Ölpreise eingebrochen – Keine deutliche Stabilisierung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.07.2021

um 11:54 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise sind im Verlauf des gestrigen Handelstages deutlich eingebrochen. Nachdem es heute früh so ausgesehen hatte, als würden sich die Ölpreise vom Einbruch etwas erholen, sind sie im Laufe des Tages doch wieder leicht ins Minus gerutscht, um zum Mittag hin wieder leichte aufbauten zu zeigen. Eine deutliche Stabilisierung bleibt im Verlauf des heutigen Tages zunächst sehr schwierig.

Grund sind neben der Einigung der OPEC+ Staaten auf eine Förderquoten-Erhöhung auch die Ausbreitung der Delta-Variante, der stärkere US-Dollar und schlechte Vorgaben aus den Finanzmärkten. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 66,80 $. Das Nordsee-Brent-Öl kostet 68,96 $ je Fass.

Am Sonntag hat sich die OPEC+ zu einer Sondersitzung getroffen und eine schrittweise Anhebung der Fördermengen um monatlich je 400.000 Barrel pro Tag beschlossen. Dabei wurden unter den Partnern auch neue Förderquoten vereinbart, die den OPEC+ Partnern entgegenkommen, die deutlich mehr Öl fördern möchten.

Die Anhebung soll bis ins Jahr 2022 gültig sein und so lange fortgeführt werden, bis die gesamte Förderbegrenzung von 5,8 Mio. Barrel je Tag (voraussichtlich Ende Mai 2022) wieder eingeholt worden ist. Damit hat die OPEC+ den Streit zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zumindest vorläufig gelöst.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die Anhebung der Fördermengen wird auf dem Ölmarkt mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zum einen gab es einen deutlichen Nachfrageüberschuss. Zum anderen nimmt die Ausbreitung der Delta-Variante mittlerweile solche Ausmaße an, dass mit Nachfrageausfällen gerechnet werden muss. Zunächst gaben die Ölpreise entsprechend deutlich nach und mit den Vorgaben aus den Finanzmärkten hat diese Schwäche noch einmal zugelegt.

Hier ist insbesondere die Situation in den USA zu erwähnen. Dort sind die Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen deutlich gesunken. Das erlaubt gerade Unternehmen, die viel Geld brauchen, eine leichtere Aufnahme von Geld. Gerade in der Ölindustrie in den USA ist es so möglich, sich günstiger Geld zu leihen und dabei deutlich einfacher die Schulden auszugleichen. Die leichtere Refinanzierung von Investitionen könnte zur Folge haben, dass deutlich mehr Öl gefördert wird. Auch dies hat zum Einbruch der Ölpreise geführt.

Der Blick richtet sich ab heute Nachmittag auf die Bestandsdaten aus den USA. Die Rohölbestände dürften, wie auch in den vergangenen Wochen weiter abnehmen. Entscheidender ist die Frage, ob der Abbau auch beim Benzin wieder Einzug hält. In der vergangenen Woche gab es bei Mitteldestillaten und Benzin deutlich höhere Aufbauten als erwartet. Die API-Daten werden heute Nachmittag erwartet, während die Daten der US-Energiebehörde (DOE) erst morgen Nachmittag veröffentlicht werden. Ein erneuter Aufbau bei Benzin wäre ein weiterer Rückschlag für die Ölpreise.

Die jüngsten Verluste beim Rohöl freut hingegen Verbraucher in Deutschland. Die Heizölpreise und Benzinpreise sind etwas nach unten gerutscht und tragen damit zu einer erhöhten Nachfrage bei. Ob dies von Dauer sein wird, hängt von den weiteren Entwicklungen auf dem Ölmarkt ab. Die hohen Ölpreise hatten zuletzt auch die Transport-Kosten und Produktionskosten nach oben getrieben, was auch zu einer erhöhten Inflation beiträgt. Die Preisschraube richtet sich immer mehr am Ölpreis aus. Entsprechend ist der Effekt bei privaten Haushalten deutlich spürbarer.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1800 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell trägt der stärkere Dollar zu einer niedrigeren Nachfrage bei.

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