somit am Donnerstag einen weiteren Schub. Die Notierungen haben die Preissteigerungen somit nochmals weiter ausbauen können und notierten gestern Vormittag auf dem höchsten Stand der letzten 10 Monate. Vergleichbare Rohölpreise konnten wir in unseren Statistiken zuletzt Ende Februar, und somit noch vor dem sogenannten Corona-Crash feststellen.

Wie zu Beginn unserer heutigen News berichtet, muss trotz der beiden positiven Meldungen und deren positiven Einfluss auf die Rohölpreise, auch heute die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie nicht außer Betracht gelassen werden. Sollte die weltweit gestartete Impf-Kampagne nicht oder erst verzögert den gewünschten Erfolg zeigen, und diese Annahme ist aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in der EU durchaus berechtigt, könnte die über mehrere Monate aufgebaute Rohölpreis-Erholung innerhalb kürzester Zeit „zerstört" werden. Aktuell wird jedoch davon ausgegangen, dass die Impf-Aktivitäten auf absehbare Zeit zu einer Stabilisierung der globalen wirtschaft-lichen Aktivitäten führen wird und infolgedessen auch die weltweite Rohölnachfrage steigen sollte.

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