Ölpreise drehten im neuen Jahr deutlich nach oben | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.01.2019

um 08:25 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Nachdem die Ölpreise in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres um fast 40 Prozent eingebrochen waren, sind die Ölnotierungen nun unterbewertet und somit interessant für spekulative Anleger. Daher konnte ein sprunghafter Anstieg der Ölpreise erwartet werden, sobald sich die Stimmung an den Börsen aufhellen würde, denn Rohöl ist nun mal auch ein spekulatives Handelsprodukt, dessen Kursverlauf stark von der Börsenstimmung abhängig ist.

Und genau so ist es in den vergangenen Tagen gekommen. Nachdem an den Börsen wieder die Hoffnung aufgekommen ist, dass die Weltwirtschaft wieder an Schwung aufnehmen könnte, zogen auch die Ölpreise um über zehn Prozent an. Dabei kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT seit Jahresbeginn um 6,4 $/b und auch die US-Ölsorte WTI legte um 6,6 Dollar/Barrel zu. Davon entfiel auf den gestrigen Handelstag jeweils ein Plus von rund zwei Dollar je Barrel. Mit 50,4 Dollar/Barrel hat die US-Ölsorte WTI am Mittwochmorgen bereits die 50 Dollar-Hürde übersprungen und auch BRENT stand am Morgen mit 59,4 Dollar/Barrel kurz vor der Überschreitung der 60-Dollar-Marke.

Vor allem die Aussicht auf ein baldiges Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Stimmung an den Finanzmärkten zuletzt deutlich aufgehellt und somit auch die Ölpreise steigen lassen. Auch wenn noch Skepsis herrscht, so hoffen viele Anleger auf einen konjunkturellen Aufschwung, sobald die beiden größten Volkswirtschaften und Ölverbraucher der Welt ihren Handelsstreit beigelegt haben. Und zurzeit stehen die Zeichen für eine Einigung gut. Zumindest ließ US-Präsident Trump zuletzt vermerken, dass die Gespräche "sehr gut" verlaufen würden. Zudem finden die Verhandlungen bereits auf höchster Ebene statt, was ebenfalls als Hinweis gewertet wird, dass man kurz vor einem Durchbruch steht.

 

 

Neben den Entwicklungen im Handelskonflikt hatte auch die Nachricht, dass die chinesische Notenbank ihre Kapitalanforderungen für Banken erneut senken will, um die Konjunktur zu stützen, für eine allgemein, bessere Stimmung an den Aktienmärkten gesorgt. Zudem will auch die US-Notenbank bei der Anhebung der Leitzinsen einen Gang zurückschalten. So hatte der neue Chef der US-Notenbank Jerome Powell deutlich gemacht, dass die FED bei ihren Zinsentscheidungen stärker auf die Finanzmärkte achten und angesichts der vergleichsweise geringen Inflation "geduldig sein" werde. Darüber hinaus kamen vom US-Arbeitsmarkt zuletzt starke Zahlen. Beides begünstigt ein Wirtschaftswachstum in den USA und der Welt und wird somit zu einer steigenden Ölnachfrage führen.

Im Hinblick auf die fundamentale Datenlage haben Börsenhändler am Ölmarkt heute den US-Ölmarkt im Blick, denn in den USA stehen zur Wochenmitte immer die offiziellen US-Öllagerdaten zur Veröffentlichung an. Bereits gestern hatte das private American Petroleum Institute (API) gemäß eigener Erhebung einen spürbaren Lagerabbau bekannt gegeben, was die Ölpreise stützte. Grundsätzlich erwarten Analysten auch bei den offiziellen Daten des Department of Energy (DOE) einen Lagerrückgang, allerdings sollte dies nicht überbewertet werden, denn in der Vorwoche waren vor allem die Lager der Ölprodukte in den USA massiv angestiegen. Daher ist der allgemein erwartete Rückgang lediglich mit einer Korrektur gleichzusetzen.

Ebenfalls von Interesse sind natürlich die Entwicklungen der OPEC-Ölfördermengen. Laut Medienberichten soll die Ölproduktion des Kartells im Dezember um kräftig 0,5 Mio. Barrel gesunken sein und auch im Januar kann mit einem weiteren Rückgang gerechnet werden. Auch aufgrund der insgesamt aufgehellten Stimmungslage lösten sich die vorherigen Bedenken, ob der OPEC+ Verbund seine beschlossene Förderreduzierung zeitnah umsetzen wird, rasch auf. Dies zeigt mal wieder wie stimmungsabhängig die Preise am Weltölmarkt sind und wie schnell eine Trendwende einsetzen kann.

Am Devisenmarkt hat der €uro in den vergangenen Tagen deutlich an Wert gegen die Ölwährung Dollar gewonnen. Dies macht den Kauf von Rohöl im Euroraum zurzeit günstiger, was die Nachfrage steigen lässt und somit in der Regel auch zu steigenden Ölpreisen führt. Mit rund 1,147 Dollar/€uro stand der €uro am heutigen Mittwochmorgen auf einem der höchsten Stände seit Oktober 2018.

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