Ölpreise erneut klar im Minus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 28.09.2017

um 08:55 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Gegenbewegung zum kräftigen Ölpreisanstieg vom Wochenbeginn hat auch am gestrigen Handelstag und beute Morgen im frühen Handel angehalten. So gab die europäischen Rohöl-Leitsorte BRENT um weitere 1,0 $/b nach und notierte am Donnerstagmorgen bei 57,8 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI, die zuvor nicht so stark angestiegen war, gab mit 0,2 $/b deutlich weniger nach und wurde am Morgen bei 52 Dollar/Barrel gehandelt.

Zur Wochenmitte rücken am Ölmarkt stets die neuen Zahlen aus den USA in den Fokus. Analysten gingen zuvor davon aus, dass die US-Öllagerbestände leicht ansteigen müssten, aber das Energieministerium teilte gestern mit, dass die Öllager erneut gesunken sind. So wurden die Rohöllager um 1,8 Mio. Barrel abgebaut und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) legten in Summe nur um leichte 0,2 Mio. Barrel zu. Insgesamt war somit ein leichter Rückgang der US-Öllager auf nunmehr gut 826 Mio. Barrel zu verzeichnen.

Nach den Verschiebungen, die die US-Raffinerieausfälle nach Tropensturm Harvey mit sich gebracht hatten, normalisieren sich die Daten zu den US-Öllagerbeständen langsam wieder und sind daher auch wieder belastbarer um Rückschlüsse auf das Angebots-Nachfrage-Verhältnis in der größten Volkswirtschaft der Welt zu ziehen. Insgesamt sind die US-Öllager seit ihrem Rekordhoch von Februar dieses Jahres nun bereits um 121 Mio. Barrel gesunken und stehen aktuell auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Ölpreis an der Börse

 

Neben den US-Öllagerbeständen, stellt der US-Ölmarkt zurzeit insgesamt nicht mehr ein ganz so starkes Gegengewicht der OPEC-Förderkürzung dar, wie im bisherigen Jahresverlauf. Auch dies stützt die Ölpreise zurzeit, denn der unter erheblichen Preisdruck arbeitenden US-Schieferölindustrie scheint eine leichte Erholung der Ölpreise zurzeit auch nicht ungelegen zukommen.

Weitere Gründe für den kräftigen Preisanstieg der vergangenen Wochen sind in der Einhaltung der Förderreduzierung durch die OPEC und Russlands zu finden. Gleichzeitig entwickelt sich die Konjunktur in den westlichen Industrienationen und in China gut, was zu einem Anstieg der globalen Ölnachfrage führt.

Auch die Geopolitik sorgte zuletzt für preisstützende Impulse. Neben der eskalierenden Kriegsrhetorik zwischen den USA und Nordkorea sorgte in dieser Woche vor allem das Referendum der Kurden, die im Nordirak in einem Autonomiegebiet leben und einen eigenen Kurdenstaat anstreben, für Unruhe.

Obwohl international scharfe Kritik geäußert wurde, hatten die irakischen Kurden über ihre Unabhängigkeit abgestimmt und somit für viel Aufregung in der Region gesorgt, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen. Die Türkei drohte in der Folge mit der Blockierung von Öllieferungen aus dem ölreichen Gebiet des kurdischen Nordiraks.

Trotz der jüngsten Abwärtskorrektur befinden sich die Ölpreise aktuell in der Nähe ihres Zwei-Jahres-Hochs. Die Rohölsorte BENT, die vor drei Monaten noch auf ihrem Jahrestief gestanden hatte, ist seitdem um knapp 30 Prozent gestiegen. Unabhängig vom kommenden europäischen Winter, der für sich genommen nur wenig Einfluss auf die Ölpreise hat, hat sich die Stimmung am Ölmarkt verändert, denn aktuell scheint zum ersten Mal, seit Beginn der Förderreduzierung der OPEC, ein Ende der Überversorgung des Weltölmarktes möglich zu sein.

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