Ölpreise bleiben in der Seitwärtsbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 28.07.2020

um 11:18 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Rohölpreise haben zum gestrigen Wochenstart nur kurzfristig deutlich nachgegeben, bevor sie sich im Nachmittganshandel wieder stabilisierten und den Handel nahezu unverändert verließen. Einer der Gründe für die weiterhin stabile Lage am Rohölmarkt ist die jüngste Entwicklung des Euros, der gestern seine Aufwärtsbewegung fortsetzte. Mit einem Kurs von 1,1740 US-Dollar zeigt sich die Währung weiterhin robust und erreicht heute Morgen den höchsten Stand seit September 2018. Doch die Entwicklung des Euros ist nur eine von wenigen preisstabilisierenden Faktoren, die aktuell vergleichsweise vielen preis- drückenden Meldungen gegenüberstehen.

Nachdem die Rohölpreise letzte Woche Donnerstag zwischenzeitlich bis auf viermonatige Höchststände kletterten und somit den vorherigen Aufwärtstrend bestätigten, konnten die Notierungen diese Werte nur kurzfristig halten und haben im Nachmittagshandel einen Teil der vorherigen Gewinne wieder abgegeben. Mit Blick auf unseren Preis-Chart wird deutlich, dass sich die Rohölpreise seitdem nur noch innerhalb eines äußerst schmalen Preiskanals bewegten. Zum Start in den heutigen Handelstag bewegten sich die Preise der beiden Rohölsorten mit einem Minus von weniger als 0,1 Dollar/Barrel wieder im Gleichschritt abwärts.

Zu den zuvor genannten preisdrückenden Meldungen gehört weiterhin das von vielen Marktteilnehmern berechtigterweise als „Dauerbrenner“ bezeichnete Thema Corona-Krise. Hierbei stehen weniger die weiterhin nur schwer einzuschätzenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie im Fokus, sondern vielmehr die aktuelle Entwicklung der Corona-Neuinfektionen. Auffällig ist, dass neben den bereits bekannten „Hotspots“ Nord- und Lateinamerika, aktuell immer mehr Wirtschaftsnationen betroffen sind. Die rasante Ausbreitung der Lungenkrankheit und die damit verbundene Anzahl von Neuinfektionen führt dazu, dass die Erwartungen bzgl. der weltweiten Rohölnachfrage zuletzt wieder nach unten korrigiert werden mussten.

Auch der sich zuletzt verschärfende Konflikt zwischen den beiden Wirtschaftsmächte China und USA stellt einen weiteren belastenden Faktor für die Rohölpreise da. Nachdem die USA Ende letzter Woche die Schließung des chinesischen Konsulats in der Stadt Houston anordnete, folgte wenig später die bereits zu erwartende Antwort der chinesischen Regierung, indem das chinesischen Außenministeriums dem US-Konsulats in der Stadt Chengdu die Lizenz zum Betrieb einer Auslandsvertretung entzog und das Konsulat dadurch ebenfalls zur Schließung zwang. Der aktuell noch nur auf politischer Ebene ausgeführte Machtkampf könnte jedoch bald auch zu Lasten einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft führen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen



Während die zuvor genannten preisdrückenden Meldungen bereits gezeigt haben, dass deren Impulse einen entscheidenden Einfluss auf die aktuelle Entwicklung der Notierungen haben können, sollten auch die für heute Abend erwarteten aktuellen Lagerbestands-Daten des Interessenverbands American Petroleum Institute (API) ihre Wirkung zeigen. Auch wenn die Daten des API nicht immer vollumfänglich mit den offiziellen Zahlen der US-Energiebehörde (EIA) übereinstimmen, so lassen sich aus den Daten des Interessenverbundes zumindest kurzfristige Markttrends ablesen.

Nachdem die Rohölbestände vor gut zwei Wochen noch unerwartet deutlich um 7,5 Mio. Barrel gesunken sind, folgte letzte Woche eine kräftigte Gegen- bewegung mit einer Mengensteigerung von rund fünf Mio. Barrel, sodass ein Großteil der vorherigen Minderung ausgeglichen werden konnte. Neben der jüngst wieder rückläufigen Rohölnachfrage hat auch die aktuelle Zunahme der Fracking-Aktivitäten in den USA zum Anstieg der Bestände geführt. Nachdem die Anzahl der aktiven Bohrlöcher seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie massiv zurückgegangen ist, wurde am Freitag bekannt, dass die Zahl erstmals seit März um eine Anlage angestiegen ist. Trotz Steigerung befindet sich die Anzahl der Bohrlöcher im Vorkrisen-Vergleich weiterhin auf einem niedrigen Niveau.

Angesichts der jüngsten Zunahme von markt- relevanten Meldungen und allen voran die sich wieder zuspitzende Corona-Situation in den Vereinigten Staaten, sowie der Auseinandersetzung zwischen den USA und China, ist es überraschend, dass die aktuelle Marktlage nicht im erwarteten Umfang zu sinkenden Rohölpreisen geführt hat. Zwar wurde die bis Ende letzter Woche anhaltende Erholungstour der Notierungen vorerst unterbrochen und aktuell ist der Übergang in einer Seitwärtsbewegung ersichtlich, jedoch sollte aus unserer Sicht aktuell nicht von einer „Beruhigung" des Marktes gesprochen werden, da eine kurzfristige Gegenbewegung mit wieder sinkenden Rohölpreisen aufgrund der aktuellen Marktlage nicht ausgeschlossen werden kann.

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