Ölpreise deutlich im Minus – Ukraine-Krise und Atomprogramm mit Iran im Fokus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.02.2022

um 11:31 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche haben die Ölpreise erneut nachgegeben. Es könnte sein, dass erstmals seit neun Wochen ein Wochenverlust bei den Ölpreisen am Ende steht. Für die aktuelle Entwicklung werden auf dem Ölmarkt vor allem die Ukraine-Krise und die Gespräche mit dem Iran über ein neues Atomabkommen verantwortlich gemacht. Dazu kommen weitere Aspekte wie unerwartete Bestandsaufbauten und der Verkauf von strategischen Reserven in Japan. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 90 $ und Brent kostet 91,38 $ je Fass.

In der Ukraine-Krise herrscht weiterhin Verwirrung, auch wenn die Zeichen auf eine Deeskalation eher zugenommen haben. Russland erklärte, man ziehe seine Truppen aus der Grenzregion ab, während die NATO und die USA darauf beharren, dass Russland sogar seine Truppen an der Grenze zur Ukraine eher verstärkt habe. Deutschland machte unterdessen klar, dass jetzt deutliche Schritte von Russland zur Deeskalation kommen müssten. Für die kommende Woche wurden Gespräche zwischen den USA und Russland angekündigt. Die Ukraine-Krise wird auch Thema der Münchner Sicherheitskonferenz werden.

Neue Bewegung ist auch im Konflikt mit dem Iran über deren Atomprogramm gekommen. Es gibt erneut deutliche Zeichen und Kommentare aus führenden Ebenen, dass man kurz vor der Unterzeichnung eines neuen Abkommens sei. In der Folge könnte das Öl-Embargo gegen den Iran aufgehoben werden. Dies hätte auch für den Ölpreis deutliche Auswirkungen. Die Lager im Iran sind voll und so könnte das Land bereits sehr schnell sein Rohöl auf dem globalen Markt verkaufen. Nach dem Anfahren der Produktionsstätten wäre eine bessere Versorgungslage global möglich. Dies senkt natürlich die Ölpreise stark.

Bei den US-Ölbeständen gab es zuletzt überraschende Entwicklungen. Entgegen der API hat die US-Energiegebehörde API einen Bestandsaufbau (+1,1 Mio.) bei den Rohölbeständen mitgeteilt. Bei den Mitteldestillaten (- 1,6 Mio) und bei Benzin (- 1,3 Mio.) fielen die Bestände hingegen merklich. Der Bestandsaufbau bei Rohöl bereitet Kopfschmerzen, weil er unerwartet und entgegen anderer Daten kam. Analysten fürchten, dass dies ein erstes Anzeichen für eine Abschwächung der wirtschaftlichen Erholung in den USA sein könnte. Zuletzt hatte es auch Spekulationen um Bestandsaufbauten wegen der Produktionsausfälle in Texas gegeben.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Für deutlichen Druck auf den Ölmarkt sorgt auch die Ankündigung Japans, Teile seiner strategischen Reserven zu verkaufen. Japan gilt als wichtige Ölimport-Nation. Ein Verkauf von Rohöl aus den strategischen Reserven stellt daher einen immensen Eingriff dar. Allerdings ist unklar, ob dies einen nachhaltigen Effekt haben wird. Zuletzt hatten die USA ähnliches angekündigt, umgesetzt und davon kaum profitiert. Teilweise hatten die USA aber auch schwer zu verkaufendes Rohöl und Rohölprodukte freigegeben. Entsprechend war der Markt zunächst zwar in heller Aufruhr, beruhigte sich jedoch nach der Bekanntgabe der Details. Japan könnte daher am Ende ebenfalls das Nachsehen haben, wenn es sich nur um eine Ankündigung für sowieso unbedeutende Reserven handelt.

Ein Problem für viele Länder bleibt die hohe Inflationsrate. In den USA wächst der Druck auf die Notenbank, ihre Zinserhöhungen deutlich stärker vorzunehmen. Im Euroraum wird immer klarer, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ebenfalls reagieren muss. Für viele Analysten und Experten wird der März ein entscheidender Monat. Hier könnte es sein, je nachdem wie die Zinsentscheidungen ausfallen, dass die Ölpreise stark drunter leiden. Öl gilt als risikoreiche Anlage. Bei höheren Leitzinsen und einem Runterfahren der Anleihekäufe flüchten Anleger häufig in vermeintlich sicherere Anlagen. Zuletzt hatte EZB-Chefin Christine Lagarde immer wieder betont, die EZB werde nicht überstürzt handeln. In den USA könnte heute neue Informationen zur Zinspolitik folgen.

Während die Nachfrage steigt, scheitert das Bündnis OPEC+ weiterhin daran, die selbst gesetzten Förderquoten einzuhalten. Das Angebotsdefizit ist mit ursächlich für das hohe Ölpreisniveau. In den vergangenen Wochen wurde durch mehrere OPEC-Länder angekündigt, dass man die nicht erfüllten Quoten auffangen wolle und selbst mehr Öl fördern wolle. Diese Idee könnte jedoch hinfällig werden, wenn der Iran wieder auf den Markt zurückkehrt. Schätzungen zufolge könnte der Iran bereits kurz nach der Unterzeichnung eines neuen Atomabkommens täglich 1 Mio. Barrel pro Tag fördern. Dies würde die nicht erfüllten Quoten der OPEC sogar leicht übersteigen. Allerdings könnte die Nachfrage bis dahin auch noch einmal weiter steigen.

Für Verbraucher sind die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise haben zwar deutlich nachgegeben, notieren aber auf sehr hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise haben nach dem Allzeithoch in der vergangenen Woche wieder etwas nachgegeben. Auf lange Sicht betrachtet, sind die aktuellen Preise weiterhin sehr hoch und dürften weiter steigen. Dies steigert auch die Inflation im gesamten Euroraum. Für den Januar wurde ein Rekordwert von 5,1 % für den Euroraum angegeben.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1366 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell etwas stärker, weil die Zinserhöhungen immer näher rücken und vermutlich stärker ausfallen werden. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch belastet.

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