Ölpreise erklimmen neues Dreieinhalb-Jahres-Hoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.05.2018

um 09:30 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ruhe vor dem Sturm wurde am Ölmarkt schneller beendet als man erwartet hatte, denn bereits am Freitag und auch heute Morgen im frühen Handel legten die Ölpreise deutlich zu. Die beiden Rohöl-Leitsorten kletterten deutlich um jeweils rund zwei Dollar je Barrel und notierten am Montagmorgen beide auf dem höchsten Stand seit November 2014. Für die Nordsee-Ölsorte BRENT bedeutete dies am Morgen eine Notierung von 75,7 Dollar/Barrel. Und auch die US-Ölsorte WTI hat nun die 70-Dollar-Marke übersprungen und wurde zum Wochenstart bei 70,5 Dollar/Barrel gehandelt.

Somit sind die Rohölpreise in den vergangenen vier Wochen um fast 13 Prozent gestiegen. Wirklich neue Nachrichten gab es in diesem Zeitraum allerdings nicht. Immer wieder sorgen die gleichen Meldungen für stetig steigende Ölpreise. Vor allem die Unsicherheit über die zukünftige Iran-Politik der USA lässt die Ölpreise seit rund einem Monat steigen. Hinzu kommt die stabile Einhaltung der Förderkürzung durch die OPEC-Allianz, die einbrechende Ölförderung im krisengeschüttelten Venezuela und eine steigende globale Ölnachfrage.

Preisdrückende Meldungen über einen wachsenden US-Ölmarkt werden an den Börsen hingegen weniger stark gewichtet und haben zurzeit höchstens das Potential den laufenden Aufwärtstrend abzuschwächen. So wirkte sich die Meldung vom Ölausrüster Baker-Hughes, dass die Anzahl der aktiven US-Bohranlagen in der letzten Woche um weitere 9 auf nunmehr 834 Einheiten angestiegen ist, genauso wenig aus, wie der zuvor von der US-Regierung bekannt gegebene Aufbau der amerikanischen Öllagerbestände oder der erneute Anstieg der US-Ölproduktion um weitere 0,3 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 10,62 Mio. Barrel pro Tag.

 

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Das dominierende Thema am Ölmarkt wird mindestens noch in dieser Woche die zukünftige Iran-Politik der USA sein, denn US-Präsident Trump muss bis zum 12. Mai bekannt geben ob die USA an dem getroffenen Atom-Abkommen mit dem Iran festhalten wird oder nicht. Zurzeit sieht es eher nach einem Ausstieg der USA aus, was in der Folge zu einer Wiedereinsetzung der zurzeit ausgesetzten Sanktionen gegen den Iran führen würde. Dies hätte einen Rückgang des Ölangebotes zur Folge und wird wahrscheinlich zu weiter steigen Ölpreisen führen.

Am Wochenende hatte der iranische Präsident Ruhani die USA vor einem Ausstieg aus dem Atomabkommen gewarnt und erneut klargestellte, dass man kein neues Abkommen verhandeln werde. Die USA beziehen hingegen klar Stellung zu Israel und Saudi-Arabien, den beiden Erzrivalen des Iran. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein und ein Ende des Atom-Abkommen somit wahrscheinlich. Sollte man sich allerdings doch noch mit den USA auf eine Fortsetzung des Atomdeals einigen können, hätten die Ölpreise ein beachtliches Kurskorrekturpotential nach unten. Hält Trump hingegen an seinem harten Kurs gegen den Iran fest, dann könnten sich die Ölpreise auch in Richtung 80 Dollar bewegen.

Gestützt werden die Ölpreise auch durch die herrschende, hohe Förderdisziplin bei den am Kürzungsabkommen beteiligten OPEC-Ländern und Russland. Gleichzeitig hat Venezuela immer neue und höhere Produktionsausfälle zu beklagen. Insgesamt hat das südamerikanische Land, dass über die zurzeit größten Ölreserven der Welt verfügt, seine Ölförderung fünfmal starker gekürzt als von der OPEC vorgegeben wurde. Mit einer geplanten Übererfüllung der Förderkürzung hat dies jedoch nichts zu tun, vielmehr kommt Venezuela nicht aus dem Krisenmodus heraus, so dass auch im weiteren Jahresverlauf mit einem deutlichen Rückgang der dortigen Ölförderung gerechnet werden muss.

Am Devisenmarkt bleibt der €uro gegen die Ölwährung US-Dollar weiterhin unter Druck und stand am Montagmorgen mit 1,194 Dollar kurz vor einem neuen Jahrestief. Vor allem die Erwartung der Devisenhändler, dass es in den USA zu einem schnelleren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik kommen wird in dem die US-Leitzinsen schneller angehoben werden als bisher gedacht, sorgt dafür dass der Dollar seit rund eineinhalb Monaten stetig an Wert zulegt.

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