Ölpreise bewegen sich kaum | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.12.2018

um 09:02 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich in der zweiten Wochenhälfte nur wenig bewegt. Nach dem deutlichen Preisanstieg zum Wochenstart und der darauf fast umgehend folgenden Rücknahme der Kursgewinne, wiesen die Ölpreise im weiteren Handelsverlauf  nur noch eine minimale Aufwärtstendenz auf. Auf Wochensicht kam somit ein leichtes Plus von rund zwei Prozent zustande. Auf den heutigen Freitag legte die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,5 $/b zu und notierte am Morgen bei 61 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI kletterte mit 1,0 $/b doppelt so stark und wurde am Freitagmorgen bei 52,3 Dollar/Barrel gehandelt.

Grundsätzlich bleibt der Ölmarkt zurzeit im Griff der Aktienmärkte und die Ölpreise werden durch die trübe Stimmung an den Börsen belastet. Neben dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, blicken Anleger zurzeit auch auf viele politische Faktoren. So drücken die Unruhen in Frankreich, Italiens Staatsverschuldung, die Sorge vor einem ungeordneten Brexit und die bekannten Unsicherheiten in Bezug auf die Führung der Weltmacht USA, auf die Kurse. Zudem sind viele Konjunkturdaten der Industriestaaten zuletzt wenig erfreulich ausgefallen.

Doch zumindest scheint nun Licht am Ende des Tunnels erkennbar zu sein. So sind z.B. die ZEW-Konjunkturerwartungen weiterhin negativ, doch immerhin zeigt die Kurve mal wieder nach oben. Außerdem kommt Bewegung in den Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Berichten zufolge gibt es bereits einen Zeitplan für Handelsgespräche auf höchster politischer Ebene der beiden Länder. Im Raum steht eine deutliche Reduzierung der chinesischen Zölle auf amerikanische Autos. Sollte dieser Schritt zu einer Beilegung des Streits führen, dürfte sich die Stimmung an den Märkten deutlich verbessern, was dann auch zu steigenden Ölpreise führen könnte.

Auf der anderen Seite herrscht am Ölmarkt zurzeit Skepsis über die Wirksamkeit der vom OPEC+ Verbund beschlossenen Förderkürzung. Es stellen sich die Fragen ob die Förderreduzierung in Höhe von 1,2 Mio. Barrel pro Tag ausreicht um die Ölpreise zu stützen und bis wann die beteiligten Ölstaaten die Produktionskürzungen umsetzen können. So hatte Russland zuletzt bekannt gegeben, dass man im Januar wohl nur ein Bruchteil der anvisierten Förderkürzung umgesetzt haben wird. Gleichzeitig befindet sich die Ölproduktion in den USA auf einem Rekordhoch und soll im Jahr 2019 weiter erhöht werden.

 

 

Diese beiden Faktoren sorgten dafür, dass die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen Monatsbericht davon ausgeht, dass die Kürzungen der OPEC nicht ausreichen werden um am Ölmarkt einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu erreichen. Zum gleichen Schluss kommt auch die US-Energiebehörde in ihrem jüngsten Report, die dementsprechend auch die Prognosen für die Ölpreise auf das aktuelle Niveau und somit deutlich nach unten korrigiert hatte. Im Gegensatz zur US-Behörde räumte die IEA allerdings ein, dass es noch zu früh sei, um die Erfolgsaussichten des Kürzungsbeschlusses vollständig abzuschätzen zu können.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche keine neuen Impulse für den Weltölmarkt. Laut dem Department of Energy (DOE) wurden die gesamten US-Öllagerbestände in der vergangenen Woche um leichte 0,7 Mio. Barrel abgebaut. Dabei gingen die Rohöllager um 1,2 Mio Barrel zurück und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) legten um 0,5 Mio. Barrel zu. Heute Abend werden noch die neuen Daten zur Anzahl der aktiven Bohrlöcher in den USA veröffentlicht, aber auch hier hatten sich zuletzt nur leichte Veränderungen auf einem hohen Niveau ergeben.

Insgesamt ist die Lage am Ölmarkt zurzeit schwer einzuschätzen, denn es gibt gute Argumente für anziehende und auch für fallende Ölpreise. So geht z.B. der globale Ölverbrauch in der Regel zum Jahresbeginn stets zurück, was für sinkende Ölpreise sprechen könnte. Allerdings hat OPEC genau deshalb auch eine etwas höhere Förderkürzung beschlossen als zunächst angenommen wurde, so dass sich Angebot und Nachfrage wieder ausgleichen könnten. Die unklare Lage führt dazu, dass sich Börsenhändler aktuell eher zurückzuhalten und dass die Ölsorte BRENT seit nunmehr drei Wochen um die 60-Dollar-Marke herumpendelt.

Unabhängig von den Fundamentaldaten sollte man jedoch nicht vergessen, dass Rohöl auch ein spekulatives Handelsprodukt ist, dass stark von der Stimmung an den Börsen abhängig ist. Und an den Börsen hört man immer häufiger, dass die Talsohle nun bald erreicht sein könnte. Vor allem bei einem Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China könnten die Aktienmärkte in eine Erholungsphase eintreten, in deren Folge auch wieder spekulative Anleger an den Ölmarkt zurückkehren werden. Allein dieser Umstand hat das Potential die Ölpreise spürbar steigen zu lassen. Aber noch ist es zu früh um sich auf die eine oder andere Richtung festlegen zu können.

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