Ölpreise drehen leicht nach oben | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.08.2018

um 08:48 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind zum Beginn der neuen Handelswoche gestiegen. Die zunächst leichten Kursgewinne wurden im gestrigen Handelsverlauf und auch heute Morgen im frühen Handel ausgeweitet. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um gut 0,7 $/b und notierte am Morgen bei 74 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI legte um 0,4 $/b und wurde bei 69,1 Dollar/Barrel gehandelt.

Die Lage am Ölmarkt bleibt weiterhin schwankungsanfällig und viele Händler hoffen darauf, dass die in dieser Woche anstehenden Monatsberichte der OPEC, der internationalen Energieagentur (IEA) und der US-Energiebehörde (EIA) Aufschluss über die weiteren Preisentwicklungen am Ölmarkt geben werden. Aktuell ist die Lage unübersichtlich, denn es gibt einige entgegengesetzte Impulse für die Preisentwicklung.

Saudi-Arabien hat seine Öltransporte über die Meerenge Bab al-Mandab zum Beispiel wieder aufgenommen, nachdem es vor zwei Wochen Anschläge auf saudische Tanker gegeben hatte. Diese preisdämpfende Nachricht wird jedoch von der Meldung begleitet, dass Saudi-Arabien seine Ölexporte im Juli insgesamt zurückgefahren haben soll. Insgesamt hat die OPEC mehr Rohöl gefördert, doch dies könnte lediglich darauf zurückzuführen sein, dass der Kongo dem Ölkartell beigetreten ist. Russland, das größte Ölförderland der Welt, hat seine Ölproduktion gesteigert und pumpt zurzeit wieder so viel Rohöl an die Erdoberfläche wie vor der gemeinsam beschlossenen Förderkürzung mit der OPEC.

Beim wohl wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, hat sich die Lage zuletzt wieder zugespitzt. Zwar hatten die gestern in Kraft getretenen US-Sanktionen zunächst keine Auswirkungen auf den Ölmarkt, allerdings waren diese auch seit langem angekündigt und der Energiesektor des Iran wird auch erst ab November direkt von Sanktionen betroffen sein. Gleichzeitig will der Iran eine militärische Übung in der Meerenge von Hormus durchführen, nachdem der iranische Präsident Ruhani zuvor gedroht hatte die weltweit wichtigste Öltransportroute über See zu blockieren, wenn es zu einem globalen Ölembargo gegen sein Land kommen sollte.

Die USA wollen aber wohl, auch gegen die Intervention der Euopäer, Russen und Chinesen, an ihrer harten Vorgehensweise gegen den Iran festhalten. Was den Ölmarkt anbelangt sichert sich Washington damit zwar die Unterstützung Saudi-Arabiens, doch ob dies ausreicht um die Ölpreise im Falle eines massiven Rückgangs der iranischen Ölimporte zu kompensieren, ist mehr als fraglich.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

China hat bereits klargestellt, dass man die Ölimporte aus dem Iran nicht senken werde. Zurzeit will Peking aber auch keine Anhebung der iranischen Ölimporte vornehmen, doch auch dies ist, vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskonfliktes zwischen den USA und China, vorerst mit einem Fragezeichen zu versehen.

Der Handelsreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wirkt sich unterdessen preismindernd auf die Ölpreise aus, denn weiterhin wird befürchtet, dass sich der Zollstreit negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken könnte. Dies setzt das Handelsprodukt Rohöl unter Druck, weil sich die Stimmung an den Börsen eintrüben könnte. Darüber hinaus wird mit einem Nachfragerückgang nach Ölprodukten gerechnet, was die Ölpreise zusätzlich belastet.

Händler werden in dieser Woche natürlich auch wieder auf den US-Ölmarkt blicken. Es wird damit gerechnet, dass sich der jüngste, leichte Anstieg der US-Öllager nicht fortsetzen wird. Im Gegenteil rechnen Analysten sogar damit, dass es zu einem deutlichen Rückgang kommen wird, weil zurzeit bereits klar ist, dass die Rohölbestände im wichtigsten US-Öllagerdepot Cushing deutlich gesunken sind. Da auch die US-Ölproduktion zuletzt ins Stocken geraten ist, weil man in der wichtigsten US-Schieferölregion mit Pipeline-Engpässen zu kämpfen hat, könnten vom U-Ölmarkt in dieser Woche preisstützende Nachrichten kommen.

Unterm Strich rechnet zurzeit kaum ein Analyst damit, dass die BRENT-Ölnotierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen werden. Im Gegenteil bürgen besonders die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential, dass die Ölpreise kräftig anziehen könnten. Anfang November treten die Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran in Kraft. Jeder, der danach noch Ölgeschäfte mit dem Iran tätigt, muss nach aktuellem Stand mit US-Sanktionen rechnen. Dies könnte den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise deutlich über die 80-Dollar-Marke klettern lassen.

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