Ölpreise brechen ein | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.10.2020

um 10:16 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise sind nach einer impulsarmen Woche, die tendenziell eher die Preise für Rohöl an den Spotmärkten höher trieb, am Ende eingebrochen. Das liegt nicht nur an den Marktentwicklungen, der konjunkturellen Nachfragen und Unsicherheiten wegen Covid-19. Es liegt aktuell auch daran, dass US-Präsident Donald Trump an Corona erkrankt ist.

 

Es war eine kurze und einfache Meldung, die heute über die Ticker der Nachrichtenseiten lief. US-Präsident Donald Trump ist nach eigenen Angaben an Covid-19 erkrankt. Trump bestätigte die Infizierung und kündigte an, sich gemeinsam mit seiner Frau in Quarantäne zu begeben. Die Amtsgeschäfte könnten von Trump weitergeführt werden, erklärte sein Leibarzt. Der Markt reagierte schnell auf diese Meldung. An den asiatischen Finanzbörsen gaben die Kurse sofort nach. Auch in Deutschland reagierte man an der Frankfurter Börse zunächst mit Entsetzen auf die Nachricht. Der Ölpreis, der bereits am Tag zuvor massiv eingebüßt hatte, rutschte weiter nach unten. Der US-Dollar legte hingegen zu, weil Anleger auf krisenfeste Devisen umsteigen.

 

Der Schock dieser Meldung wird vermutlich nicht von Dauer sein und auch nicht nachhaltig. Doch der Schock sitzt tief und er ist eine Folge der Unsicherheiten auf den Markt, die mit dieser Hiobsbotschaft noch weiter zugenommen hat. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent rutschte auf 39,69 $ und der für die US-Sorte WTI sogar auf aktuell 37,56 $. Die Rohölpreise sind damit erneut sehr günstig geworden. Die Mischung aus Unsicherheiten wegen Covid-19, konjunktureller Erholung und Nachfrageausfall haben dazu beigetragen. Trumps Erkrankung hat das Symptom nur weiter verschlechtert.

 

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Dabei gab es am Mittwoch noch gute Meldungen vom Arbeitsmarkt in den USA, aber auch bei den Beständen in den US-Öl-Lagern. Gestern rutschte der Ölpreis jedoch ins Minus, weil die Gespräche über ein Billionen Dollar Schweres Konjunkturpaket nicht vorangekommen sind. Trumps Ausfall ist außerdem zur Unzeit gekommen. Der Präsident befindet sich mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes und eigentlich steht noch eine weitere Fernsehdebatte an. Die letzte verlief chaotisch und unwürdig. Die nächste sollte bald stattfinden, wird jetzt aber davon abhängen ob und wie sich Trump tatsächlich erholt. Die Unsicherheiten beim Ausgang der Wahl werden damit noch stärker, was auch den Ölpreis drückt.

 

Die Vorgaben aus den Finanzmärkten drücken ebenfalls den Ölpreis runter, der sich stark daran orientiert, wie die Stimmung an den Märkten ist. Dazu kommt, dass mehrere Staaten ihre Ölproduktion aktuell hochfahren, obwohl die Nachfrage weiterhin auf einem niedrigen Level bleibt. Die OPEC+ konnte auf diese Umstände nicht so reagieren, dass es eine Stabilisierung beim Ölpreis gab. Tatsächlich sieht es aktuell so aus, als würde der Markt mit einem Angebotsüberschuss konfrontiert werden. Dies dürfte auch länger den Ölpreis drücken.

 

Angesichts solcher Entwicklungen gibt es aktuell keine echten Argumente für höhere Ölpreise. Man muss jetzt das Wochenende abwarten und schauen, wohin die Reise dann kommende Woche geht. Am heutigen Freitag geht es vermutlich nur noch nach unten. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise sehen wir nun einen deutlich niedrigeren Ölpreis auf den internationalen Terminmärkten. Die günstigen Preise dürften uns vermutlich eine Weile erhalten bleiben. Fatal wäre jedoch ein weiterer Einbruch, der angesichts der jüngsten Entwicklungen nicht völlig übertrieben erscheint.

 

Für Verbraucher sind günstige Ölpreise hingegen ein Segen. Wer Auto fährt oder mit Heizöl heizt, kann von den günstigen Preisen auf den Rohölmärkten profitieren. Insgesamt haben die günstigen Preise aber auch Auswirkungen auf die Inflation oder Preisteuerungsraten in den Ländern. Durch günstige Ölprodukte werden gerade Transporte – egal ob in Kurz- oder Langstrecken - auch günstiger. Das wirkt sich auch auf die Endverbraucherpreise bei anderen Produkten aus. Die Frage ist aber, ob das so bleibt, oder sich doch ein Umschwung beim Ölpreis andeutet. Die nächsten Wochen dürften darüber mehr Aufschluss geben. In einem sehr ungewohnten Jahr stehen entscheidende Wochen an.

 

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