Ölpreise auf Wochensicht im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.02.2019

um 09:20 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auch wenn die Ölpreise auf den heutigen Freitag leicht nachgegeben haben, so verzeichnen sie auf Wochensicht dennoch einen Anstieg von rund zwei Prozent und auch die Aussichten deuten eher auf steigende als auf fallende Ölpreise hin. Trotzdem gab die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Freitag um 0,3 $/b nach und wurde am Morgen bei 61,9 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI ging sogar um 0,8 $/b zurück und stand am Freitagmorgen bei 53,8 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl notierte zuletzt bei gut 61 Dollar/Barrel.

Die Ölpreise haben sich in den vergangenen drei Wochen recht stabil gezeigt, weil die Nachrichtenlage keine eindeutige Richtung für die Ölpreise hergegeben hat. Auch jetzt ist noch nicht klar erkennbar in welche Richtung sich die Ölpreise in den kommenden Tagen und Wochen bewegen werden, jedoch verdichten sich die Anzeichen, dass sich die Ölpreise tendenziell wieder aufwärts bewegen könnten. So stehen dem ölpreisbelastenden, schwächelnden Wirtschaftswachstum mit der Krise im ölreichen Venezuela, der deutlichen  Reduktion der OPEC-Ölförderung und zuversichtlichen Aussagen im Handelsstreit zwischen den USA und China, gleich drei Faktoren gegenüber, die für steigende Ölpreise sprechen.

Konjunkturaussichten
Belastet werden die Ölpreise im Wochenverlauf durch eine insgesamt wieder pessimistischere Stimmung an den Finanzmärkten. Von den beiden größten Volkswirtschaften und Ölverbrauchern der Welt waren zuletzt schwache Konjunkturdaten gekommen. Vor allem die Zahlen zur chinesischen Wirtschaftsleistung sorgen für Unsicherheit. So wurde zuletzt bekannt gegeben, dass die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr mit 6,6 Prozent erneut schwächer gewachsen als im Vorjahr. Aber auch in Europa sorgt der ungeordnete Brexit für Zurückhaltung an den Börsen. Sie insgesamt mäßigen Aussichten für die Weltwirtschaft dämpfen die Ölnachfrage und drücken somit auf die Ölpreise.

US-Handelskonflikt mit China
Im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften und auch Ölverbrauchern der Welt, lassen zuversichtliche Aussagen von US-Präsident Trump auf einen globalen Wirtschaftsaufschwung hoffen. Zumindest liefen die in dieser Woche geführten Handelsgespräche augenscheinlich zufriedenstellend für beide Seiten. Zwar müssen wohl noch einige politische Punkte zwischen den beiden Präsidenten geklärt werden, doch in der Sache scheint man sich einig zu sein. So wollen die USA die Zölle auf chinesischen Waren wieder senken und China bietet im Gegenzug bis 2024 einen Ausgleich der Handelsbilanz der beiden Länder an. Eine Lösung im Handelskonflikt würde sich positiv auf die Weltkonjunktur und die Stimmung an den Börsen auswirken und somit auch die Ölpreise stützen.

Iran
Um europäischen Unternehmen weiterhin einen legitimen Handel mit dem Iran zu  ermöglichen und somit auch ohne die USA am Atomabkommen mit dem Iran festhalten zu können, hat die EU die Zweckgesellschaft INSTEX gegründet, die als Zahlungskanal für Geschäfte mit dem Iran dienen soll. Auch Ölgeschäfte zwischen dem Iran und der EU könnten somit als eine Art Tauschgeschäft aufrechterhalten werden. Zwar drohten die USA erneut jenen Firmen in der EU mit Strafmaßnahmen, die weiterhin Geschäfte mit iranischen Unternehmen machen, doch für den Ölmarkt war dies ein Schritt, der auf die Preise drückte.

 

 

Venezuela
Die US-Sanktionen gegen den Ölsektor Venezuelas haben sich hauptsächlich preisstützend auf schwere Ölsorten ausgewirkt. Zudem ist Venezuela zwar das Land mit den größten Ölreserven der Welt, doch aufgrund der seit Jahren bestehenden Wirtschaftskrise wurde die dortige Ölförderung massiv zurückgefahren, so dass sich ein Ausfall der venezolanischen Ölförderung am Weltölmarkt weniger bemerkbar macht als noch vor einigen Jahren. Dennoch erfahren die Ölpreise tendenziell eine Stützung durch die Krise und nach einem schnellen Ende im Machtkampf zwischen Präsident Maduro und Parlaments- und Interimspräsidenten Guaidó sieht es derzeit nicht aus. Andererseits hat sich der Großteil der Weltgemeinschaft in dieser politischen Krise sehr schnell und klar positioniert und auch wenn sich die USA in den vergangenen Jahren vermehrt aus globalen Krisengebieten zurückgezogen haben, so wird sich die Weltmacht direkt vor der eigenen Haustür das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen.

OPEC+ Verbund
Zu den Exportausfällen beim OPEC-Mitglied Venezuela wirkt sich auch die anhaltende Schließung des größten lybischen Ölfeldes auf die gesamte Fördermengen des Ölkartells aus. Das immer wieder durch Milizen besetzte El Sharara Ölfeld im Bürgerkriegsland Lybien soll diesem Mal erst wieder geöffnet werden, wenn die Rebellen abziehen und eine langfristige Lösung in Aussicht ist.

Gestützt wurden die Ölpreise zudem durch eine weitreichende Reduktion der Ölförderung Saudi-Arabiens. Laut US-Energiebehörde EIA sind auch die Öllieferungen Saudi-Arabiens in die USA zuletzt deutlich gefallen. Darüber hinaus scheinen sich auch andere OPEC-Mitglieder und Russland an die im vergangenen Jahr beschlossene Förderkürzung zu halten. So hat Russland seine Förderung nach eigenen Angaben seit Oktober um 50.000 Barrel reduziert, was allerdings nur einen Bruchteil von der versprochenen Kürzung um 0,22 Mio. Barrel darstellt.

US-Ölmarkt
Grundsätzlich ist der US-Ölmarkt zuletzt wieder stärker in den Fokus der Händler gerückt, auch weil sich die USA im Jahr 2018 wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen haben. Aufgrund der dortigen Schieferölförderung wird erwartet, dass sich die USA in absehbarer Zeit nicht nur autark mit Rohöl versorgen können sondern sogar zu einem Netto-Ölexporteur werden. Dies wirkt sich drückend auf die Ölpreise aus, auch weil die seit rund zwei Monaten stetig gestiegenen US-Öllager auf ein Überangebot auf dem Weltölmarkt hindeuteten. In der vergangenen Woche sind die gesamten US-Öllagerbestände nun jedoch erstmal wieder um leichte 2,4 Mio. Barrel gesunken. Mit 845 Mio. Barrel liegen die gesamten Öllagerbestände der USA weiterhin auf einem der höchsten Stände der zurückliegenden eineinhalb Jahre.

Devisenmarkt
Vom Devisenmarkt waren zuletzt preisstützende Impulse für den Ölmarkt gekommen. So hat der US-Dollar in dieser Woche an Wert verloren, weil die US-Notenbank bekräftigte vorerst keine weiteren Zinsanhebungen durchzuführen. Grundsätzlich führt ein schwächerer Dollar dazu, dass das weltweit in Dollar gehandelte Öl in anderen Währungsräumen günstiger wird. Dies lässt die Nachfrage anziehen und hat zumeist steigende Ölpreise zur Folge.

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