Ölpreise bewegen sich seitwärts – Weitere Reserven sollen angezapft werden | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.04.2022

um 12:07 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben eine turbulente Woche hinter sich. Der Trend zeigt weiter nach unten, wobei man aktuell eher von einer volatilen Seitwärtsbewegung sprechen muss. Im Laufe des Tages könnten die Ölpreise noch einmal leicht nachgeben. Auf dem Ölmarkt hat die Ankündigung der USA, ihre Rohölreserven freizugeben, vergangene Woche für Entspannung gesorgt. Jetzt schließen sich die Länder der Internationalen Energie-Agentur (IEA) an. Der Ukraine-Krieg bleibt weiterhin das wichtigste Thema auf dem Ölmarkt. Ein Fass der leichten US-Sorte WTI notiert aktuell bei 96,92 $ und Brent kostet 101,37 $ je Fass. Die Ölpreise bleiben volatil.

Nachdem die USA bereits vergangene Woche die schrittweise Freigabe von 180 Mio. Barrel Rohöl aus den strategischen Reserven des Landes angekündigt hat, zieht die Internationale Energie-Agentur (IEA) in dieser Woche nach. So sollen die Verbrauchsländer insgesamt 240 Mio. Barrel Rohöl über einen Zeitraum von sechs Monaten freigaben. Deutschland wird sich voraussichtlich mit 6,5 Mio. Barrel beteiligen. Es muss berücksichtigt werden, dass die Reserven irgendwann wieder gefüllt werden müssen.

Das Hauptthema auf dem Ölmarkt bleibt der Ukraine-Krieg. Nachdem mutmaßliche Kriegsverbrechen von russischer Seite bekannt geworden sind, steht der Westen unter deutlichem Zugzwang. So hat die EU neue Sanktionen gegen Russland erlassen, darunter auch ein Kohle-Embargo. Bisher konnte ein Öl- und Gas-Boykott nicht durchgesetzt werden, was auch an der ablehnenden Haltung Deutschlands liegt. Analysten und Experten glauben jedoch, dass die bisherige Weigerung bald eingestellt werden könnte, weil der Druck auf die Länder wächst, je schlimmer die Lage in der Ukraine wird.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Unklar bleibt, ob Russland von sich aus bestimmte Lieferungen einstellt. Bereits jetzt gibt es Spekulationen darüber, ob die russische Regierung überhaupt noch zahlungsfähig ist. Russland besteht seit kurzem darauf, seine Rechnungen in Rubel zu bezahlen. Auch Schulden gegenüber Schuldnern sollen in Rubel bezahlt werden. Die USA hatten zuletzt den Druck auf Russland erhöht, wodurch das Bankensystem extrem schwierige Verhältnisse überwinden muss, um überhaupt am Kapitalmarkt an Devisen zu kommen. Bereits jetzt orientiert sich Russland zunehmend mehr in Richtung Asien und China und könnte kurzfristig seine Gas- und Öl-Lieferungen stoppen.

Die No-Covid-Strategie Chinas stellt mittlerweile eine deutliche Bedrohung der Rohöl-Nachfrage im asiatischen Raum dar. Die verhängten Lockdowns lassen spürbar die Nachfrage aus China zurückgehen. Dazu kommt, dass viele Experten und Analysten davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Erholung darunter leiden wird und eine stetige Verringerung der Nachfrage möglich ist. Zuletzt hatte China für mehrere Metropolen neue Lockdowns verhängt und die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie verschärft.

Schlechte Nachrichten gibt es auch aus den USA. Hier meldete die US-Energiebehörde unerwartet deutlichere Aufbauten. Die Rohölbestände sind um 2,4 Mio. Barrel unerwartet hoch angestiegen. Es zeichnet sich laut Experten ab, dass die USA zu viel Rohöl fördern, als selbst benötigt, entsprechend könnten die Rohölmengen nicht schnell genug verarbeitet werden. Auch die Mitteldestillate (+ 0,8 Mio. Barrel) sind gestiegen. Die Benzin-Bestände (- 2,0  Mio. Barrel) sind hingegen deutlich gefallen.

Keine Neuigkeiten gibt es vom iranischen Atomprogramm. Mittlerweile wird nicht mehr so schnell mit einer Einigung gerechnet. Die Gespräche um ein Ende des iranischen Atomprogramms sind festgefahren. Der neue Vertrag steht nach Angaben von Experten bereits fest, allerdings wollen die Parteien weitere Zugeständnisse erzwingen, was befürchten lässt, dass die Sanktionen gegen den Iran weiter bestehen bleiben könnten. Eine Entscheidung dürfte noch länger auf sich warten lassen.

Für Verbraucher bleiben die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise bleiben auf hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise bleiben extrem teuer. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben dazu beitragen, dass die Inflationsrate auf 7,3 Prozent gestiegen ist.  

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,0869 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell deutlich stärker, weil der Dollar als Krisenwährung Zulauf hat und Zinserhöhungen auch den Kurs stärken. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch aktuell stark belastet.

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