Ölpreise brechen ein – niedrigster Stand seit September – Sorge vor Virus-Mutation | Aktuelle Ölmarkt-News vom 26.11.2021

um 11:29 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise sind seit heute früh eingebrochen und geben weiter nach. Der niedrigste Stand seit September kommt überraschend, aber liegt vor allem an neuen Unsicherheiten wegen einer Mutante des Coronavirus. Die in Südafrika von Wissenschaftlern entdeckte und mittlerweile stark verbreitete Variante B.1.1.529 des Coronavirus gilt als hochansteckend und könnte sogar gegen Impfungen Resistenzen aufweisen. Vorsorglich haben mehrere Länder, darunter auch Deutschland, Reisen aus Südafrika und benachbarten Ländern einschränkt. Die Ölpreise sind unterdessen um mehr als 4 $ innerhalb weniger Stunden eingebrochen. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 73,65 $. Brent kostet 78,00 $ je Fass.

Was die Freigabe von strategischen Reserven nicht geschafft hat, schafft die Virusvariante damit innerhalb weniger Stunden. Erst gestern Abend haben die Daten für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile berichten alle Medien über die Mutante B.1.1.529. Nicht nur der Ölpreis ist eingebrochen, auch auf den Aktienmärkten fallen die Kurse. Die Angst, dass die neue Mutante eine fünfte Welle und damit auch wieder Einschränkungen im öffentlichen Leben lostreten könnte, wächst. Nachfragesorgen haben zugenommen. Die Unsicherheiten auf dem Markt führen auch dazu, dass sich Anleger in vermeintlich sichere Produkte flüchten. Öl gehört nicht dazu.

Die hohen Ölpreise haben auch einen starken Einfluss auf die Importpreise. Diese waren im Oktober 2021 um 21,7 % höher als im Oktober 2020. Eine ähnlich hohe Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Januar 1980 im Rahmen der zweiten Ölpreiskrise gegeben (+21,8 %, gegenüber Januar 1979). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr im September 2021 bei +17,7 % gelegen, im August 2021 bei +16,5 %. Gegenüber dem Vormonat September 2021 stiegen die Importpreise im Oktober 2021 um 3,8 %.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Der starke Preisanstieg sei nach wie vor insbesondere auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen. Die Energieeinfuhren waren im Oktober 2021 um 141,0 % teurer als im Oktober 2020. Der hohe Anstieg im Vorjahresvergleich ist hauptsächlich durch die stark gestiegenen Preise für Erdgas begründet. Diese lagen im Oktober 2021 fast dreimal so hoch wie im Oktober 2020 (+193,9 %). Auch die Einfuhrpreise für Erdöl haben sich verdoppelt: Erdöl war im Oktober 2021 im Vorjahresvergleich um 105,9 % teurer. Ohne Berücksichtigung von Erdöl und Mineralölerzeugnissen, lag der Importpreisindex um 17,5 % über dem Stand des Vorjahres (+3,0 % gegenüber September 2021).

Die Zahlen deuten darauf hin, dass die Inflation uns auch für längere Zeit im Euroraum weiter begleiten dürfte. Die EZB will weiterhin eine lockere Geldpolitik fahren, während die US-Notenbank bereits deutlich zu erkennen gibt, dass die Zinsen schneller ansteigen werden. Während in den vergangenen Wochen die Angebotsknappheit das Thema war, wird wegen der Entwicklungen der Corona-Pandemie und der Freigaben von strategischen Reserven, gepaart mit den jüngsten Meldungen um die Corona-Mutante davon ausgegangen, dass bald ein Überangebot auf dem Markt herrschen könnte. Dies führt ebenfalls zu einem Druck auf die Ölpreise.

Für Verbraucher sind die aktuell hohen Ölpreise Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau beim Mehr-Jahres-Hoch. Die Spritpreise und Benzinpreise sind in der Nähe des Allzeithochs. Sollten die Ölpreise weiter sinken, könnte dies zumindest kurzfristig für etwas Entlastung sorgen.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1261 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere und aufgewertete US-Dollar belastet die globale Rohöl-Nachfrage. Importe sind teurer geworden.

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