Ölpreise drehten wieder in die Verlustzone | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.03.2018

um 08:30 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben gestrigen Handelstag zunächst weiter zugelegt, drehten dann im weiteren Handelsverlauf  jedoch in die Verlustzone. Auch heute Morgen im frühen Handel ging es mit den Notierungen weiter leicht nach unten. Insgesamt gab die für Europa relevantere Nordsee-Ölsorte BRENT auf Mittwoch um 0,4 $/b nach und notierte am Morgen bei 65,2 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI ging um 0,6 $/b zurück und wurde am Mittwochmorgen bei 62,1 Dollar/Barrel gehandelt.

Als Grund für die Preisrückgänge wurde die Sorge genannt, dass es zu einem Handelskonflikt zwischen den großen Wirtschaftsräumen der Welt kommen könnte, der dann die Finanzmärkte insgesamt und somit auch die Ölpreise stark belasten könnte. Verstärkt wurde diese Befürchtung weil der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump gestern zurückgetreten war. Rücktritte gehören im Weißen Haus zwar fast schon zur Tagesordnung, dennoch ist dieser Rücktritt in der aktuellen Situation ein schlechtes Zeichen, denn auf den Berater Cohn wurde die Hoffnung gesetzt, dass er die angekündigten Zölle und die dann drohende Sanktionsspirale noch verhindern könnte.

Für preisbewegende Impulse sorgte zuletzt auch der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA), in dem davon ausgegangen wird, dass die USA den Weltölmarkt in den kommenden Jahren dominieren und eine noch stärker preisregulierende Rolle als Gegengewicht zur OPEC einnehmen werden. Auch in anderen Nicht-OPEC-Staaten, wie Brasilien, Kanada oder Norwegen wird das Ölangebot wachsen, weshalb die weltweit steigende Ölnachfrage laut IEA durch den Anstieg der Ölförderung in Nicht OPEC-Staaten mehr als ausgleichen werden kann. Bis 2020 werden alleine die USA rund 80 Prozent der zusätzlichen Nachfrage bedienen können.

Die Macht der OPEC wird dadurch in den kommenden fünf Jahren wohl weiter beschnitten werden, denn die Marktanteile des Ölkartells könnten in dieser Zeit von aktuell rund 40 Prozent auf weniger als 35 Prozent schrumpfen. Bereits im kommenden Jahr sieht die IEA eine deutlich sinkende Nachfrage nach OPEC-Rohöl, die rund 1,8 Mio. Barrel/Tag niedriger sei als man noch im vergangenen Jahr erwartet hatte.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Von Seiten der OPEC scheint man sich unterdessen mit der neuen preisregulierenden Rolle der US-Ölindustrie abgefunden zu haben und verfolgt derzeit eine Strategie um mittel- bis langfristig wieder einen wachsenden Einfluss auf den Weltölmarkt zu haben. So bemüht sich das Ölkartell die Zusammenarbeit mit weiteren Ölförderländern, und hier vor allem mit Russland, zu intensivieren.

Und auch mit den rivalisierenden US-Schieferölproduzenten wird derzeit der Kontakt gesucht. So streben Vertreter der OPEC am Rande der CERAWeek in Houston, einem der größten Branchentreffen, Gespräche mit der US-Ölindustrie an. Die Zeiten, in denen bei der OPEC und speziell in Saudi-Arabien die Rede davon war, dass sich der Weltölpreis im freien Wettbewerb bilden solle, scheinen somit endgültig vorbei zu sein. Der Sieger des seit Ende 2014 stattfindenden Kampfes um Marktanteile auf dem Weltölmarkt sind die US-Ölförderer, die gestärkt in diese Gespräche gehen können.

Insgesamt sprechen zurzeit viele Analysten von einem möglichen Gleichgewicht, dass sich auf dem Ölmarkt eingestellt haben könnte und welches uns bei den Ölpreisen nun über einen längeren Zeitraum begleiten könnte. Die Allianz rund um die OPEC und Russland hat ihr wichtigstes Ziel eines Ölpreises von gut 60 Dollar/Barrel erreicht. Gleichzeitig deckelt die steigende US-Ölförderung den Ölpreis nach oben, weil die anziehende Ölnachfrage durch US-Rohöl weitestgehend ausgeglichen werden kann. Ölpreise von deutlich unter 60 Dollar sollten von der, in den letzten Jahren stets unter massivem Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie aber wohl auch nicht angestrebt werden.

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