Ölpreise beenden Erholungstour | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.03.2020

um 12:09 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Als vor zwei Wochen ein zunächst nur übersichtlicher Abgabedruck auf die Rohölpreise erkennbar war, haben nur wenige Marktteilnehmer mit einer Entwicklung der Notierungen gerechnet, wie sie nun in unserem Preis-Chart abzulesen ist. Mit den deutlichen Verlusten seit 2011, beendeten die Nordsee-Ölsorte BRENT mit Preisrückgängen von etwa 16 Prozent und noch kräftigeren 19 Prozent bei der amerikanischen Sorte (WTI), die zurückliegende Woche. Bis am Montag eine Gegenbewegung einsetzte, die bis gestern Morgen anhielt.

Während es seit Jahresbeginn zu den Wochenstarts häufig zu starken Preisschwankungen am Ölmarkt kam und stellenweise sogar von regelrechten Preisstützen gesprochen wurde, sind die jüngsten auffälligen Preisbewegungen jeweils an Freitagen eingetreten. Nachdem die Notierungen bereits letzte Woche Freitag die tiefsten Stände seit Ende 2017 erreichten, hat die zwischenzeitliche Erholungsphase in dieser Woche nur übersichtliche Gewinne hervorgebracht.

So fiel am Freitagmorgen der Preis der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT um 0,3 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 49,7 $/b. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte am Morgen bei 45,6 $/b und somit 0,7 Dollar/Barrel niedriger als am Vortag. Der bereits gestern startende Richtungswechsel hielt somit auch heute im frühen Handel weiter an und führte an den letzten beiden Tagen zu Verlusten von mehr als fünf Prozent bei beiden Rohölsorten. Die Rohölsorte BRENT erreichte heute Morgen sogar den niedrigsten Stand seit Juli 2017.

Die starke Belastung und die damit verbundenen rückläufigen Preise am Ölmarkt, sind auf die momentan äußerst schlechte Aktienmarktstimmung zurückzuführen. Riskante Anlageformen, zu denen auch Rohstoffe wie Öl gehört, werden in unsicheren Zeiten eher gemieden. Darüber hinaus beeinträchtigt die rasante Ausbreitung des ursprünglich aus China stammenden Coronavirus nach wie vor die weilweiten Konjunkturerwartungen. Die aus der „Corona-Krise“ resultierenden und weiterhin kaum abzuschätzenden wirtschaftlichen Folgen dämpfen außerdem die kurz- bis mittelfristige globale Erdölnachfrage.




Neben dem Dauerthema „Corona“ am Ölmarkt, verschiebt sich der Fokus der Marktteilnehmer aktuell mal wieder Richtung Wien. Auf dem seit mehreren Monaten geplanten Treffen verhandeln die OPEC-Mitglieder und deren zehn Kooperationspartner, über die zukünftige Fördermengenpolitik. Grundsätzlich besteht zwischen den Teilnehmern Einigkeit, dass eine ausgeweitete Fördermengenkürzung zur Stabilisierung des Ölmarktes unumgänglich ist. Diskussionsbedarf besteht jedoch wohl noch bzgl. der Höhe der Produktionskürzung.

Angesichts der seit Jahresbeginn massiv gefallenen Rohölpreise und dem heutigen Erreichen von neuen absoluten Langzeit-Tiefs, ist eine deutliche Fördermengenkürzung zur Stabilisierung der Notierungen unumgänglich. Während Förderländer wie Saudi-Arabien dies seitens der OPEC vorgesehenen zusätzliche Kürzung der Tagesproduktion um 1,5 Millionen Barrel befürworten, scheinen sich die Vertreter Russlands gegen jede weitere Kappung auszusprechen.

Eine Lösung des Disputs, sowie die Wahrscheinlichkeit einer für alle OPEC + Mitglieder akzeptablen zukünftigen Fördermengenpolitik, ist aufgrund der nochmals verhärteten „Blockadehaltung“ seitens Russlands, zumindest nicht zeitnah absehbar. Und auch beim Dauerthema „Coronavirus“ ist die Hoffnung auf Besserung zuletzt merklich zurückgegangen, nachdem seitens mehrerer europäischer Gesundheitsminister die weltweite Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit nicht mehr ausgeschlossen wurde.

Die aus der sogenannten „Corona-Krise“ resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft, sowie für die globale Erdölnachfrage ist aufgrund der neusten Entwicklungen am Ölmarkt nochmals schwerer einzuschätzen. Von einer kurzfristigen Stabilisierung der Rohölpreise, wie sie seitens ersten Marktteilnehmern aufgrund der zwischenzeitlichen Rohölpreis-Entwicklung zu Beginn der Woche prognostiziert wurde, sollte aus unserer Sicht noch lange nicht gesprochen werden.

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