Ölpreise bewegen sich in Richtung Halbjahreshoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.04.2019

um 08:32 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölpreise in der Vorosterwoche zunächst stabilisiert hatten, startete die neue Handelswoche mit kräftig steigenden Ölpreisen. So zog die Nordsee-Ölsorte BRENT seit dem vergangenen Donnerstag um beachtliche 3,1 $/b an und wurde am heutigen Dienstagmorgen bei 74,6 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte in diesem Zeitraum um kräftige 2,0 $/b und notierte am Dienstagmorgen bei 65,7 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl kostete zum Wochenstart 72,4 Dollar/Barrel.

Obwohl die Ölpreise auch vor Ostern bereits durch die knappere Angebotslage gestützt wurden und man tendenziell mit steigenden Ölnotierungen rechnen musste, war es am Ölmarkt zuletzt zu einer Stabilisierung der Preise gekommen. Doch als die US-Regierung am Ostermontag bekannt gab, dass die USA ab Mai keine Ausnahmeregelungen mehr für Ölimporte aus dem Iran gewähren, zogen die Ölpreise sofort sprunghaft an. Bisher hatte das Weiße Haus noch Ausnahmen für iranische Ölimporte nach Italien, Griechenland, die Türkei, China, Indien, Japan, Südkorea und Taiwan gewährt, so dass diese Länder keine US-Sanktionen befürchten mussten, wenn sie Öl aus dem Iran einführten. Nun drohen diesen acht wichtigsten Importeuren von iranischem Rohöl jedoch Strafen, wenn sie ihre Öleinfuhren aus dem Iran nicht beenden sollten.

Mit diesem Schritt verschärfen die USA ihre ohnehin schon harte Gangart gegenüber dem Iran. Nachdem die USA in der ersten Monatshälfte bereits die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation eingestuft hatte, sollen nun die Ölexporte auf Null reduziert und somit die Haupteinnahmequelle des Landes zum Erliegen gebracht werden. Der politische Konflikt zwischen den USA und Iran geht somit in die nächste Eskalationsstufe, was auch das Atomabkommen mit dem Iran in Frage stellt, an welchem die beteiligten EU-Staaten weiter festhalten wollen.

Für den Weltölmarkt bedeutet diese Entwicklung, dass es bereits im Mai zu einer spürbaren Unterversorgung kommen könnte, die zuvor erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte erwartet wurde. Daher kommt nun der Entscheidung des OPEC+ Verbundes, ob die aktuelle Förderkürzung über den Juni hinaus verlängert wird, eine besondere Bedeutung zu. Das größte OPEC-Ölförderland Saudi-Arabien, dass sich zuletzt vehement für eine Verlängerung ausgesprochen hatte, könnte nun allerdings einlenken. Zumindest hatte Saudi-Arabien im vergangenen Jahr angekündigt, dass es seine Ölförderung anheben werde, wenn die USA die Ölexporte des saudischen Erzfeindes Iran zum Erliegen bringen sollten.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen



Sicher ist eine Anhebung der Ölförderung jedoch nicht und zudem bestehen weiterhin einige Angebotsrisiken, die sich durch politische Unsicherheiten ergeben. Zu nennen sind hier vor allem die anhaltende, politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela und die militärische Eskalation im libyschen Bürgerkrieg. Zwar wurde die Ölförderung Libyens bisher nicht durch den militärischen Konflikt zwischen der international anerkannte Regierung und dem einflussreichen General Haftar beeinträchtigt, dennoch könnte der Konflikt in dem afrikanischen Land, dass pro Monat etwa eine Millionen Barrel Rohöl auf den Weltmarkt bringt, zu einem weiteren Rückgang des globalen Ölangebots führen.

Gestützt werden die Ölpreise aktuell zudem durch die optimistischere Stimmung an den Börsen, die Anlagen in risikoreichere Handelsprodukte wie Erdöl interessanter macht. Außerdem wurden aus China zuletzt überraschend gute Konjunkturdaten gemeldet und im Handelsstreit zwischen den USA und China scheint eine Einigung in greifbarer Nähe zu sein. Beides legt nahe, dass es im Jahresverlauf zu einer stärker wachsenden Ölnachfrage kommen wird. Zuvor waren OPEC und Internationale Energieagentur (IEA) bereits davon ausgegeangen, dass die globale Ölnachfrage spätestens in der zweiten Jahreshälfte die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag übersteigen wird und es somit zu einem spürbaren Angebotsdefizit kommen könnte.

Darüber hinaus kamen auch vom US-Ölmarkt zuletzt wieder preisstützende Impulse. So war die Ölproduktion in der vergangenen Woche seit langem mal wieder leicht gesunken und stand mit 12,1 Mio. Barrel pro Tag knapp unter dem zuvor erreichten Rekordhoch von 12,2 Mio. Barrel pro Tag. Auch die Öllagerbestände der USA gingen zuletzt wieder leicht zurück und stehen mit 811 Mio. Barrel aktuell auf einem Jahrestiefstand. Dies deutet auf ein zu geringes Ölangebot in der größten Volkswirtschaft der Welt hin und führt somit in der Regel zu steigenden Ölpreisen.

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